Gute Elternschaft trotz schwieriger Kindheit: So gelingt der Kreislaufbruch

Es gibt wohl kaum etwas Schmerzhafteres, als zu erkennen, dass die eigene Kindheit nicht das unbeschwerte Paradies war, das sie hätte sein sollen. Für manche Mütter ist diese Erkenntnis besonders bitter, weil sie befürchten, die Fehler ihrer eigenen Eltern zu wiederholen. Doch es gibt Hoffnung: Eine schwierige Kindheit muss nicht zwangsläufig zu schlechter Elternschaft führen. Im Gegenteil, sie kann sogar die Motivation verstärken, es besser zu machen.

Der Schatten der Vergangenheit

Stell dir vor, du bist wieder ein kleines Mädchen, versteckt hinter der Couch, während deine Eltern sich streiten. Die Worte sind scharf wie Messer, und die Angst schnürt dir die Kehle zu. Oder du erinnerst dich an die ständige Kritik, egal wie sehr du dich auch bemüht hast. „Warum kannst du nicht so sein wie…“, hallt es in deinen Ohren. Diese Erfahrungen prägen uns, formen unser Selbstbild und beeinflussen unsere Beziehungen – auch die zu unseren eigenen Kindern.

Viele Mütter, die eine toxische Kindheit erlebt haben, kämpfen mit dem Gefühl, nicht gut genug zu sein. Sie haben Angst, ihren Kindern nicht das geben zu können, was diese brauchen. Sie fürchten, die gleichen Fehler zu machen wie ihre Eltern, unkontrolliert auszurasten oder die eigenen Kinder zu vernachlässigen. Dieses Gefühl der Unsicherheit kann lähmend sein und die Freude am Muttersein trüben. Doch es gibt einen Weg, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Die Narben der Vergangenheit mögen tief sitzen, aber sie definieren nicht die Zukunft. Es ist möglich, ein liebevolles und stabiles Elternhaus zu schaffen, selbst wenn man selbst kein solches erlebt hat. Der Schlüssel liegt darin, sich der eigenen Verletzungen bewusst zu werden, sie zu verarbeiten und aktiv an einem neuen Weg zu arbeiten.

Die Macht der Entscheidung

Es beginnt mit der Erkenntnis, dass man nicht machtlos ist. Man kann wählen, wie man auf die eigenen Erfahrungen reagiert. Man kann sich dafür entscheiden, die negativen Muster zu durchbrechen und seinen Kindern ein besseres Vorbild zu sein. Es ist ein bewusster Akt der Selbstermächtigung, der Mut und Entschlossenheit erfordert.

Eine Frau namens Kristin wuchs mit einem alkoholabhängigen Vater auf, der unberechenbar und jähzornig war. Sie erinnert sich an die ständige Angst und Unsicherheit, die in ihrer Familie herrschten. Sie nahm sich als Kind fest vor, anders zu sein als ihr Vater, geduldig und ausgeglichen wie ihre Mutter. Doch als sie selbst Mutter wurde, merkte sie, wie schwierig das sein konnte. „Ich werde auch mal wütend“, sagt sie. „Es ist okay, zu zeigen, dass man wütend ist. Das ist nur menschlich. Aber wenn ich es tue, versuche ich wirklich sicherzustellen, dass meine Kinder wissen, dass die Wut sich auf die Situation bezieht, nicht auf sie persönlich, und dass sie nicht von Dauer ist. Das ist der schwierige Teil.“

Kristins Geschichte zeigt, dass es nicht darum geht, perfekt zu sein, sondern darum, sich seiner Fehler bewusst zu sein und aktiv daran zu arbeiten, sie zu korrigieren. Es geht darum, präsent zu sein, zuzuhören und seinen Kindern zu zeigen, dass man sie liebt und akzeptiert, egal was passiert.

„Die Vergangenheit muss nicht die Zukunft bestimmen. Mit Mut, Entschlossenheit und den richtigen Werkzeugen können wir den Kreislauf durchbrechen und unseren Kindern ein liebevolles und stabiles Zuhause bieten.“

Es ist entscheidend zu verstehen, dass die eigene Kindheit zwar einen Einfluss hat, aber nicht das gesamte Drehbuch für das eigene Leben schreibt. Die Fähigkeit zur Reflexion und Selbstkorrektur ist der Schlüssel, um ein guter Elternteil zu sein. Es bedeutet, sich seinen eigenen Dämonen zu stellen und sich aktiv dafür zu entscheiden, anders zu handeln als die eigenen Eltern es vielleicht getan haben. Dieser Prozess ist nicht immer einfach, aber er ist lohnenswert.

Die Reise zur bewussten Elternschaft beginnt oft mit kleinen Schritten. Es kann das bewusste Bemühen sein, im Alltag präsenter zu sein, oder das aktive Zuhören, wenn das Kind von seinen Erlebnissen erzählt. Es kann aber auch bedeuten, sich professionelle Hilfe zu suchen, um alte Wunden zu heilen und neue Strategien für den Umgang mit schwierigen Situationen zu entwickeln.

Gute Elternschaft

Gute Elternschaft

Die Auswirkungen schlechter Elternschaft auf Kinder

Kinder, die unter den oben genannten Merkmalen leiden, sind einem Risiko für langfristige körperliche, psychische, Verhaltens- und gesellschaftliche Folgen ausgesetzt. Laut dem Child Welfare Information Gateway (ein Service des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums) gehören zu den langfristigen Folgen von Kindesmissbrauch und Vernachlässigung:

  • emotionale Schwierigkeiten
  • Schwierigkeiten, Bindungen einzugehen
  • Depressionen
  • Angstzustände
  • Drogenmissbrauch
  • Selbstmordgedanken
  • Essstörungen
  • Schlafstörungen
  • körperliche Beschwerden
  • Schwierigkeiten in der Schule
  • Probleme mit dem Gesetz

Es ist wichtig, sich diese Folgen vor Augen zu führen, um die Dringlichkeit zu erkennen, den Kreislauf zu durchbrechen. Es geht nicht nur um das eigene Wohlbefinden, sondern auch um das der eigenen Kinder. Indem man sich aktiv mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzt, kann man verhindern, dass diese negativen Muster sich in der nächsten Generation wiederholen.

Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass es immer Hoffnung gibt. Auch wenn die Vergangenheit schmerzhaft war und die Auswirkungen auf das eigene Leben und das der Kinder spürbar sind, ist es nie zu spät, Veränderungen herbeizuführen. Der erste Schritt besteht darin, sich der Situation bewusst zu werden und den Wunsch nach Veränderung zu entwickeln. Mit der richtigen Unterstützung und den richtigen Werkzeugen kann jeder den Weg zu einer liebevolleren und erfüllteren Elternschaft finden.

Wege zur Heilung und Veränderung

Wie aber gelingt es, den Kreislauf schlechter Elternschaft zu durchbrechen? Hier sind einige Strategien, die helfen können:

  1. Nimm eine Bestandsaufnahme deiner elterlichen Risiken vor: Der erste Schritt, um es besser zu machen, ist oft eine ehrliche Bestandsaufnahme deiner eigenen Stärken und Schwächen. Du weißt, dass du deine Kinder liebst. Du weißt, dass du nie willst, dass sie sich fragen, wie du es getan hast, ob sie bemerkenswert oder überhaupt würdig sind. Lass nichts aus: Du lachst gerne. Du packst ein tolles Mittagessen.
  2. Suche dir Unterstützung: Viele Eltern brauchen Hilfe, um diese Arbeit zu leisten. Glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der es weniger stigmatisiert ist, sich diese Hilfe zu holen, sei es von einer Online-Community oder in einer Therapiepraxis.
  3. Gehe kleine Schritte und baue darauf auf: Geh kleine Schritte, rät Karen Young. Wenn du nicht immer ein warmherziger und einladender Elternteil warst, mag es sich anfangs ungeschickt und seltsam anfühlen, eine Verlagerung hin zu liebevoller Fürsorge vorzunehmen. Der Beginn der Heilung kann sich wie der Beginn eines Trainingsprogramms anfühlen: schmerzhaft, sogar unsicher, mit einem überwältigenden Drang, zum alten Zustand zurückzukehren.
  4. Setze Grenzen zu deinen eigenen Eltern: Was ist, wenn deine eigenen Eltern noch Teil des Bildes sind? Du kannst Wege finden, dich mit deinen Eltern zu beschäftigen, wenn es sich für dich richtig anfühlt. Vielleicht haben sie ihr Verhalten geändert; vielleicht wollen sie Teil des Lebens deiner Kinder sein.
  5. Übe dich darin, ein sicherer Ort für deine Kinder zu sein: In unseren Familien erfahren wir zum ersten Mal Akzeptanz, sagt Tracy Lamperti, LMHC, eine lizenzierte Beraterin für psychische Gesundheit in Brewster, Massachusetts. Dort üben wir die sozialen Fähigkeiten, die wir in die größere Welt mitnehmen. Es kann eine enorme Anstrengung für Eltern sein, eine traumatische Geschichte beiseite zu legen, aber deine Kinder müssen wissen, dass ihre Eltern ein sicherer Ort sind, um die schwierigen Dinge zu besprechen.

Diese Schritte sind nicht immer einfach, aber sie sind machbar. Mit Geduld, Ausdauer und der Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen, kann jeder den Kreislauf durchbrechen und seinen Kindern ein liebevolles und stabiles Zuhause bieten.

Die Qualitäten guter Eltern

So wie schlechte Eltern vorhersehbare Eigenschaften haben, so auch gute Eltern. Das Verfeinern dieser Fähigkeiten kann eine weitere Möglichkeit sein, den Teufelskreis der schlechten Elternschaft zu durchbrechen.

  • Eine uneingeschränkte Entschuldigung
  • Diskretion
  • Zeit
  • Eine Auszeit … für dich
  • Beharrlichkeit

Diese Qualitäten sind wie Leuchtfeuer auf dem Weg zu einer besseren Elternschaft. Sie erinnern uns daran, dass es nicht darum geht, perfekt zu sein, sondern darum, authentisch, präsent und liebevoll zu sein. Sie helfen uns, eine starke und gesunde Beziehung zu unseren Kindern aufzubauen, die auf Vertrauen, Respekt und gegenseitigem Verständnis basiert.

Es ist wichtig zu betonen, dass der Weg zu einer besseren Elternschaft ein fortlaufender Prozess ist. Es gibt keine endgültige Ziellinie, sondern vielmehr eine kontinuierliche Entwicklung und Verbesserung. Es bedeutet, sich immer wieder selbst zu hinterfragen, neue Strategien zu lernen und sich an die sich verändernden Bedürfnisse der Kinder anzupassen. Es ist eine Reise, die uns als Eltern reifen lässt und uns die Möglichkeit gibt, unseren Kindern das bestmögliche Vorbild zu sein.

Fazit

Der Weg von einer schwierigen Kindheit zu einer liebevollen Elternschaft ist kein einfacher, aber er ist möglich. Es erfordert Mut, Entschlossenheit und die Bereitschaft, sich mit den eigenen Verletzungen auseinanderzusetzen. Doch die Belohnung ist unermesslich: eine starke und gesunde Beziehung zu den eigenen Kindern, die auf Vertrauen, Respekt und Liebe basiert. Indem wir den Kreislauf durchbrechen, geben wir unseren Kindern nicht nur ein besseres Zuhause, sondern auch die Chance, selbst zu liebevollen und verantwortungsbewussten Eltern zu werden. Es ist ein Geschenk, das über Generationen hinweg weiterwirkt.

QUELLEN

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