Kindliches Verhalten verstehen: Gründe und Lösungen für Mütter

Das Chaos bricht aus. Der kleine Tim schreit im Supermarkt, weil er den Schokoriegel nicht bekommt. Die pubertierende Anna knallt die Tür und schreit ihre Mutter an, weil sie nicht mit ihren Freunden weggehen darf. Kennen wir das nicht alle? Kinder benehmen sich manchmal daneben. Aber warum tun sie das? Und was können wir als Mütter tun, um diese Situationen besser zu meistern? Tauchen wir ein in die Welt der kindlichen Verhaltensweisen und entdecken die überraschenden Gründe für ihr Verhalten.

Die Suche nach Aufmerksamkeit und Verbindung

Stell dir vor, du sitzt am Küchentisch, vertieft in ein Gespräch mit deiner Freundin, während deine Kinder um dich herumspielen. Plötzlich wirft dein Sohn mit Bauklötzen, und deine Tochter beginnt zu quengeln. Was ist passiert? In solchen Momenten fühlen sich Kinder oft ausgeschlossen. Sie spüren, dass die Aufmerksamkeit nicht ihnen gilt, und versuchen, diese auf sich zu ziehen – notfalls auch durch negatives Verhalten. Ein Wutanfall, ein Geschrei oder das Ärgern des Geschwisterchens sind in diesem Fall oft ein Hilfeschrei nach Verbindung und Beachtung. Sie wollen dir zeigen: „Hey, ich bin auch noch da!“ Auch wenn es sich paradox anhört, ist negative Aufmerksamkeit für Kinder immer noch besser als gar keine. Es ist ein Signal, dass sie wahrgenommen werden.

Was also tun? Anstatt sofort zu schimpfen, versuche, das Verhalten zu ignorieren – solange niemand zu Schaden kommt – und lobe stattdessen ihr positives Verhalten. Wenn dein Kind anfängt, friedlich mit den Bauklötzen zu spielen oder seiner Schwester hilft, erwähne das anerkennend. So lernen sie, dass positives Verhalten mehr Aufmerksamkeit bringt als negatives. Schenke ihnen bewusst Zeit und ungeteilte Aufmerksamkeit, lies ihnen vor, spiele mit ihnen oder unternehmt etwas zusammen. Diese Momente der Verbundenheit füllen ihren Aufmerksamkeits-Tank und reduzieren das Bedürfnis nach negativer Aufmerksamkeit.

Kinder-Verhaltensgründe

Kinder-Verhaltensgründe

Nachahmung: Wenn Kinder zu kleinen Spiegeln werden

Kinder sind wie kleine Schwämme, die alles um sich herum aufsaugen – sowohl Gutes als auch Schlechtes. Sie lernen durch Beobachtung und Nachahmung. Wenn sie sehen, wie ein Freund in der Schule frech ist oder eine Figur im Fernsehen sich aggressiv verhält, kann es passieren, dass sie dieses Verhalten kopieren. Sie testen aus, wie andere reagieren und ob sie damit durchkommen.

Als Eltern haben wir hier eine große Verantwortung. Wir sind die Vorbilder unserer Kinder. Zeigen wir ihnen, wie man Konflikte friedlich löst, wie man respektvoll miteinander umgeht und wie man seine Gefühle auf gesunde Weise ausdrückt. Begrenze den Kontakt deines Kindes mit aggressiven Inhalten in den Medien und im realen Leben. Achte darauf, welche Filme und Serien sie sehen und mit wem sie sich umgeben. Sprich mit ihnen über das, was sie sehen, und erkläre ihnen, warum bestimmtes Verhalten nicht in Ordnung ist. Sei selbst ein gutes Vorbild und lebe die Werte vor, die du deinem Kind vermitteln möchtest.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Welt, in der Kinder heute aufwachsen, voller Einflüsse ist, die wir nicht immer kontrollieren können. Daher ist es umso wichtiger, dass wir als Eltern ein starkes Gegengewicht bilden und unseren Kindern positive Verhaltensweisen vorleben. Indem wir selbst respektvoll, ehrlich und mitfühlend handeln, geben wir unseren Kindern die besten Werkzeuge mit auf ihren Lebensweg.

Grenzen austesten: Ein Spiel mit Regeln

„Nein!“, „Das darfst du nicht!“, „Räum dein Zimmer auf!“ – Kinder hören oft, was sie nicht tun sollen. Aber was passiert, wenn sie die Regeln brechen? Sie wollen herausfinden, ob wir es wirklich ernst meinen. Das Austesten von Grenzen ist ein normaler und gesunder Teil ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung. Es ist ihre Art, die Welt zu verstehen und ihren Platz darin zu finden. Sie wollen wissen, wie weit sie gehen können, bevor es Konsequenzen gibt.

Die Herausforderung für uns Eltern besteht darin, klare Grenzen zu setzen und diese konsequent durchzusetzen. Wenn Kinder merken, dass sie mit ihrem Verhalten durchkommen, werden sie es immer wieder versuchen. Es ist wichtig, dass die Konsequenzen für Regelverstöße logisch und nachvollziehbar sind. Wenn dein Kind beispielsweise sein Spielzeug nicht aufräumt, kann es für eine bestimmte Zeit weggenommen werden. Wichtig ist, dass du ruhig und bestimmt bleibst und dich nicht auf Machtkämpfe einlässt. Erkläre deinem Kind, warum die Regeln wichtig sind und welche positiven Auswirkungen es hat, wenn sie eingehalten werden.

Es ist aber auch wichtig, nicht zu streng zu sein und den Kindern genügend Freiraum für eigene Entscheidungen zu lassen. Gib ihnen die Möglichkeit, sich innerhalb der Grenzen auszuprobieren und ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln. So lernen sie, Verantwortung zu übernehmen und mit den Konsequenzen ihres Handelns umzugehen.

Kinder benehmen sich nicht einfach so, sie kommunizieren etwas. Es liegt an uns, diese Botschaft zu verstehen und ihnen zu helfen, sich auf gesunde Weise auszudrücken.

Mangelnde Fähigkeiten: Wenn Kinder nicht weiterwissen

Manchmal steckt hinter problematischem Verhalten einfach ein Mangel an Fähigkeiten. Ein Kind, dem soziale Kompetenzen fehlen, schlägt vielleicht ein anderes Kind, weil es mit ihm spielen möchte, aber nicht weiß, wie es das anders ausdrücken kann. Ein Kind, dem Problemlösungsfähigkeiten fehlen, räumt sein Zimmer nicht auf, weil es nicht weiß, wo es anfangen soll.

In solchen Fällen ist es wichtig, dem Kind zu helfen, die fehlenden Fähigkeiten zu erlernen. Anstatt es nur für sein Verhalten zu bestrafen, zeige ihm, was es stattdessen tun kann. Erkläre ihm, wie man freundlich nach einem Spielzeug fragt, wie man sein Zimmer organisiert und wie man seine Gefühle auf gesunde Weise ausdrückt. Übe mit ihm, wie man Konflikte friedlich löst und wie man Kompromisse eingeht. Je mehr Fähigkeiten dein Kind erlernt, desto weniger wird es zu problematischem Verhalten greifen.

Es ist wichtig, geduldig zu sein und deinem Kind Zeit zu geben, die neuen Fähigkeiten zu erlernen. Rückschläge sind normal und gehören zum Lernprozess dazu. Lobe dein Kind für seine Fortschritte und ermutige es, weiterzumachen. Mit deiner Unterstützung kann es lernen, seine Herausforderungen zu meistern und sich positiv zu entwickeln.

Der Wunsch nach Unabhängigkeit: „Ich kann das selbst!“

Schon im Kindergartenalter wollen Kinder zeigen, was sie alles alleine können. Teenager rebellieren, um zu demonstrieren, dass sie selbstständig denken können. Dieser Wunsch nach Unabhängigkeit ist ein wichtiger Teil ihrer Entwicklung. Sie wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen und ihren eigenen Weg gehen.

Als Eltern können wir diesen Wunsch unterstützen, indem wir unseren Kindern altersgerechte Wahlmöglichkeiten geben. Frage deinen kleinen Sohn, ob er Wasser oder Milch trinken möchte. Überlasse es deinem Teenager, wann er seine Aufgaben erledigt, solange sie rechtzeitig fertig sind. Gib ihnen Verantwortung und traue ihnen etwas zu. Je mehr Freiraum sie haben, desto weniger werden sie das Gefühl haben, sich durch negatives Verhalten beweisen zu müssen.

Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden zwischen dem Wunsch nach Unabhängigkeit und dem Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit. Setze klare Grenzen und erwarte, dass sie eingehalten werden. Zeige deinen Kindern, dass du für sie da bist, wenn sie dich brauchen, aber gib ihnen auch den Raum, ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln und ihre eigenen Fehler zu machen. So lernen sie, Verantwortung zu übernehmen und ihren eigenen Weg zu finden.

Überwältigende Emotionen: Wenn Gefühle hochkochen

Kinder haben oft Schwierigkeiten, mit ihren Gefühlen umzugehen. Sie werden schnell wütend, traurig oder frustriert und wissen nicht, wie sie diese Gefühle ausdrücken sollen. Manchmal reagieren sie mit aggressivem Verhalten oder ziehen sich zurück. Sie sind einfach überwältigt von ihren Emotionen.

Hier können wir als Eltern helfen, indem wir unseren Kindern beibringen, ihre Gefühle zu erkennen und zu benennen. Sprich mit ihnen über ihre Emotionen und hilf ihnen, die richtigen Worte dafür zu finden. Zeige ihnen gesunde Wege, mit ihren Gefühlen umzugehen, wie zum Beispiel Sport treiben, Musik hören oder mit einem Freund sprechen. Lehre sie Entspannungstechniken wie tiefes Atmen oder Meditation.

Es ist wichtig, dass Kinder lernen, dass alle Gefühle erlaubt sind, aber nicht jedes Verhalten. Es ist in Ordnung, wütend zu sein, aber es ist nicht in Ordnung, andere zu verletzen. Hilf ihnen, ihre Gefühle auf gesunde Weise auszudrücken, ohne sich selbst oder anderen zu schaden. Indem du ihnen ein offenes Ohr schenkst und ihnen hilfst, ihre Emotionen zu verstehen, gibst du ihnen die Werkzeuge, die sie brauchen, um mit ihren Gefühlen umzugehen und gesunde Beziehungen aufzubauen.

Unerfüllte Bedürfnisse: Wenn der Bauch knurrt oder die Müdigkeit nagt

Hunger, Müdigkeit oder Krankheit können sich negativ auf das Verhalten von Kindern auswirken. Ein müdes Kind ist reizbarer, ein hungriges Kind unkonzentrierter. Da kleine Kinder ihre Bedürfnisse oft noch nicht verbalisieren können, äußern sie sie durch ihr Verhalten.

Hier ist es wichtig, als Eltern aufmerksam zu sein und die Signale unseres Kindes richtig zu deuten. Biete ihm regelmäßig gesunde Snacks und Mahlzeiten an und achte auf ausreichend Schlaf. Wenn dein Kind krank ist, gib ihm die nötige Ruhe und Pflege. Indem du auf seine Bedürfnisse eingehst, kannst du viele Verhaltensprobleme vermeiden.

Es ist auch wichtig, mit deinem Kind über seine Bedürfnisse zu sprechen. Frage es, wie es sich fühlt und was es braucht. Je besser es seine Bedürfnisse kommunizieren kann, desto weniger wird es zu problematischem Verhalten greifen. Sei einfühlsam und reagiere auf seine Signale. So zeigst du ihm, dass du für es da bist und dass seine Bedürfnisse wichtig sind.

Macht und Kontrolle: Wer hat hier das Sagen?

Manchmal steckt hinter dem Fehlverhalten von Kindern der Wunsch nach Macht und Kontrolle. Sie wollen bestimmen, was passiert, und sich nicht von anderen bevormunden lassen. Das kann zu Trotzverhalten und Streitereien führen.

Um Machtkämpfe zu vermeiden, ist es wichtig, deinem Kind Wahlmöglichkeiten anzubieten. Frage es zum Beispiel, ob es sein Zimmer jetzt oder nach dem Fernsehen aufräumen möchte. So gibst du ihm das Gefühl, Kontrolle zu haben, und erhöhst die Wahrscheinlichkeit, dass es deinen Anweisungen folgt. Vermeide es, Befehle zu erteilen oder zu drohen. Erkläre deinem Kind stattdessen, warum du etwas von ihm möchtest, und biete ihm eine Lösung an, die für beide Seiten akzeptabel ist.

Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden zwischen dem Bedürfnis nach Kontrolle und dem Bedürfnis nach Führung und Struktur. Setze klare Grenzen und erwarte, dass sie eingehalten werden, aber gib deinem Kind auch den Raum, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und seinen eigenen Willen zu entwickeln. So lernt es, Verantwortung zu übernehmen und mit Konflikten umzugehen.

Erlerntes Fehlverhalten: Wenn es funktioniert, warum aufhören?

Manchmal ist die Erklärung für Fehlverhalten ganz einfach: Es funktioniert. Wenn ein Kind durch Quengeln bekommt, was es will, lernt es, dass Quengeln eine effektive Methode ist. Wenn ein Kind im Supermarkt einen Wutanfall bekommt und seine Eltern ihm daraufhin ein Spielzeug kaufen, lernt es, dass Wutanfälle zum Erfolg führen.

Hier ist es wichtig, konsequent zu sein und nicht nachzugeben. Auch wenn es schwerfällt, dem quengelnden Kind im Supermarkt nicht den Schokoriegel zu kaufen, ist es langfristig besser. Zeige deinem Kind, dass Fehlverhalten nicht zum Ziel führt, sondern Konsequenzen hat. Lobe es stattdessen für positives Verhalten und belohne es, wenn es sich an die Regeln hält. So lernt es, dass es mit positivem Verhalten mehr erreicht als mit negativem.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass jedes Nachgeben oder Zurückweichen das unerwünschte Verhalten verstärkt. Auch wenn es in dem Moment einfacher erscheint, dem Kind seinen Willen zu lassen, erziehst du es damit dazu, dass Fehlverhalten zum Erfolg führt. Sei stark und bleibe konsequent, auch wenn es schwerfällt. So hilfst du deinem Kind, positive Verhaltensweisen zu entwickeln und erfolgreich zu sein.

Psychische Probleme: Wenn mehr dahintersteckt

Manchmal sind Verhaltensprobleme ein Symptom für tieferliegende psychische Probleme oder neurologische Besonderheiten. Kinder mit ADHS haben beispielsweise oft Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen und impulsiv zu handeln. In solchen Fällen ist es wichtig, einen Kinderarzt oder einen Therapeuten aufzusuchen, um die Ursache der Probleme zu erkennen und eine geeignete Behandlung zu beginnen.

Es ist wichtig, sensibel auf die Bedürfnisse deines Kindes einzugehen und ihm die Unterstützung zu geben, die es braucht. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können dazu beitragen, dass sich die Probleme nicht verfestigen und dein Kind ein glückliches und erfülltes Leben führen kann. Sprich offen mit deinem Kind über seine Gefühle und Ängste und zeige ihm, dass du für es da bist.

Es ist wichtig zu betonen, dass psychische Probleme keine Schande sind und dass es Hilfe gibt. Scheue dich nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind mehr braucht als du ihm geben kannst. So hilfst du ihm, seine Herausforderungen zu meistern und sein volles Potenzial zu entfalten.

Fazit: Die Botschaft hinter dem Verhalten verstehen

Kinder benehmen sich nicht einfach so. Ihr Verhalten ist eine Form der Kommunikation. Sie zeigen uns, wie sie sich fühlen, was sie denken und was sie brauchen. Als Mütter ist es unsere Aufgabe, diese Botschaften zu verstehen und unseren Kindern zu helfen, sich auf gesunde Weise auszudrücken. Indem wir aufmerksam sind, liebevoll reagieren und ihnen die nötigen Fähigkeiten vermitteln, können wir ihnen helfen, ihre Herausforderungen zu meistern und zu selbstbewussten und verantwortungsvollen Menschen heranzuwachsen.

QUELLEN

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