In der Hektik des Alltags, zwischen Windelwechseln, Elterngesprächen und dem Jonglieren von Job und Familie, vergessen viele Mütter oft etwas Essentielles: sich selbst. Aber was wäre, wenn es eine einfache, zugängliche und unglaublich wohltuende Aktivität gäbe, die nicht nur die Stimmung hebt, sondern auch die Gesundheit fördert und die Kreativität anregt? Die Antwort ist so alt wie die Menschheit selbst: Singen.
Warum Singen für Mütter ein Geschenk ist
Singen ist mehr als nur das Aneinanderreihen von Tönen. Es ist ein Ausdruck von Emotionen, ein Ventil für Stress und eine Quelle der Freude. Studien zeigen, dass Singen die Ausschüttung von Endorphinen fördert, was zu einem unmittelbaren Glücksgefühl führt. Es senkt den Cortisolspiegel, reduziert Angstzustände und stärkt das Immunsystem. Für Mütter, die ständig unter Anspannung stehen, kann Singen eine einfache Möglichkeit sein, dem Stress entgegenzuwirken und neue Energie zu tanken. Und das Beste daran: Die Stimme hat man immer dabei – ob unter der Dusche, im Auto oder beim Kochen.
Doch die Vorteile des Singens gehen weit über das bloße Wohlbefinden hinaus. Es fördert die Konzentrationsfähigkeit, das Erinnerungsvermögen und sogar das Improvisationstalent. Kinder, die regelmäßig singen, haben oft ein besseres Sprachgefühl und lernen leichter Vokabeln. Und wer sagt, dass Singen nur etwas für Mädchen ist? Von Pop bis Rock, von Klassik bis Hip-Hop – die Welt der Musik ist vielfältig und bietet für jeden Geschmack etwas. Also, liebe Mütter, lasst uns gemeinsam eintauchen in die Welt des Gesangs und entdecken, wie Singen unser Leben bereichern kann.
Die Kraft der Musik: Singen als Schlüssel zu Glück und Ausgeglichenheit
Die Magie des Aufwärmens: Bereit für den Gesang
Bevor man in die Welt der Melodien eintaucht, ist es wichtig, die Stimme richtig aufzuwärmen. Stellt euch aufrecht hin, die Füße schulterbreit auseinander. Lasst die Arme locker hängen oder legt die Hände entspannt auf die Hüften. Atmet dreimal tief ein und aus. Beim Ausatmen lasst die Luft hörbar entweichen: „Fffffft! Bbrrrrr! Schschschsch!“ Diese einfachen Übungen lockern Lippen und Kiefer und bereiten die Stimme optimal vor. Es ist wie ein sanftes Stretching für die Stimmbänder, das sie geschmeidig macht und vor Verletzungen schützt.
Anstimmen mit Freude: Der Weg zur perfekten Tonhöhe
Nehmt eine Flöte oder ein Xylophon zur Hand, um die richtige Tonhöhe zu finden. Für Kinder wählt man am besten eine etwas höhere Tonlage. Summt dann mehrmals die Tonleiter auf und ab, in verschiedenen Tempi. Am besten eignet sich dafür der Laut „Nnnnn“ anstelle von „Mmmm“. Anschließend könnt ihr klassisch mit der italienisch gesungenen Tonleiter „Do, Re, Mi, Fa, So, La, Si, Do“ fortfahren. Öffnet den Mund dabei gut, aber vermeidet es, ihn aufzureißen, und unterstreicht die einzelnen Töne mimisch. Es mag zwar etwas albern aussehen, fördert aber den Ausdruck und die Artikulation. Selbst Gesangsgrößen wie Christina Aguilera haben diese klassische Belcanto-Stimmschulung durchlaufen. Es ist die Basis für eine klare und kraftvolle Stimme.
Die Stimme ist ein Instrument, das jede von uns besitzt. Es ist an der Zeit, dieses Potenzial zu entdecken und die Freude am Singen in unseren Alltag zu integrieren.
Gesangstechniken für den Alltag: Von Slow Airs bis Nonsense-Liedern
Bevor ihr euch an das erste Lied wagt, probiert langsame Melodien ohne Text, sogenannte „Slow Airs“. Oder versucht euch an „Scats“, einer improvisierten Gesangsform, bei der ihr rhythmisch und melodisch Silben wie „Schabadabadu“ aneinanderreiht. Auch Stars wie Enrique Iglesias und Amy Winehouse trainieren mit einer improvisierten Sprechgesang-Technik, dem „Speech-Level-Singing“. Dafür eignen sich besonders gut Nonsense-Lieder wie „Ein Mops kam in die Küche“ oder „Yankee Doodle“. Selbst Kindergartenkinder können spielerisch ihre Stimmbildung fördern, indem sie Tiergeräusche zu Liedern wie „Der Kuckuck und der Esel“ oder „Old McDonald“ nachahmen. Diese spielerischen Übungen lockern die Stimme und fördern die Kreativität.
Die Macht der Natürlichkeit: Warum kein Mikrofon notwendig ist
Vergesst das Mikrofon! Nur so lernt man die eigene, natürliche Stimme kennen, kann am Ausdruck arbeiten und das Stimmvolumen trainieren. Wer seine Stimme genauer hören möchte, kann die Hände hinter die Ohren legen und die Ohrmuscheln leicht nach vorn drücken. Diese einfache Geste verstärkt den Klang der eigenen Stimme und hilft, Nuancen besser wahrzunehmen. Es geht darum, ein Gefühl für die eigene Stimme zu entwickeln und sie authentisch einzusetzen, ohne technische Hilfsmittel.
Singen ist Gefühl: Die Suche nach dem eigenen Stil
Beim Singen geht es darum, dass es in einem „vibriert und jubelt“, wie es Amy Winehouse einmal treffend formulierte. Um den eigenen Stil zu finden, solltet ihr alles ausprobieren, von alten Volksliedern bis zu aktuellen Pophits. Lasst euch von verschiedenen Genres inspirieren und experimentiert mit verschiedenen Gesangstechniken. Ob sanfte Balladen, kraftvolle Rocksongs oder jazzige Improvisationen – erlaubt euch, eure musikalische Identität zu entdecken und auszuleben. Denn Singen ist in erster Linie ein Ausdruck der eigenen Persönlichkeit.
Musikalische Effekte: Kanon, Ostinato und Quodlibet
Der bekannteste musikalische Effekt ist der Kanon. Eine andere Möglichkeit ist das Ostinato, bei dem Töne oder Wörter als Begleitung stereotyp wiederholt werden, wie zum Beispiel „Knusper, knusper“ zum Kanon „Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“. Beim Quodlibet werden mehrere passende Lieder gleichzeitig gesungen, wie „Oh, du lieber Augustin“ und „Heut kommt der Hans zu mir, freut sich die Lies“. Diese Form, die schon Johann Sebastian Bach nutzte, ist etwas für geübte Sänger und wird heute oft im Jazz und in der Popmusik eingesetzt. Diese Effekte bringen Abwechslung und Spaß in den Gesang.
Notenlesen leicht gemacht: Der Schlüssel zur musikalischen Welt
Lieder lernt man meistens nach Gehör, aber Musikpädagogen empfehlen, mit dem Schulalter auch Notenlesen zu lernen. Das ist gar nicht so schwer, wenn man mit Bildernoten anfängt. Für „Alle meine Entchen“ wird beispielsweise pro Text-Silbe eine Ente gemalt, die je nach Höhe oder Tiefe der Note höher oder tiefer im Bild angeordnet ist. Falls das Notenlesen (noch) nicht klappt, kann man auch auf das sogenannte ABC-Format zurückgreifen, bei dem die Tonhöhe durch Buchstaben und die Länge durch Zahlen angegeben wird. Notenlesen öffnet die Tür zu einer neuen Welt der musikalischen Möglichkeiten.
Stille als Grundlage der Musik: Die Bedeutung von Pausen
Musikexperten wissen, dass Kinder umso weniger singen, je mehr Musik von Radio, CD oder MP3-Playern konsumiert wird. Deshalb ist es wichtig, die Geräte hin und wieder auszuschalten und die Stille zu genießen. Stille schafft Raum für Kreativität und ermöglicht es, die eigene innere Stimme zu hören. Sie ist die Grundlage für echte musikalische Entfaltung. Also, liebe Mütter, gönnt euch und euren Kindern regelmäßig eine Auszeit von der ständigen Beschallung und entdeckt die Schönheit der Stille.
Anspruchsvoller werden: Der Weg zur musikalischen Reife
Ein Erstklässler wird nicht durch „Hänschen klein“ bei der Stange gehalten. Ab Vorschulalter sollte man Kinder auch an klassische Musik heranführen. Für den Einstieg in die Klassik eignen sich „Peter und der Wolf“, „Hänsel und Gretel“, „Brundibär“, „Die Zauberflöte“ und „Der Freischütz“. Am besten natürlich live! Diese Werke bieten eine Fülle an Melodien, Rhythmen und Emotionen, die Kinder begeistern und ihre musikalische Entwicklung fördern. Es ist eine Investition in ihre Kreativität und ihr kulturelles Verständnis.
Fazit: Singen als Quelle der Freude und Stärke für Mütter
Singen ist weit mehr als nur ein Hobby; es ist eine Quelle der Freude, des Stressabbaus und der kreativen Entfaltung. Für Mütter, die oft im Spagat zwischen Familie, Beruf und Selbstfürsorge stehen, bietet Singen eine einfache und zugängliche Möglichkeit, das eigene Wohlbefinden zu steigern und neue Energie zu tanken. Es fördert die Gesundheit, stärkt das Immunsystem und verbessert die Stimmung. Ob unter der Dusche, im Auto oder beim gemeinsamen Musizieren mit den Kindern – die Stimme ist immer dabei und bereit, uns mit Melodien und Emotionen zu erfüllen. Also, liebe Mütter, lasst uns gemeinsam die Welt des Gesangs entdecken und die positiven Auswirkungen auf unser Leben und das unserer Kinder genießen. Es ist Zeit, die eigene Stimme zu erheben und die Freude am Singen in den Alltag zu integrieren. Denn Singen macht glücklich – und glückliche Mütter machen glückliche Familien!
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