Achtsame Kommunikation: Wie Worte deine Kinder prägen

In der Hektik des Alltags, zwischen Job, Haushalt und Kindererziehung, greifen wir oft auf altbekannte Sprüche zurück. Sie scheinen in der Situation zu passen, sind schnell gesagt und beruhigen im besten Fall alle Beteiligten. Doch was, wenn diese gut gemeinten Floskeln mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen? Was, wenn sie die Entwicklung unserer Kinder unbewusst negativ beeinflussen?

Die Macht der Worte: Warum wir genauer hinhören sollten

Worte sind mächtig. Sie können trösten, ermutigen, inspirieren – aber eben auch verletzen, entmutigen und verunsichern. Gerade im Umgang mit unseren Kindern ist es daher wichtig, sich der Wirkung unserer Worte bewusst zu sein. Denn was wir sagen, prägt ihr Selbstbild, ihr Selbstvertrauen und ihre Beziehung zur Welt. Und gerade als Karriere-Mutter, die jeden Tag versucht, alles unter einen Hut zu bekommen, sollte man sich die Zeit nehmen, zu reflektieren, wie man mit seinen Kindern spricht. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, achtsam zu sein und sich immer wieder zu hinterfragen: Was bewirken meine Worte wirklich?

Es ist ein schmaler Grat. Wir wollen unsere Kinder stark machen, sie auf das Leben vorbereiten und ihnen gleichzeitig Geborgenheit und Liebe schenken. Doch manchmal vergreifen wir uns im Ton, wählen die falschen Worte oder wiederholen unbedacht Sprüche, die wir selbst schon als Kind gehört haben. Dabei gibt es so viele bessere Alternativen, die unsere Kinder wirklich unterstützen und ihnen helfen, zu selbstbewussten, glücklichen Menschen heranzuwachsen.

Schädliche Sätze für Kinder

Schädliche Sätze für Kinder

10 Sätze, die du vermeiden solltest – und was du stattdessen sagen kannst

Es gibt bestimmte Sätze, die in der Erziehung immer wieder fallen. Sie sind so tief in unserem Sprachgebrauch verankert, dass wir sie kaum hinterfragen. Doch genau das sollten wir tun. Denn oft stecken hinter diesen vermeintlich harmlosen Floskeln Botschaften, die unseren Kindern schaden können. Hier sind zehn typische Beispiele – und bessere Alternativen:

  1. „Super gemacht!“
    Anstatt dein Kind jedes Mal mit einem allgemeinen Lob zu überschütten, spare dir die Anerkennung für wirklich besondere Leistungen auf und sei so konkret wie möglich. Anstatt „Super Spiel“ zu sagen, könntest du zum Beispiel sagen: „Das war eine tolle Vorlage! Mir hat gefallen, wie du deinen Mitspieler gesehen hast.“
  2. „Übung macht den Meister.“
    Dieser Spruch kann Druck erzeugen. Ermutige dein Kind lieber, hart zu arbeiten, weil es sich dadurch verbessert und stolz auf seine Fortschritte sein kann. Es sollte sich auf kleine, erreichbare Ziele konzentrieren, anstatt nach Perfektion zu streben. Sag zum Beispiel: „Übe Klavier, damit du das Lied, das du so magst, bald ganz spielen kannst.“
  3. „Alles gut.“
    Wenn dein Kind sich das Knie aufschürft und weint, ist es natürlich, es beruhigen zu wollen. Aber ihm zu sagen, dass alles gut ist, kann dazu führen, dass es sich noch schlechter fühlt. Dein Kind weint, weil es eben nicht gut ist. Zeige deinem Kind in diesem Moment, wie es seine Gefühle verstehen und damit umgehen kann, anstatt sie abzutun. Umarme es und bestätige, was es fühlt, indem du sagst: „Das war ein schlimmer Sturz.“ Frag es dann, ob es ein Pflaster oder einen Kuss möchte – oder beides.
  4. „Beeil dich!“
    Dein Kind trödelt beim Frühstück, will unbedingt seine eigenen Schuhe zubinden (obwohl es die Technik noch nicht ganz beherrscht) und droht, zu spät zur Schule zu kommen… schon wieder. Aber es anzutreiben, sich zu beeilen, erzeugt nur zusätzlichen Stress. Sag stattdessen etwas sanfter: „Lass uns schnell machen.“ Das vermittelt, dass ihr beide im selben Team seid und dass ihr beide versucht, dasselbe Ziel zu erreichen. Du kannst es auch als eine Aufgabe darstellen, die ihr beide bewältigen müsst, und fragen, ob es etwas braucht, wobei du ihm helfen kannst, damit es sich beeilen kann.
  5. „Ich mache eine Diät.“
    Wenn dein Kind dich jeden Tag auf die Waage steigen sieht und dich über Essen im Zusammenhang mit deinem Körperbild reden hört, kann es selbst ein ungesundes Körperbild entwickeln. Betone stattdessen, dass Essen eine wichtige Quelle für Energie und Nährstoffe ist. Vermeide es, Essen als Belohnung einzusetzen, und sprich nicht über Essen im Zusammenhang mit deinem Körperbild. Hör auch auf, Lebensmittel als „gut“ oder „schlecht“ zu bezeichnen. Das wird deinem Kind helfen, ein gesundes Verhältnis zum Essen zu entwickeln, und kann verhindern, dass es eine Essstörung entwickelt.
  6. „Das können wir uns nicht leisten.“
    Es ist leicht, „das können wir uns nicht leisten“ zu sagen, wenn dein Kind dich um das neueste Spielzeug anbettelt, aber damit vermittelst du ihm, dass du deine Finanzen nicht im Griff hast, was für Kinder beängstigend sein kann. Wähle eine andere Formulierung, um dieselbe Idee zu vermitteln, zum Beispiel: „Das kaufen wir nicht, weil wir unser Geld für wichtigere Dinge sparen.“ Wenn es unbedingt darüber diskutieren will, hast du die perfekte Gelegenheit, ein Gespräch darüber anzufangen, wie man ein Budget erstellt und mit Geld umgeht. Du kannst ihm sogar helfen, das Budgetieren zu lernen, indem du ihm Geld für Aufgaben im Haushalt gibst und ihm zeigst, wie es mit seinem Taschengeld umgehen kann.
  7. „Sprich nicht mit Fremden.“
    Das ist ein schwieriges Konzept für ein kleines Kind. Auch wenn eine Person unbekannt ist, sehen sie sie vielleicht nicht als Fremde an, wenn sie nett ist. Außerdem können Kinder diese Regel falsch verstehen und sich der Hilfe von Notfallhelfern widersetzen, die sie nicht kennen. Anstatt sie vor Fremden zu warnen, solltest du Szenarien ansprechen, wie z. B. „Was würdest du tun, wenn ein Mann, den du nicht kennst, dir Süßigkeiten und eine Mitfahrgelegenheit nach Hause anbietet?“, und sie erklären lassen, was sie tun würden. Wenn du weißt, wie sie mit der Situation umgehen würden, kannst du sie zum richtigen Vorgehen anleiten.
  8. „Sei vorsichtig!“
    Wenn du das sagst, während dein Kind auf dem Klettergerüst balanciert, erhöht das tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, dass es herunterfällt. Deine Worte lenken es von dem ab, was es tut. Wenn du dich ängstlich fühlst, geh näher heran, um es aufzufangen, falls es doch stürzt, und sei so still und leise wie möglich. Lass es seinen Fokus behalten und biete trotzdem Unterstützung, falls nötig.
  9. „Kein Nachtisch, wenn du dein Essen nicht aufisst.“
    Vermeide es, das beim Abendessen zu sagen, da es den wahrgenommenen Wert der Süßigkeit erhöht und den Genuss des Essens selbst schmälert. Lebensmittel sollten nicht als Belohnung angeboten oder als Bestrafung vorenthalten werden. Diese Denkweise auf deine Kinder zu übertragen, bereitet sie auf ungesunde Essgewohnheiten vor. Ändere deine Botschaft in etwa so: „Wir essen zuerst unser Essen und dann gibt es Nachtisch.“ Die Änderung der Formulierung hat, auch wenn sie subtil ist, eine weitaus positivere Auswirkung auf dein Kind.
  10. „Lass mich dir helfen.“
    Wenn dein Kind Schwierigkeiten hat, einen Turm aus Bauklötzen zu bauen oder ein Puzzle fertigzustellen, ist es ganz natürlich, ihm helfen zu wollen. Aber tu es nicht. Wenn du zu früh eingreifst, kann das die Selbstständigkeit deines Kindes untergraben. Stell stattdessen gezielte Fragen, um ihm zu helfen, das Problem zu lösen: „Glaubst du, das große oder das kleine Teil sollte nach unten? Warum denkst du das? Lass es uns ausprobieren.“ Das wird nicht nur seine Selbstständigkeit fördern, sondern auch sein Selbstvertrauen stärken.

Es geht darum, eine Sprache zu finden, die unsere Kinder wirklich erreicht und sie in ihrer Entwicklung unterstützt. Eine Sprache, die auf Wertschätzung, Ermutigung und Verständnis basiert. Eine Sprache, die ihnen hilft, sich selbst zu lieben, ihre Stärken zu erkennen und ihre Schwächen anzunehmen.

Es ist entscheidend, dass wir als Eltern unsere Worte bewusst wählen. Sie formen nicht nur die Persönlichkeit unserer Kinder, sondern auch die Grundlage für ihr zukünftiges Glück und ihren Erfolg.

Die Kunst der achtsamen Kommunikation

Achtsame Kommunikation bedeutet, sich der eigenen Worte und ihrer Wirkung bewusst zu sein. Es bedeutet, aktiv zuzuhören, sich in die Perspektive des Kindes hineinzuversetzen und ehrlich und authentisch zu sein. Es bedeutet auch, Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen, wenn man etwas Falsches gesagt hat. Denn auch wir als Eltern sind nicht perfekt – und das ist auch gut so. Wichtig ist, dass wir uns bemühen, jeden Tag ein bisschen besser zu werden.

Es bedeutet nicht, dass wir nie wieder einen der oben genannten Sätze sagen dürfen. Es geht vielmehr darum, eine Sensibilität für die Situation zu entwickeln und zu erkennen, wann ein anderer Ansatz vielleicht besser geeignet wäre. Es geht darum, eine liebevolle und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der sich unsere Kinder sicher und geborgen fühlen – und in der sie ihr volles Potenzial entfalten können. Und es bedeutet, dass wir als Mütter, die oft zwischen Beruf und Familie hin- und hergerissen sind, uns einen Moment Zeit nehmen, um zu überlegen, wie wir mit unseren Kindern sprechen. Denn diese Momente der Achtsamkeit können einen großen Unterschied machen.

Fazit: Die Macht der Worte bewusst nutzen

Die Art und Weise, wie wir mit unseren Kindern sprechen, hat einen enormen Einfluss auf ihre Entwicklung. Gut gemeinte, aber unbedachte Sprüche können mehr schaden als nutzen. Indem wir uns der Wirkung unserer Worte bewusst werden und achtsam kommunizieren, können wir unseren Kindern helfen, zu selbstbewussten, glücklichen und starken Persönlichkeiten heranzuwachsen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, sich immer wieder zu hinterfragen und eine Sprache zu finden, die unsere Kinder wirklich erreicht und unterstützt. Es geht darum, eine liebevolle und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der sie ihr volles Potenzial entfalten können. Und es geht darum, sich als Karriere-Mutter die Zeit zu nehmen, um diese achtsame Kommunikation zu pflegen, denn sie ist eine der wertvollsten Investitionen in die Zukunft unserer Kinder.

QUELLEN

parents.com

Lese auch