Jellyfish Parenting: Der neue Erziehungsstil für mehr Flexibilität

Die Erziehung unserer Kinder ist ein Dschungel aus Ratgebern, Meinungen und ständig neuen Trends. Gerade, wenn man als berufstätige Mutter versucht, alles unter einen Hut zu bekommen, prasseln die Informationen nur so auf einen ein. Da ist es kaum verwunderlich, dass man sich manchmal fragt: Was ist eigentlich der richtige Weg? Neben den bekannten Tiger- und Delfin-Eltern macht nun ein neuer Begriff die Runde: Jellyfish Parenting. Aber was steckt dahinter und kann dieser Erziehungsstil wirklich eine entspannte Alternative im oft stressigen Familienalltag sein?

Was ist Jellyfish Parenting?

Der Begriff mag zunächst etwas abschreckend wirken, aber keine Sorge, es geht nicht darum, die Kinder völlig sich selbst zu überlassen. Jellyfish Parenting, oder auch Quallen-Erziehung genannt, beschreibt einen Stil, der sich durch besondere Flexibilität und Nachgiebigkeit auszeichnet. Die Autorin Emma Brockes beschreibt diesen Stil als „knochenlos, durchscheinend und endlos flexibel“. Kristene Geering, Direktorin für Bildung bei Parent Lab, definiert es als „die Kunst, sich wirklich auf sein Kind einzustellen“. Im Kern geht es darum, auf die Bedürfnisse und Wünsche des Kindes einzugehen, ohne dabei den Fokus auf starre Regeln und Erwartungen zu legen. Es ist ein Gegenpol zu dem oft übervollen Terminkalender der Kinder, der von den Eltern mitbestimmt wird.

Stell dir vor, deine Tochter hat sich für Ballett angemeldet, aber nach ein paar Wochen ist die Begeisterung verflogen. Anstatt sie zum Weitermachen zu zwingen, weil du dir so sehr gewünscht hast, dass sie eine Ballerina wird, würde ein Jellyfish Parent sagen: „Okay, wenn du nicht mehr möchtest, dann lassen wir es erstmal.“ Es geht darum, den Kindern Raum zu geben, ihre eigenen Interessen zu entdecken und zu verfolgen, ohne den Druck von außen.

Das klingt erstmal verlockend, aber wie so oft liegt die Wahrheit im Detail. Denn die Gefahr besteht natürlich darin, dass die Kinder zu wenig Struktur und Orientierung bekommen. Kritiker warnen, dass dieser Stil „zu permissiv“ sei und Kinder in zwielichtige Aktivitäten und Promiskuität führen könne. Wie also findet man die richtige Balance?

Die Angst vor dem Kontrollverlust

Viele Eltern haben Angst, die Kontrolle zu verlieren, wenn sie ihren Kindern zu viel Freiheit lassen. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der schon die Kleinsten oft einem enormen Druck ausgesetzt sind. Da möchte man als Mutter natürlich alles richtig machen und dem Kind alle Türen öffnen. Also packen wir den Terminkalender voll mit Kursen, Sport und Nachhilfe, damit unser Nachwuchs später alle Chancen hat. Aber ist das wirklich der richtige Weg? Oder überfordern wir unsere Kinder damit nicht eher?

Ich erinnere mich gut an die Zeit, als mein Sohn vier Jahre alt war. Alle anderen Kinder spielten Fußball, also meldeten wir ihn auch an. Er hatte überhaupt kein Interesse an Gruppensportarten, aber ich redete mir ein, dass er lernen würde, mit anderen auszukommen, neue Stärken und Selbstvertrauen zu entwickeln und ein Teamplayer zu werden! Vielleicht würde Jugendfußball eines Tages zu einem College-Stipendium führen!

Das Ergebnis war, dass er auf dem Fußballfeld „toter Käfer“ spielte, als der Ball an ihm vorbeizischte. Ein anderes Mal tat er so, als sei er ein Zombie und lief mit einer Jacke über dem Kopf über das Gras. Seine Lieblingsbeschäftigung war es jedoch, den Fußball in die Hand zu nehmen und wegzulaufen. Ja, Fußball war nicht seine Leidenschaft.

Vielleicht ist es an der Zeit, umzudenken und den Kindern mehr zuzuhören. Ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Interessen zu entdecken, auch wenn diese nicht unseren Vorstellungen entsprechen. Denn nur, wer seinen eigenen Weg geht, kann wirklich glücklich und erfolgreich sein.

Qualleneltern: Eine Lektion in Flexibilität

Qualleneltern: Eine Lektion in Flexibilität

Die eigentliche Herausforderung besteht darin, den Mut zu haben, loszulassen und den Kindern zu vertrauen. Ihnen zuzutrauen, dass sie ihren eigenen Weg finden, auch wenn dieser nicht immer geradlinig verläuft. Es bedeutet, sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass man als Eltern alles kontrollieren und steuern muss. Sondern vielmehr als Begleiter und Unterstützer an der Seite der Kinder zu stehen.

Am Ende des Tages geht es nicht darum, einem bestimmten Erziehungsstil zu folgen, sondern darum, eine liebevolle und unterstützende Beziehung zu seinen Kindern aufzubauen.

Die Balance finden: Zwischen Freiheit und Struktur

Jellyfish Parenting bedeutet nicht, den Kindern alle Wünsche zu erfüllen und keine Grenzen zu setzen. Es geht vielmehr darum, eine Balance zwischen Freiheit und Struktur zu finden. Den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, aber ihnen gleichzeitig auch einen Rahmen zu geben, der ihnen Sicherheit und Orientierung bietet. Es bedeutet, sich als Eltern zurückzunehmen und den Kindern zuzuhören, aber gleichzeitig auch präsent zu sein und ihnen bei Bedarf zur Seite zu stehen.

Es geht darum, den Kindern zu vermitteln, dass sie wertgeschätzt und geliebt werden, unabhängig von ihren Leistungen oder Interessen. Ihnen die Möglichkeit zu geben, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Ihnen zu zeigen, dass es okay ist, nicht immer perfekt zu sein. Denn nur so können sie zu selbstbewussten und resilienten Persönlichkeiten heranwachsen.

In den Jahren seither habe ich ihm eine Reihe von außerschulischen Aktivitäten und Sommerlager angeboten – viele davon wurden von meinen Interessen, Leidenschaften und dem Druck beeinflusst, den ich in meinem unmittelbaren sozialen Umfeld empfand und der als alleinerziehende Mutter exponentiell stärker auf meinen Schultern lastete. Vom Malen über das Zeichnen, vom Spanischkurs bis zum Schwimmen, von der Zauberei über das Kochen, vom Schlagzeug bis zum Theater – er hat alles angeboten bekommen. Er hat einiges ausprobiert. Und ein paar Dinge, wie Kunst und Musik, sind ihm geblieben.

Vielleicht hat die Pandemie dazu beigetragen, unsere Zeit und unser „Warum“ neu zu fokussieren. Sie hat mir geholfen zu verstehen, dass nur weil mein Sohn kein Ultimate Frisbee oder eine andere außerschulische Aktivität machen möchte, das nicht bedeutet, dass er etwas nicht von Anfang bis Ende durchziehen kann. Es hat mir geholfen, darauf zu hören, was ihn neugierig macht und was ihn wirklich interessiert. Es hat mir geholfen, seine Stimme besser zu hören und Familienentscheidungen zu treffen, die seine Stimme berücksichtigen.

Was können wir von Jellyfish Eltern lernen?

Auch wenn Jellyfish Parenting nicht für jede Familie der richtige Weg ist, können wir dennoch einiges von diesem Erziehungsstil lernen:

  • Flexibilität: Sei bereit, deine Pläne zu ändern und auf die Bedürfnisse deines Kindes einzugehen.
  • Zuhören: Nimm dir Zeit, um deinem Kind wirklich zuzuhören und seine Wünsche und Bedürfnisse zu verstehen.
  • Loslassen: Vertraue darauf, dass dein Kind seinen eigenen Weg finden wird, auch wenn dieser nicht immer deinen Vorstellungen entspricht.
  • Unterstützung: Sei für dein Kind da und unterstütze es bei seinen Zielen und Träumen.
  • Akzeptanz: Akzeptiere dein Kind so, wie es ist, mit all seinen Stärken und Schwächen.

Letztendlich geht es darum, eine individuelle Lösung für die eigene Familie zu finden. Einen Erziehungsstil, der zu den eigenen Werten und Bedürfnissen passt. Und vor allem darum, eine liebevolle und unterstützende Beziehung zu seinen Kindern aufzubauen. Denn das ist es, was wirklich zählt.

Fazit: Der Weg zur entspannten Elternschaft

Jellyfish Parenting ist mehr als nur ein neuer Erziehungstrend. Es ist eine Einladung, die starren Erwartungen loszulassen und den Kindern mehr Raum für ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse zu geben. Es geht darum, eine Balance zwischen Freiheit und Struktur zu finden, den Kindern zuzuhören und sie auf ihrem individuellen Weg zu begleiten. Auch wenn dieser Stil nicht für jede Familie geeignet ist, können wir dennoch einiges von ihm lernen. Flexibilität, Zuhören, Loslassen, Unterstützung und Akzeptanz sind Werte, die jede Elternschaft bereichern können. Am Ende des Tages geht es darum, eine liebevolle und unterstützende Beziehung zu seinen Kindern aufzubauen und ihnen die Möglichkeit zu geben, zu selbstbewussten und resilienten Persönlichkeiten heranzuwachsen. Also, lasst uns den Mut haben, loszulassen und unseren Kindern zu vertrauen. Denn nur so können wir gemeinsam eine entspannte und erfüllte Familienzeit erleben.



QUELLEN

parents.com

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