Mut zur Vielfalt: Identität und Akzeptanz in der Familie

Die Windel ist gewechselt, der Brei gefüttert, und während das Kleine friedlich schlummert, sitzt so manche Mutter da und fragt sich: Wer bin ich eigentlich? Zwischen Kita-Anmeldung und Elterngespräch, zwischen Karriereknick und Wiedereinstieg, droht die eigene Identität manchmal unterzugehen. Doch es gibt Mütter, die ihren eigenen Weg gehen, die mutig neue Pfade beschreiten und dabei nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Kindern ein wertvolles Vorbild sind.

Jenseits von Mama und Managerin: Die Suche nach der eigenen Identität

Das Muttersein ist eine wundervolle, aber auch anstrengende Aufgabe. Der Alltag ist oft von Routinen und Verpflichtungen geprägt, die wenig Raum für persönliche Entfaltung lassen. Viele Mütter fühlen sich hin- und hergerissen zwischen den Anforderungen des Berufs, der Familie und den eigenen Bedürfnissen. Die Frage, wie man all das unter einen Hut bringen kann, beschäftigt viele. Doch es geht nicht nur um Organisation und Zeitmanagement, sondern auch um die Frage: Wer bin ich eigentlich jenseits meiner Rolle als Mutter? Was macht mich aus? Was sind meine Leidenschaften und Ziele?

Die Antwort auf diese Fragen ist oft nicht einfach zu finden. Viele Mütter haben das Gefühl, sich selbst verloren zu haben, ihre Interessen vernachlässigt zu haben. Doch es ist nie zu spät, sich neu zu entdecken, neue Wege zu gehen und die eigene Identität zu stärken. Es geht darum, sich selbst wieder wichtig zu nehmen, sich Zeit für die eigenen Bedürfnisse zu nehmen und sich nicht nur über die Rolle als Mutter zu definieren.

Händchenhalten: Ein Moment der Verbundenheit

Händchenhalten: Ein Moment der Verbundenheit

Jj Link ist ein Mensch, der sich nicht in die Schubladen des binären Geschlechtssystems pressen lässt. Jj ist nicht-binär, was bedeutet, dass Jj sich weder als Mann noch als Frau identifiziert. Für viele mag das zunächst ungewohnt sein, doch Jj lebt diese Identität offen und selbstbewusst – und ist damit ein Vorbild für die eigenen Kinder und viele andere Menschen. Jj hat zwei Kinder im Alter von zehn und 13 Jahren und teilt offen, wie Jj den eigenen Weg zur Geschlechtsidentität gefunden hat und wie dieses Thema in der Familie behandelt wird. Es ist eine Geschichte von Mut, Akzeptanz und der Stärke, zu sich selbst zu stehen.

Die Offenheit, mit der Jj mit der eigenen Identität umgeht, ist beeindruckend. Jj scheut sich nicht, Fragen zu beantworten und Unklarheiten zu beseitigen. Dabei ist es Jj wichtig, eine Sprache zu finden, die für alle verständlich ist. „Je sicherer man mit solchen Erklärungen ist, desto leichter schlucken die anderen Leute auch, was ich sagen möchte“, sagt Jj. Es geht darum, den „Moment des Erschreckens“ zu minimieren und den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Und wie reagieren die Kinder auf die Nicht-Binarität von Jj? Überraschend gelassen. „Ich habe meinen Kindern gar nicht so wahnsinnig viel dazu erklärt, dass ich nicht-binär bin. Kinder sind es ja gewohnt, dass Eltern ihnen die Welt erklären. Wenn meine Eltern mir als Kind erklärt hätten, dass es männliche, weibliche und nicht-binäre Menschen gibt, dann hätte ich das genau so hingenommen“, so Jj. Kinder sind oft offener und unvoreingenommener als Erwachsene. Sie nehmen die Welt so an, wie sie ist, ohne sie in starre Kategorien zu zwängen.

„Es ist wichtig, Kindern ein grundsätzliches Verständnis dafür zu vermitteln, dass Menschen verschieden sind und alle ihre Besonderheiten haben. Wenn Kinder das verstehen, können sie gut damit umgehen.“

Die Herausforderungen der Sprache und die Kreativität der Familie

Die deutsche Sprache ist auf ein binäres Geschlechtssystem ausgelegt. Es gibt Pronomen wie „er“ oder „sie“, Geschlechtsbezeichnungen wie „Herr“ oder „Frau“ und Begriffe wie „Mama“ oder „Papa“. Für Menschen wie Jj, die sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, gibt es keine passenden Bezeichnungen. Das stellt eine Herausforderung dar, zwingt aber auch zur Kreativität. In Jjs Familie wurde beispielsweise mit dem Begriff „Mamosch“ experimentiert, einer Mischung aus Jjs zweitem Wunsch-Vornamen und „Mama“. Auch wenn sich dieser Begriff nicht dauerhaft etabliert hat, zeigt er doch, wie die Familie versucht, eine eigene Sprache zu finden, die der Realität aller gerecht wird.

Die Transition, die Jj seit sieben Jahren durchläuft, ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur eigenen Identität. Jj nimmt Hormone und hat sich die Brust flach operieren lassen. „Ich mache eine Transition von einem weiblich gelesenen Menschen zu einem nicht-binären Menschen“, erklärt Jj. Diese Transition führt manchmal zu amüsanten Situationen, wenn Jj von den eigenen Kindern mit „Mama“ angesprochen wird, obwohl Jj äußerlich eher männlich wirkt. Doch Jj nimmt diese Situationen mit Humor und nutzt sie, um auf das Thema Nicht-Binarität aufmerksam zu machen.

Wie Eltern ihre Kinder zu Offenheit und Akzeptanz erziehen können

Jj Links Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, Kindern von klein auf Offenheit und Akzeptanz zu vermitteln. Es geht darum, ihnen zu zeigen, dass Menschen unterschiedlich sind und dass jeder Mensch das Recht hat, so zu sein, wie er oder sie ist. Das bedeutet auch, sich mit Themen wie Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung und anderen Formen von Vielfalt auseinanderzusetzen.

Hier sind einige Tipps, wie Eltern ihre Kinder zu Offenheit und Akzeptanz erziehen können:

  • Vorbild sein: Leben Sie selbst Vielfalt und Toleranz vor. Zeigen Sie Ihren Kindern, dass Sie Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sexueller Orientierung respektieren.
  • Fragen beantworten: Nehmen Sie die Fragen Ihrer Kinder ernst und beantworten Sie sie altersgerecht und ehrlich. Scheuen Sie sich nicht, auch schwierige Themen anzusprechen.
  • Bücher und Filme nutzen: Es gibt viele Kinderbücher und Filme, die sich mit dem Thema Vielfalt auseinandersetzen. Nutzen Sie diese Medien, um Ihren Kindern verschiedene Lebensweisen näherzubringen.
  • Gespräche führen: Sprechen Sie mit Ihren Kindern über Vorurteile und Stereotypen. Erklären Sie ihnen, warum es wichtig ist, Menschen nicht aufgrund von Äußerlichkeiten zu beurteilen.
  • Begegnungen ermöglichen: Schaffen Sie Begegnungen mit Menschen, die anders sind als Sie selbst. Das kann zum Beispiel durch gemeinsame Aktivitäten mit Familien anderer Kulturen oder durch Besuche in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung geschehen.

Die Rolle der Erwachsenen: Warum Akzeptanz zu Hause beginnt

Jj betont, dass die größte Herausforderung oft nicht die Kinder selbst sind, sondern die Erwachsenen in ihrem Umfeld. „Erst, wenn andere Erwachsene ein Drama aus etwas machen, wird es für die Kinder auch ein Drama“, so Jj. Es ist daher wichtig, dass Eltern, Erzieher und Lehrer sich mit dem Thema Vielfalt auseinandersetzen und eine positive Haltung dazu entwickeln. Wenn Kinder von klein auf lernen, dass Vielfalt normal und wertvoll ist, werden sie auch im späteren Leben offener und toleranter sein.

Es ist wichtig, Kindern auch zu erklären, dass nicht alle Menschen sich Themen wie Nicht-Binarität vorstellen können oder gar kennen würden – und dass es sicherlich Menschen gebe, die sich darüber wundern würden. „Es kommt eben nicht so oft vor“, weiß Jj. Umso wichtiger sei es aber, darauf aufmerksam zu machen, denn Nicht-Binarität ist eine Lebensrealität wie jede andere auch. Nur durch Aufklärung und Sensibilisierung kann es gelingen, Vorurteile abzubauen und eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch so sein kann, wie er oder sie ist.

Fazit: Mut zur Vielfalt – für uns und unsere Kinder

Jj Links Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie man mutig seinen eigenen Weg gehen und dabei auch noch ein Vorbild für die eigenen Kinder sein kann. Es zeigt, wie wichtig es ist, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht von den Erwartungen anderer unter Druck setzen zu lassen. Und es macht deutlich, dass Kinder oft offener und unvoreingenommener sind als Erwachsene und dass es daher umso wichtiger ist, ihnen von klein auf Offenheit und Akzeptanz zu vermitteln.

Als Mütter haben wir eine besondere Verantwortung, unseren Kindern eine Welt zu zeigen, in der Vielfalt geschätzt und gefeiert wird. Eine Welt, in der jeder Mensch das Recht hat, so zu sein, wie er oder sie ist. Eine Welt, in der Vorurteile und Diskriminierung keinen Platz haben. Es liegt an uns, diese Welt zu gestalten – für uns und für unsere Kinder.

Indem wir selbst mutig unseren eigenen Weg gehen, indem wir uns mit Vielfalt auseinandersetzen und indem wir unsere Kinder zu Offenheit und Akzeptanz erziehen, können wir einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Zukunft leisten. Eine Zukunft, in der jeder Mensch die Chance hat, sein volles Potenzial zu entfalten – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung.

Mit dem Zitat von Jj Link im Hinterkopf, dass es wichtig ist, Kindern ein grundsätzliches Verständnis dafür zu vermitteln, dass Menschen verschieden sind und alle ihre Besonderheiten haben, können wir als Mütter selbstbewusst unseren Kindern zeigen, was es bedeutet, authentisch zu sein und Diversität zu leben.

Es liegt an uns, den Weg für eine inklusive und tolerante Zukunft zu ebnen, und das beginnt zu Hause, in unseren Familien und in der Art und Weise, wie wir unsere Kinder erziehen.

QUELLEN

Eltern.de

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