Wie du richtig reagierst, wenn dein Kind sich als LGBTQ+ offenbart

Es ist ein Moment, der das Leben verändert. Dein Kind nimmt all seinen Mut zusammen, schaut dich an und sagt: „Mama, Papa, ich bin LGBTQ+.“ Was nun? Dein Herz macht vielleicht einen Hüpfer, vielleicht bist du überrascht, vielleicht auch nicht. Aber egal, welche Gefühle in dir hochkommen – jetzt zählt, wie du reagierst. Denn deine Reaktion wird den Weg für eure zukünftige Beziehung ebnen.

Der Moment der Wahrheit: Wie du richtig reagierst

Dieser Moment ist ein Vertrauensbeweis. Dein Kind vertraut dir genug, um dir einen sehr persönlichen Teil von sich zu offenbaren. Das ist ein Geschenk, auch wenn es sich im ersten Moment überwältigend anfühlt. Atme tief durch und erinnere dich daran: Dein Kind ist immer noch dasselbe Kind, das du liebst. Nur teilt es dir jetzt etwas Wichtiges über sich selbst mit.

Eine einfache, aber kraftvolle erste Reaktion kann sein: „Danke, dass du mir das erzählst.“ Diese Worte signalisieren Wertschätzung und Akzeptanz. Sie zeigen deinem Kind, dass du seine Ehrlichkeit schätzt und für es da bist. Es ist der erste Schritt, um einen sicheren Raum für offene Gespräche zu schaffen.

Psychologin Anjali Ferguson rät Eltern, sich auf drei Dinge zu konzentrieren: die eigenen Emotionen managen, Offenheit zeigen und neugierig bleiben. Es ist normal, eigene Gefühle zu haben, aber der Fokus sollte auf dem Kind liegen. Kinder haben oft Angst, sich zu öffnen, weil sie fürchten, die Beziehung zu den Eltern könnte sich verändern. Daher ist es wichtig, durch Tonfall und Körpersprache Sicherheit zu vermitteln.

Und was, wenn du dich unsicher fühlst? Das ist völlig in Ordnung! Es ist besser, ehrlich zu sein, als etwas Falsches zu sagen. Eine ehrliche Antwort könnte sein: „Ich bin froh, dass du mir das anvertraut hast. Ich merke, dass ich noch viel darüber lernen muss, aber ich möchte dich unterstützen.“

Kindert Therapeutin Crystal Britt ergänzt, dass Fragen den Gesprächsfluss erleichtern können. Frage dein Kind, wie es sich fühlt und signalisiere Gesprächsbereitschaft. Vor allem aber: Sage deinem Kind, dass du es liebst und dich für diese neue Information interessierst.

Denke daran, dass dein Kind nicht erwartet, dass du alle Antworten hast. Es möchte einfach nur geliebt werden, so wie es ist.

Regenbogenflagge

Regenbogenflagge am Horizont

Was du auf keinen Fall sagen solltest

In diesem emotionalen Moment ist es wichtig, die richtigen Worte zu wählen. Es gibt einige Dinge, die du unbedingt vermeiden solltest, um dein Kind nicht zu verletzen oder zu verunsichern. Dazu gehören Sätze wie: „Das ist doch nur eine Phase“ oder „Ich wusste es ja schon immer.“ Solche Aussagen entwerten die Gefühle deines Kindes und signalisieren mangelnden Respekt.

Auch wenn du selbst mit der Situation zu kämpfen hast, solltest du deine negativen Emotionen nicht an deinem Kind auslassen. Es ist nicht die Aufgabe deines Kindes, deine Gefühle zu verarbeiten. Suche dir stattdessen einen Therapeuten oder eine vertraute Person, mit der du deine Sorgen besprechen kannst.

Crystal Britt betont: „Du bist der Elternteil und der Schutz deines Kindes steht an erster Stelle. Finde einen Therapeuten oder einen vertrauten Freund, der dir unvoreingenommene Ratschläge geben kann, um deine eigenen Emotionen zu verarbeiten. Stelle sicher, dass du deinem Kind in diesem Moment Zustimmung und Akzeptanz vermittelst.“

Es ist entscheidend, sich daran zu erinnern, dass es bei der Identität deines Kindes nicht um eine Debatte geht. Es geht darum, wer es ist, und nicht darum, wer du es gerne hättest.

Das Wichtigste ist, dass dein Kind weiß, dass du für es da bist, dass du es liebst und dass du bereit bist, mit ihm zu lernen und zu wachsen.

Die Art und Weise, wie du dieses erste Gespräch führst, wird prägend für zukünftige Gespräche sein. Anjali Ferguson empfiehlt, aktiv zuzuhören und dem Kind die Führung zu überlassen. „Lass dein Kind so viel oder so wenig erzählen, wie es sich wohlfühlt und versuche nicht, es zu drängen“, rät sie. Wenn du deinem Kind die Kontrolle über das Gespräch gibst, stärkst du sein Gefühl von Sicherheit und Autonomie.

Ein sicheres und liebevolles Zuhause schaffen

Nachdem das erste Gespräch geführt ist, stellt sich die Frage: Wie gestalte ich unser Zuhause zu einem sicheren und inklusiven Ort für mein Kind? Es ist wichtig zu wissen, dass dies ein fortlaufender Prozess ist. Identitäten können sich im Laufe der Zeit verändern und weiterentwickeln.

Anjali Ferguson rät: „Frage dein Kind, ob es etwas in eurem Zuhause gibt, das ihm schadet. Stelle sicher, dass eure Spielsachen, Bücher und Medien alle inklusiv sind. Achte darauf, welche Organisationen und Marken du unterstützt, um sicherzustellen, dass sie keine Anti-LGBTQ+-Agenda verfolgen.“

Angesichts der zunehmenden Anti-LGBTQ+-Gesetzgebung ist es wichtiger denn je, die psychische Gesundheit deines Kindes in den Mittelpunkt zu stellen. „Führe einen offenen Dialog mit deinem Kind über aktuelle Ereignisse. Frage es nach seinen Gefühlen und seinem Sicherheitsempfinden“, so Ferguson.

Auch das Feiern von Pride ist wichtig, besonders in der aktuellen politischen Lage. Crystal Britt schlägt vor, Pride-Artikel zu kaufen, sich der Organisation „Parents and Friends of Lesbians and Gays“ (PFLAG) anzuschließen und eine progressive Pride-Flagge aufzuhängen. Entwickle ein sicheres Wort oder einen Satz, damit ihr jede Situation gemeinsam verlassen könnt, wenn sich dein Kind unwohl fühlt.

Erinnere dein Kind immer wieder daran, dass du auf seiner Seite stehst. Seine Sicherheit, sowohl mental als auch physisch, hat oberste Priorität. Das sollte sowohl deinem Kind als auch den Menschen in eurem Umfeld klar sein.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Bildung. Informiere dich über LGBTQ+-Themen und -Geschichte. Es gibt zahlreiche Bücher, Filme und Dokumentationen, die dir helfen können, ein besseres Verständnis für die Erfahrungen deines Kindes zu entwickeln. Sprich offen über deine Erkenntnisse und zeige deinem Kind, dass du bereit bist, mit ihm zu lernen.

Vergiss auch nicht, dich selbst zu unterstützen. Es ist in Ordnung, sich überfordert oder unsicher zu fühlen. Suche dir Unterstützung bei anderen Eltern von LGBTQ+-Kindern oder bei professionellen Beratern. Es gibt viele Ressourcen, die dir helfen können, diesen Weg zu gehen.

Denke daran: Die Reise deines Kindes ist einzigartig. Es gibt keinen „richtigen“ Weg, diesen Prozess zu durchlaufen. Das Wichtigste ist, dass du deinem Kind mit Liebe, Respekt und Akzeptanz begegnest.

Wo Eltern von LGBTQ+-Jugendlichen Unterstützung finden

Es gibt zahlreiche Organisationen und Ressourcen, die sowohl Eltern als auch Kindern helfen können.

Anjali Ferguson empfiehlt „The Trevor Project“, das fantastische Ressourcen für Familien bietet. „Parenting Culture“ bietet Leitfäden und Fact Sheets, um Familien in diesem Prozess zu unterstützen. Es gibt auch das Gay, Lesbian & Straight Education Network (GLSEN), sowie LGBTQ Student Resources & Support und GLAAD, das eine umfangreiche Liste mit Rechtsberatungsorganisationen, Stipendienfonds und vielem mehr bietet.

Wie immer ist es wichtig, dem Kind zu folgen. Höre auf seine Gefühle und respektiere seine Bedürfnisse. Dieses potenziell nervenaufreibende Gespräch kann der Beginn einer wunderbaren, offenen und stolzen Reise für euch beide sein.

Fazit

Es ist ein großer Schritt, wenn dein Kind sich dir als LGBTQ+ offenbart. Deine Reaktion in diesem Moment ist entscheidend. Zeige deinem Kind, dass du es liebst und unterstützt, egal was ist. Höre aktiv zu, stelle Fragen und sei bereit, dazuzulernen. Vermeide verletzende Aussagen und konzentriere dich darauf, ein sicheres und liebevolles Zuhause zu schaffen. Es gibt viele Ressourcen, die dir und deinem Kind auf diesem Weg helfen können. Denke daran, dass dieser Moment der Beginn einer wunderbaren Reise sein kann, die euch beide stärkt und verbindet.

QUELLEN

parents.com

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