Einschlafbegleitung: Warum Nähe in der Schlaferziehung wichtig ist

In einer Welt, in der To-Do-Listen scheinbar endlos sind und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einer akrobatischen Meisterleistung gleicht, stehen Mütter oft vor der Frage: Was ist eigentlich „normal“? Und wer bestimmt das überhaupt? Besonders beim Thema Schlaf, einem der heiligsten Güter junger Eltern, scheiden sich die Geister. Während einige darauf bestehen, dass Schulkinder gefälligst alleine einzuschlafen haben, gehen andere Mütter, wie ich, einen anderen Weg – den der Einschlafbegleitung, auch wenn das Kind schon fast ein Teenager ist.

Der Druck der Erwartungen

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer anderen Mutter auf dem Spielplatz. Ihre Worte hallten noch lange nach: „Mein Sohn musste mit fünf Jahren lernen, alleine einzuschlafen. Das ist doch Erziehung!“ In diesem Moment fühlte ich mich ertappt, fast schon verurteilt. War ich etwa zu nachgiebig? Verwöhne ich mein Kind gar? Doch dann besann ich mich eines Besseren. Jedes Kind ist einzigartig, und was für die eine Familie funktioniert, muss für die andere noch lange nicht gelten. Es ist, als würde man versuchen, einen quadratischen Pflock in ein rundes Loch zu hämmern – es mag mit viel Mühe gelingen, aber es ist weder effizient noch schön anzusehen. Der Druck, gesellschaftlichen Normen zu entsprechen, kann enorm sein, aber es ist wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und das zu tun, was für die eigene Familie am besten ist. Und für uns bedeutet das eben, dass ich noch eine Weile am Bett sitze, bis meine Tochter friedlich eingeschlafen ist.

Eine Mutter sitzt am Bett ihres Kindes und liest vor.

Geborgenheit vor dem Schlafengehen: Einschlafbegleitung schenkt Nähe und Sicherheit, auch für Schulkinder.

Die Debatte um die „richtige“ Schlaferziehung ist oft von veralteten Vorstellungen und rigiden Regeln geprägt. Dabei vergessen wir, dass Kinder keine kleinen Roboter sind, die man nach einem bestimmten Programm abspulen kann. Sie sind Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Ängsten. Und gerade in einer Zeit, in der sich ihr Leben rasant verändert – Schule, Freunde, Hobbys –, kann das abendliche Ritual der Einschlafbegleitung ein Anker der Sicherheit und Geborgenheit sein. Es ist eine Zeit, in der wir uns ganz auf unser Kind konzentrieren können, ohne Ablenkung durch Smartphones oder andere Verpflichtungen. Eine Zeit, in der wir zuhören, trösten und einfach nur da sind. Und das ist unbezahlbar.

Einschlafbegleitung ist mehr als nur eine Gewohnheit; es ist eine Investition in die emotionale Sicherheit und das Wohlbefinden des Kindes, die weit über das Kindesalter hinausreicht.

Ich erinnere mich an eine besonders stressige Woche, in der meine Tochter von Albträumen geplagt wurde. Jede Nacht wachte sie schweißgebadet und verängstigt auf. In dieser Zeit war die Einschlafbegleitung nicht nur eine Gewohnheit, sondern eine Notwendigkeit. Ich las ihr vor, sang ihr Lieder vor und sprach mit ihr über ihre Ängste. Langsam, ganz langsam, kehrte die Ruhe zurück. Und ich war dankbar, dass ich da sein konnte, um ihr zu helfen, diese schwierige Zeit zu überstehen. Denn manchmal ist das Einzige, was ein Kind braucht, die Gewissheit, dass Mama oder Papa da ist, um die Monster unter dem Bett zu verscheuchen.

Warum Nähe keine „schlechte“ Angewohnheit ist

Es gibt Stimmen, die behaupten, dass Einschlafbegleitung eine „schlechte“ Angewohnheit sei, die man dem Kind so schnell wie möglich abgewöhnen sollte. Doch ich sehe das anders. Nähe ist kein Laster, das man abtrainieren muss, sondern ein Grundbedürfnis, das gestillt werden sollte. Natürlich ist es wichtig, dass Kinder lernen, selbstständig zu werden und eigene Wege zu gehen. Aber das bedeutet nicht, dass sie von heute auf morgen auf alle elterliche Unterstützung verzichten müssen. Vielmehr geht es darum, ein gesundes Gleichgewicht zu finden zwischen Autonomie und Geborgenheit. Und solange sich alle Beteiligten wohlfühlen, gibt es keinen Grund, an der Einschlafbegleitung etwas zu ändern. Eltern, die die Schlafumgebung ihrer Kinder aktiv gestalten, fördern nicht nur deren Schlafqualität, sondern auch die Familienharmonie. Es ist eine Investition in ruhige Nächte und entspannte Morgenstunden.

Die Vorstellung, dass Kinder ab einem bestimmten Alter „funktionieren“ müssen, ist nicht nur unrealistisch, sondern auch schädlich. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, die man einfach in eine Schablone pressen kann. Sie haben ihre eigenen Bedürfnisse, Ängste und Träume. Und es ist unsere Aufgabe als Eltern, sie dabei zu unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden – in ihrem eigenen Tempo. Das bedeutet, dass wir manchmal unsere eigenen Erwartungen herunterschrauben und uns auf das konzentrieren müssen, was für unser Kind wirklich wichtig ist. Und manchmal ist das eben einfach nur eine Mama oder ein Papa, der am Bett sitzt und die Hand hält.

## Loslassen mit einem Lächeln

Natürlich wird der Tag kommen, an dem meine Tochter mich nicht mehr braucht, um einzuschlafen. Sie wird sich in ihr Zimmer zurückziehen, die Tür hinter sich schließen und ihre eigene Welt erkunden. Und ich werde sie loslassen müssen – mit einem Lächeln und vielleicht auch mit einer kleinen Träne im Knopfloch. Aber ich weiß, dass ich in all den Jahren der Einschlafbegleitung eine solide Grundlage für ihr Selbstvertrauen und ihre Unabhängigkeit geschaffen habe. Ich habe ihr gezeigt, dass sie geliebt und geborgen ist, egal was passiert. Und das ist das größte Geschenk, das ich ihr mit auf ihren Weg geben kann.

Bis dahin genieße ich jede einzelne Minute, in der ich an ihrem Bett sitze, ihre kleinen Geschichten höre und ihre Hand halte. Denn ich weiß, dass diese Momente kostbar sind und viel zu schnell vergehen. Und wer weiß, vielleicht werde ich eines Tages selbst wieder ein bisschen Nähe und Geborgenheit brauchen – und dann ist es gut zu wissen, dass ich eine Tochter habe, die für mich da ist.

Die Reise der Elternschaft ist ein ständiges Lernen und Anpassen. Es gibt keine allgemeingültigen Regeln oder Patentrezepte. Was für die eine Familie richtig ist, kann für die andere völlig falsch sein. Das Wichtigste ist, auf das eigene Bauchgefühl zu hören, die Bedürfnisse des Kindes zu respektieren und sich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen unter Druck setzen zu lassen. Denn am Ende des Tages geht es darum, eine liebevolle und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der Kinder sich entfalten und zu selbstbewussten und glücklichen Menschen heranwachsen können.

## Fazit: Einschlafbegleitung – Mehr als nur ein Ritual

Die Entscheidung, ein Schulkind noch beim Einschlafen zu begleiten, ist eine sehr persönliche. Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern nur das, was für die jeweilige Familie am besten funktioniert. Wichtig ist, sich von gesellschaftlichen Konventionen zu lösen und auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Einschlafbegleitung kann ein wertvolles Ritual sein, das Geborgenheit und Sicherheit vermittelt, besonders in einer Zeit großer Veränderungen. Es stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind und schafft eine Atmosphäre des Vertrauens. Auch wenn der Wunsch nach Me-Time groß ist und die Abende manchmal lang werden, sollte man sich bewusst machen, dass diese Momente kostbar sind und nicht wiederkommen. In einigen Jahren werden die Kinder selbstständig sein und ihre eigenen Wege gehen. Bis dahin sollten Eltern die Zeit der Nähe und Geborgenheit bewusst genießen und die Einschlafbegleitung als eine Investition in die emotionale Entwicklung ihres Kindes betrachten. Letztendlich zählt nur, dass sich alle Familienmitglieder wohlfühlen und ihre eigenen Entscheidungen treffen, ohne sich für sie rechtfertigen zu müssen.

QUELLEN

Eltern.de

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