Großfamilie managen: Tipps für den Alltag mit fünf oder mehr Kindern

Als frischgebackene Eltern schwebt man oft auf Wolke sieben, überzeugt davon, das Geheimnis der Kindererziehung entschlüsselt zu haben. Ein Kind, zwei Kinder – alles scheint machbar, die Welt liegt einem zu Füßen. Doch was passiert, wenn die Familie weiterwächst, wenn aus dem Duo ein Quintett oder gar ein noch größeres Ensemble wird? Bleibt alles beim Alten? Vermutlich nicht.

Die Realität holt ein: Wenn Fünf zur magischen Zahl werden

Es ist ein Irrglaube zu denken, dass sich mit jedem weiteren Kind nichts Wesentliches ändert. Die Wahrheit ist: Mit wachsender Kinderzahl verändert sich auch der Erziehungsstil. Eine Familie mit drei Kindern ist anders als eine mit fünf, acht oder gar zehn. Ab fünf Kindern beginnt die Gesellschaft, Familien als „groß“ zu kategorisieren. Doch nicht nur die Außenwahrnehmung ändert sich, sondern auch die Art und Weise, wie Eltern ihre Rolle ausfüllen.

Die Umstellung mag subtil sein, aber sie ist unumgänglich. Plötzlich sind die Herausforderungen vielfältiger, die Ressourcen begrenzter und die Kompromisse notwendiger. Der Alltag wird zu einem Balanceakt zwischen Organisation, Spontaneität und dem ständigen Versuch, den Überblick zu behalten. Aber keine Sorge, liebe Karriere-Mütter, auch wenn es anstrengend wird: Es gibt Strategien und Perspektiven, die helfen, den Familienalltag mit fünf oder mehr Kindern zu meistern.

Adieu Perfektionismus: Die Erwartungen werden neu justiert

Erinnert ihr euch noch an die Zeiten, als ihr mit „nur“ zwei Kindern in weniger als einer Stunde alle versorgt, angezogen und zur Schule gebracht habt? Und nebenbei noch das Frühstücksgeschirr gespült, den Hund ausgeführt und eine Ladung Wäsche in die Maschine geworfen habt? Mit einer Großfamilie werden solche Heldentaten zur Seltenheit. Jede Aufgabe muss priorisiert werden, und es ist schlichtweg unmöglich, alles im gleichen Zeitrahmen zu erledigen.

Vielleicht schafft man es noch, alle fünf Kinder zu füttern *oder* ihnen wettergerechte Kleidung anzuziehen; beides gleichzeitig ist oft illusorisch. Wenn das bedeutet, dass einige Kinder ihre Schuhe erst im Minivan anziehen (oder Shorts tragen, obwohl draußen eisige Temperaturen herrschen), dann ist das eben so. Und die Wäsche? Die wartet geduldig, bis ihr wieder zu Hause seid – meistens jedenfalls. Es ist ein Lernprozess, sich von der Vorstellung eines perfekten Haushalts zu verabschieden und stattdessen auf das Wesentliche zu konzentrieren: Liebe, Geborgenheit und ein funktionierendes Miteinander.

Familienporträt

Die Weisheit der Erfahrung: Wenn Eltern zu Experten werden

Die Ratgeber von früher verstauben im Regal, denn mit fünf oder mehr Kindern hat man eine Expertise aufgebaut, die kein Buch ersetzen kann. Die Tage, an denen man bei jeder Erziehungsfrage externe „Experten“ konsultierte, sind vorbei. Stattdessen kommen andere Eltern (und sogar Kinderärzte!) zu einem, um Rat zu suchen. Man hat schließlich schon einiges erlebt und gemeistert.

Dieses Erfahrungswissen führt zu mehr Selbstvertrauen in der Elternrolle. Man ist in der Lage, fundierte Entscheidungen zu treffen, weil man im Grunde ein jahrelanges soziologisches Experiment im eigenen Zuhause durchgeführt hat – und die Kinder sind (meistens) gut geraten. Irgendetwas muss man also richtig gemacht haben, oder? Ja, die Intuition und das Bauchgefühl, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben, sind unbezahlbar und helfen, auch in schwierigen Situationen den richtigen Weg zu finden.

Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern darum, eine liebevolle und unterstützende Umgebung für die Kinder zu schaffen, in der sie sich entfalten können.

Sparsamkeit als Lebensstil: Clever haushalten will gelernt sein

Es stimmt schon: Eine Großfamilie zu ernähren, zu kleiden und zu beherbergen ist teuer, egal wie sparsam man ist. Der wöchentliche Einkauf im Supermarkt wird zur finanziellen Herausforderung. Doch Not macht erfinderisch. Eltern von Großfamilien lernen, qualitativ hochwertige Second-Hand-Ware zu schätzen, die Vorteile von Großeinkäufen in Lagerhäusern wie Costco zu nutzen, kostensparende Essenspläne rund um wöchentliche Angebote und Rabatte zu erstellen, alte Gegenstände wiederzuverwenden und überall dort zu sparen, wo es möglich ist.

Bald wird es zur Gewohnheit, nichts zum vollen Preis oder neu zu kaufen. Flohmärkte, Tauschbörsen und Online-Plattformen für gebrauchte Kinderkleidung werden zu unverzichtbaren Ressourcen. Und auch in der Küche wird Kreativität großgeschrieben: Aus Resten entstehen neue Gerichte, und saisonale Produkte werden optimal genutzt. Wer clever haushaltet, kann auch mit einem knappen Budget eine Großfamilie gut versorgen.

Loslassen und Akzeptieren: Die Definition von „guter“ Erziehung ändert sich

Erinnert ihr euch noch daran, wie ihr vor der Geburt eurer Kinder verkündet habt, dass ihr niemals X, Y oder Z tun würdet (fügt hier euer unerwünschtes Erziehungsthema ein)? Nun, mit fünf oder mehr Kindern habt ihr gelernt, dass es „gute“ Eltern in allen Formen und Größen gibt und dass es fast keine Grenzen dafür gibt, was man tut, um das Elternsein zu überleben. Es geht darum, Prioritäten zu setzen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist.

Macht es einen schlechten Elternteil aus, wenn man 48 Stunden lang schmutziges Geschirr in der Spüle stehen lässt? Nein – man kümmert sich darum, wenn man Zeit dafür findet! Ist man nachlässig, wenn die Kinder unterschiedliche Schuhe tragen, weil es morgens schnell gehen muss? Nein – man ist einfach beschäftigt. Hat sich das jüngste Kind geweigert, bis fast 5 aufs Töpfchen zu gehen? Kein Problem. Je mehr Kinder man hat, desto mehr erkennt man, dass es bei „guter“ Erziehung vor allem darum geht, seine Kinder zu lieben und zu respektieren (und dass klebrige Böden keine moralische Wertigkeit haben). Es ist ein Befreiungsschlag, sich von unrealistischen Erwartungen zu verabschieden und stattdessen auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes einzugehen.

Delegieren als Überlebensstrategie: Aufgaben verteilen und Hilfe annehmen

Man hat nur zwei Hände… und die sind meistens mit der Betreuung und Erziehung der Kinder beschäftigt. Es ist schlichtweg unmöglich, auch noch alleine für die ganze Familie zu kochen und zu putzen. Oder Kleinkinder rund um die Uhr zu bespaßen. Oder alle Einkäufe zu erledigen, die Wäscheberge zu bewältigen, Kinder zu Aktivitäten zu fahren und so weiter. Die Liste ist endlos. Eltern mit vielen Kindern wissen, dass das Auslagern bestimmter Aufgaben und Pflichten der einzige Weg ist, um die scheinbar nie endende To-do-Liste abzuarbeiten.

Sie lernen, Verantwortung an ältere Kinder, Familienmitglieder, günstige Reinigungskräfte, Supermarkt-Lieferservices oder sogar persönliche Assistenz-Apps zu delegieren. Sie gewöhnen sich nicht nur daran, um Hilfe zu bitten, sondern lernen auch, sie dankbar anzunehmen, anstatt sie als Zeichen von Schwäche zu betrachten. Es ist eine Kunst, die eigenen Grenzen zu erkennen und sich Unterstützung zu holen, wo immer es möglich ist. Denn nur wer sich selbst nicht überlastet, kann langfristig eine gute Mutter sein.

Fairness ade: Wenn Notwendigkeit vor Gleichheit geht

Es ist der Schlachtruf von Geschwistern überall: „Das ist nicht fair!“. Wenn man zwei oder drei Kinder hat, kann man noch versuchen, ein gewisses Maß an Gleichheit im Haushalt aufrechtzuerhalten. Aber sobald es mehr als vier sind, konzentriert sich die Erziehungsstrategie weniger auf das, was „fair“ und gleich ist, sondern mehr auf das, was notwendig ist. Es geht darum, pragmatische Lösungen zu finden, die für alle funktionieren – auch wenn das bedeutet, dass nicht jeder das Gleiche bekommt.

Auch bei der Disziplinierung jedes einzelnen Kindes wird die „Fairness“ zugunsten der Notwendigkeit aufgegeben. Wenn man fünf Kinder hat, leben fünf völlig unterschiedliche Persönlichkeiten im Haus, und jede erfordert möglicherweise einen anderen Ansatz, wenn es um Disziplin geht. Vielleicht braucht der 4-Jährige eine Umarmung und eine freundliche, aber bestimmte Zurechtweisung, während dem 6-Jährigen einfach nur die iPad-Zeit gestrichen werden muss. Wird das für die Kinder „fair“ aussehen? Nein, aber man kennt sie am besten und darf entscheiden. Es ist wichtig, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass alle Kinder gleich behandelt werden müssen, und stattdessen auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen.

Der Blick fürs große Ganze: Prioritäten setzen und entspannt bleiben

Die Dinge, die einem als frischgebackene Eltern noch monumental erschienen (wie Windelmarken und konsequente Nickerchenpläne), werden unwichtiger, je mehr Kinder man hat. Warum? Man hat einfach nicht die Zeit oder Energie, sich um jedes noch so kleine Detail zu kümmern. Stattdessen konzentriert man sich auf das große Ganze: Scheinen die Kinder glücklich und zufrieden zu sein? Haben sie starke Geschwisterbeziehungen? Bringen sich alle ein und tragen zu den Aufgaben im Haushalt und den familiären Verpflichtungen bei? Zieht man gute Menschen groß?

Wenn man diese Fragen mit „Ja“ beantworten kann, ist es weniger wahrscheinlich, dass man sich in alltäglichen Kleinigkeiten verliert, und wahrscheinlicher, dass man betrachtet, wie die Familie im Laufe der Zeit wächst (in Monaten oder Jahren, nicht von Minute zu Minute). Es geht darum, den Fokus auf die langfristige Entwicklung der Kinder zu legen und sich nicht von kurzfristigen Problemen aus der Ruhe bringen zu lassen. Denn am Ende zählt nur, dass die Kinder zu selbstbewussten, verantwortungsbewussten und liebevollen Menschen heranwachsen.

Fazit: Das Abenteuer Großfamilie – Eine Reise voller Herausforderungen und unendlicher Liebe

Das Leben mit fünf oder mehr Kindern ist zweifellos eine Herausforderung, aber auch eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Es erfordert Flexibilität, Organisationstalent und die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen. Man lernt, Erwartungen loszulassen, Hilfe anzunehmen und den Blick für das große Ganze zu bewahren. Die Belohnung ist eine Familie voller Liebe, Zusammenhalt und unvergesslicher Momente. Auch wenn der Alltag manchmal chaotisch und anstrengend ist, überwiegen die positiven Aspekte bei Weitem. Denn was gibt es Schöneres, als zu sehen, wie die Kinder miteinander lachen, spielen und sich gegenseitig unterstützen? Das Abenteuer Großfamilie ist eine Reise voller Herausforderungen, aber auch eine Reise voller unendlicher Liebe.

QUELLEN

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