Der Alltag mit Kindern kann turbulent sein. Zwischen Schulaufgaben, Freizeitaktivitäten und den ganz normalen Herausforderungen des Familienlebens bleibt oft wenig Zeit für tiefergehende Gespräche. Und wenn man dann doch einmal die Gelegenheit hat, scheint es manchmal unmöglich, mehr als ein knappes „Gut“ oder „Okay“ aus den kleinen Rackern herauszubekommen. Aber keine Sorge, das muss nicht so bleiben! Es gibt spielerische und kreative Wege, um die Kommunikation mit deinen Kindern zu verbessern und einen echten Draht zu ihnen aufzubauen.
Entdecke die Welt deines Kindes spielerisch neu
Stell dir vor, du sitzt am Küchentisch, fragst dein Kind, wie der Tag in der Schule war, und bekommst nur ein gelangweiltes Schulterzucken zur Antwort. Kommt dir das bekannt vor? Viele Eltern kennen diese Situation nur zu gut. Kinder sind oft nicht von Natur aus mitteilsam, besonders wenn es darum geht, ihre Gefühle oder Erlebnisse in Worte zu fassen. Sie brauchen Anreize, eine spielerische Atmosphäre, um sich zu öffnen. Anstatt also immer die gleichen Fragen zu stellen, versuche es doch mal mit einer spielerischen Herangehensweise. Verwandle das Gespräch in ein Ratespiel, in dem ihr beide erraten müsst, was der andere erlebt hat. Das lockert die Stimmung auf und macht neugierig auf die Antworten.
Puppen, Bilder und Bingo: Kreative Türöffner zur Kinderseele
Kinder lieben es, in andere Rollen zu schlüpfen und sich in Fantasiewelten zu bewegen. Warum also nicht diese Vorliebe nutzen, um die Kommunikation anzukurbeln? Eine Handpuppe oder ein Kuscheltier kann Wunder wirken, wenn es darum geht, ein Kind zum Sprechen zu bringen. Plötzlich ist da eine neue „Person“, die neugierig zuhört und vielleicht sogar die richtigen Fragen stellt. Auch Bilder können eine tolle Gesprächsgrundlage sein. Betrachtet gemeinsam ein Wimmelbuch, ein Foto oder ein selbstgemaltes Bild und tauscht euch darüber aus, was ihr seht und was die Figuren oder Personen auf dem Bild wohl fühlen oder denken. Und wer es etwas strukturierter mag, kann ein Familienbingo veranstalten, bei dem es darum geht, Gemeinsamkeiten und Vorlieben herauszufinden. So wird das Gespräch zum spielerischen Entdecken und Kennenlernen.
Manchmal genügt schon eine kleine Änderung der Perspektive, um eine große Wirkung zu erzielen. Indem wir uns auf die spielerische Interaktion einlassen, schaffen wir einen Raum, in dem sich Kinder wohl und sicher fühlen, um sich zu öffnen und ihre Gedanken und Gefühle mit uns zu teilen. Es geht darum, den Druck herauszunehmen und den Spaß in den Vordergrund zu stellen. Denn wenn Kinder Spaß haben, sind sie viel eher bereit, sich mitzuteilen.
Die Keythesis: Mehr Quatsch, weniger Stress
Mitten im Trubel des Alltags vergessen wir oft, wie wichtig es ist, einfach mal albern zu sein und gemeinsam zu lachen. Die Psychologin und Familienbegleiterin Michèle Liussi betont in ihrem Buch „Kinderleicht ins Gespräch kommen“, wie wertvoll gemeinsame Quatsch-Momente für die Eltern-Kind-Beziehung sind:
Lachen baut Anspannung, Stress und Wut ab. Dadurch steigt die Stimmung, was sich positiv auf das soziale Umfeld, in eurem Fall also die Familie, auswirkt.
Bevor du also das nächste Mal versuchst, deinem Kind Informationen zu entlocken, nimm dir einen Moment Zeit für Albernheiten. Tanzt zusammen durchs Wohnzimmer, macht Grimassen oder erzählt euch gegenseitig Witze. Diese kleinen Auszeiten stärken die Bindung und schaffen eine positive Atmosphäre, in der sich dein Kind wohlfühlt und gerne mitteilt.
Es ist so einfach, im Alltagstrott die Freude und den Spaß zu vergessen. Wir sind oft so sehr damit beschäftigt, dass alles reibungslos funktioniert, dass wir vergessen, wie wichtig es ist, einfach mal loszulassen und albern zu sein. Doch gerade diese Momente sind es, die uns als Familie zusammenschweißen und eine Atmosphäre schaffen, in der sich jeder wohl und geborgen fühlt. Und wenn sich Kinder geborgen fühlen, sind sie viel eher bereit, sich zu öffnen und ihre Gedanken und Gefühle mit uns zu teilen.
Fünf spielerische Wege, um mit deinem Kind ins Gespräch zu kommen
Hier sind fünf konkrete Ideen, die du ausprobieren kannst, um die Kommunikation mit deinem Kind spielerisch zu verbessern:
- Verpacke die Frage nach dem Tag in ein Ratespiel: Anstatt dein Kind wie im „Verhör“ auszufragen, rate spielerisch drauf los, was es heute wohl in der Kita oder Schule gemacht hat. Danach ist dein Kind dran und darf raten, was du gemacht und erlebt hast. Es kann eure Gespräche bereichern, wenn auch du deine Erlebnisse teilst und sie keine Einbahnstraße bleiben. Richtig lustig wird es, wenn du zwischen deine echten Mutmaßungen fantasievollen Quatsch packst – und zum Beispiel sagst „Ich rate, dass du heute auf einem Tyrannosaurus Rex geritten bist.“
- Locke Redemuffel mit Puppentheater: Manchmal braucht es eine neue Person, um Inspiration zurück in die immer gleichen Gespräche oder bohrenden Fragen zu bringen. Eine Handpuppe, ein Kuscheltier oder eine sprechende Socke kann eine willkommene Abwechslung sein zu den Eltern, die immer alles wissen wollen. Den fantasievollen Begleitern hören Kinder gerne zu und schütten vielleicht sogar ihr Herz aus. Wenn du eine lustige Socke verwendest, kannst du sie direkt als Sorgenfresser nutzen – dein Kind kann seine Sorgen entweder unsichtbar in seiner Hand verfüttern, oder ihr malt oder schreibt sie auf einen Zettel, den die Sockenpuppe frisst. Das Puppenwesen ist auch geeignet, um die Gefühle deines Kindes zu spiegeln, indem es benennt, was es wahrnimmt. Und weiter fragt: „Wo wohnt das Gefühl? Was macht es mit deinem Körper? Was könnte dir helfen?“
- Bildet Geschichten mit Bildern: Bilder können ein guter Ausgangspunkt für eure Gespräche sein. Ob ein Bild aus einem Buch, ein Foto oder eine Doppelseite im Wimmelbuch – tauscht euch darüber aus, was ihr seht, und spekuliert darüber, was die Figuren bewegt oder wie es zu den Situationen gekommen ist. Eure Fantasie darf sich in alle Richtungen bewegen, frage dein Kind, was wohl als nächstes passieren könnte oder was es glaubt, wie sich die abgebildeten Tiere oder Menschen fühlen. Ebenso kannst du dein Kind dazu anregen, über seine selbst gemalten Kunstwerken zu erzählen. Wenn du ein Fan von etwas mehr Anleitung bist, kannst du auch ein Kartenset für Bildergeschichten besorgen. Dann legt ihr eine Abfolge von Bildern vor euch hin und spinnt gemeinsam eine Geschichte zusammen.
- Lernt euch durch Familienbingo kennen: Eine lustige Variante, um als Familie mehr ins Gespräch zu kommen, ist Bingo. Ihr erstellt einfach eine Vorlage mit 3×3 oder 4×4 Kästchen und überlegt euch eine Kategorie, um die es gehen soll. Das können sein: Lieblingsdinge. Lieblingsessen. Alltagsgegenstände (wer nutzt was häufig?). Ihr erzählt euch voneinander und immer, wenn ein Begriff fällt, der auf ein Kästchen geschrieben oder gemalt steht, kreuzen die anderen ihn ab. Wer eine Reihe voll hat, hat gewonnen. Oder ihr füllt am Ende einer Woche ein Bingoblatt mit verschiedenen Aktivitäten der letzten sieben Tage. Dann erzählt jedes Familienmitglied von seiner Woche – und wer etwas hört, das auf dem Zettel steht, darf es durchstreichen. Übrigens könnt ihr ein Bingoblatt auch auf den Kita- oder Schulweg anpassen und darauf Dinge auflisten, die ihr unterwegs seht. Das schult die Aufmerksamkeit und verwandelt den Weg in eine Spielzone.
- Folgt dem Lachen: Zuguterletzt eine Geheimzutat, die wir Erwachsenen zu oft vergessen, während wir damit beschäftigt sind, dass unser Kind kooperiert und funktioniert: Macht mehr Quatsch miteinander! „Lachen baut Anspannung, Stress und Wut ab“, schreibt Michèle Liussi. „Dadurch steigt die Stimmung, was sich positiv auf das soziale Umfeld, in eurem Fall also die Familie, auswirkt.“ Bevor du etwas von deinem Kind willst – nämlich wissen, wie sein Tag war, wie es sich fühlt oder was es für Ideen für eure Wochenendgestaltung hat – nehmt euch einen Moment, um gemeinsam einfach Quatsch zu machen. Das stärkt die Bindung ungemein. Und wer sich verbunden fühlt, ist vielleicht eher in der Stimmung, sich mitzuteilen.
Und denk daran: Es gibt kein Richtig oder Falsch. Probiere einfach aus, welcher spielerische Zugang für dich und dein Kind am besten funktioniert. Habt Spaß dabei, dann ist schon viel gewonnen!
Fazit: Spielerisch zum offenen Gespräch – So gelingt die bessere Kommunikation mit Kindern
Die Kommunikation mit Kindern muss keine Einbahnstraße sein. Mit ein wenig Kreativität und spielerischer Herangehensweise können Eltern eine Atmosphäre schaffen, in der sich ihre Kinder wohlfühlen und gerne mitteilen. Anstatt auf starre Frage-Antwort-Spiele zu setzen, können Ratespiele, Puppentheater, Bildergeschichten oder Familienbingo den Gesprächseinstieg erleichtern. Entscheidend ist, dass Eltern sich auf die Welt ihrer Kinder einlassen, ihre Fantasie anregen und den Spaß in den Vordergrund stellen. Und nicht vergessen: Gemeinsames Lachen und Albernsein stärken die Bindung und schaffen eine positive Grundlage für offene Gespräche. Indem Eltern diese einfachen Tipps beherzigen, können sie die Kommunikation mit ihren Kindern nachhaltig verbessern und eine tiefere Verbindung aufbauen.
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