9 Sätze am Esstisch vermeiden: Tipps für Karriere-Mütter

Der Esstisch – ein Ort der Zusammenkunft, der Gespräche, des Lachens und manchmal auch des kleinen Chaos. Gerade für uns Karriere-Mütter ist es oft der einzige Moment am Tag, an dem die ganze Familie zusammenkommt. Doch was wir am Esstisch sagen, hat eine größere Bedeutung, als wir vielleicht ahnen. Es geht nicht nur darum, wer das meiste Gemüse isst oder wer am schnellsten fertig ist. Es geht darum, wie wir die Beziehung unserer Kinder zum Essen prägen und welche Botschaften wir ihnen mit auf den Weg geben.

Die Macht der Worte am Familientisch

Stellt euch vor, es ist ein langer Tag gewesen. Die Arbeit war stressig, die Kinder hatten ihre eigenen kleinen Dramen erlebt, und jetzt sitzen alle erschöpft am Tisch. Die Versuchung ist groß, einfach nur zu sagen, was einem gerade in den Sinn kommt – sei es die Ermahnung, mehr Gemüse zu essen, oder der Kommentar über das angeblich wählerische Essverhalten. Aber genau in diesen Momenten ist es wichtig, achtsam zu sein. Denn unsere Worte haben Macht – besonders am Esstisch. Sie können die Freude am Essen fördern oder im schlimmsten Fall eine lebenslange negative Beziehung dazu aufbauen. Studien zeigen, dass gemeinsame Mahlzeiten positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Essverhalten haben können. Doch diese Vorteile können schnell zunichte gemacht werden, wenn die falschen Worte fallen.

Es ist ein schmaler Grat. Einerseits wollen wir unsere Kinder zu einer gesunden Ernährung erziehen, andererseits wollen wir ihnen nicht die Freude am Essen nehmen. Wir wollen sie ermutigen, Neues auszuprobieren, ohne sie zu zwingen. Wir wollen ihnen beibringen, auf ihren Körper zu hören, ohne sie mit Schuldgefühlen zu belasten. Es ist eine Kunst, die viel Fingerspitzengefühl erfordert.

Die Realität sieht oft anders aus. Der Druck ist groß, die Zeit knapp, und die Nerven liegen blank. Da rutscht schon mal ein unbedachter Satz heraus. Aber wenn wir uns bewusst machen, welche Auswirkungen unsere Worte haben können, können wir achtsamer sein und eine positive Esskultur am Familientisch schaffen.

Oftmals unterschätzen wir die Macht unserer Worte am Esstisch. Sie können die Freude am Essen fördern oder im schlimmsten Fall eine lebenslange negative Beziehung dazu aufbauen.

9 Sätze, die am Esstisch tabu sein sollten

Welche Sätze sollten wir also besser vermeiden? Hier sind neun typische Aussagen, die am Esstisch oft fallen, aber negative Auswirkungen auf unsere Kinder haben können:

  1. „Du bekommst erst einen Nachtisch, wenn du dein Gemüse aufgegessen hast.“

    Essen als Belohnung oder Bestrafung zu verwenden, ist keine gute Idee. Es wertet den Nachtisch auf und vermittelt den Eindruck, dass Gemüse etwas Unangenehmes ist, das man nur essen muss, um etwas Besseres zu bekommen. Besser ist es, alle Familienmitglieder selbst entscheiden zu lassen, ob sie einen Nachtisch möchten – unabhängig davon, was sie vorher gegessen haben. Wenn das Kind nur den Nachtisch möchte, kann man ihn gelegentlich als besondere Ausnahme anbieten oder sogar zusammen mit dem Abendessen servieren.

  2. „Du bist so wählerisch!“

    Kinder zu etikettieren, ist nie hilfreich. Es kann dazu führen, dass sie bestimmte Annahmen verinnerlichen. Selbst Aussagen wie „Du bist ein schlechter Esser“ oder „Du bist langsam“ können Teil ihrer Identität werden und sich nachhaltig auf ihr Selbstbild auswirken. Studien zeigen, dass solche Etiketten Kinder einschränken und mehr Schaden anrichten können als Nutzen bringen. Ein Kind, das als „wählerisch“ bezeichnet wird, denkt möglicherweise ständig: „Ich mag viele Lebensmittel nicht und habe Angst, Neues auszuprobieren.“ Dadurch verfestigt sich das Verhalten.

  3. „Iss noch fünf Bissen Hähnchen und drei Bissen Erbsen.“

    Auch wenn Eltern es gut meinen, wenn sie ihren Kindern vorschreiben, wie viel sie essen sollen, kann das negative Folgen haben. Es kann dazu führen, dass ein Kind denkt, es müsse immer weiteressen – auch wenn es satt ist. Das kann langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen. Jedes Kind hat ein natürliches Gefühl für Hunger und Sättigung. Wenn wir uns einmischen, können wir dieses Gefühl stören.

  4. „Das würde dir sowieso nicht schmecken.“

    Selbst wenn man sich zu 99 % sicher ist, dass ein Kind etwas nicht mag, sollte man es nicht davon abhalten, es trotzdem zu probieren. Es ist in Ordnung, darauf hinzuweisen, dass etwas knoblauchlastig, säuerlich oder scharf ist, aber man sollte trotzdem offen und ermutigend sein. So hilfst du deinem Kind, abenteuerlustiger und neugieriger zu werden. Es wird nicht nur eher bereit sein, neue Lebensmittel auszuprobieren, sondern diese Haltung kann sich auch auf andere Bereiche seines Lebens übertragen und ihm das Selbstvertrauen geben, öfter aus seiner Komfortzone herauszutreten.

  5. „Du musst das probieren!“

    Die „Ein-Biss-Regel“ funktioniert bei manchen Kindern gut, da sie sie ermutigen kann, Dinge auszuprobieren, die sie sonst nicht probieren würden. Bei anderen Kindern kann sie jedoch zu einem Kampf am Esstisch führen. Sie kann auch zu Lebensmittelabneigungen, selektivem Essen oder negativen Beziehungen zu neuen Lebensmitteln führen. Es ist wichtig, Kindern neue und nahrhafte Lebensmittel anzubieten, aber man sollte ihnen auch die Autonomie geben, selbst zu bestimmen, was und wie viel sie essen. Man sollte ein Kind niemals zwingen, etwas zu probieren, das es nicht mag, sondern ihm die Freiheit lassen, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und zu lernen, wie es seinen Körper nährt.

  6. „Super, du hast deinen Teller leer gegessen!“

    Wenn man ein Kind dafür lobt, dass es seinen Teller leer gegessen hat, vermittelt man ihm, dass dies das Ziel ist. Für Kinder, die die Anerkennung ihrer Eltern suchen, kann diese Aussage besonders schädlich sein. Wenn Kinder den leeren Teller mit einem braven Kind gleichsetzen, ignorieren sie ihr Hunger- und Sättigungsgefühl und versuchen stattdessen, alles zu essen, um gelobt zu werden. Besser ist es, nicht zu kommentieren, wie viel ein Kind isst oder nicht isst. Vertraut darauf, dass es so viel isst, wie sein Körper braucht.

  7. „Iss mehr Quinoa, das ist gesund.“

    Wenn man Lebensmittel als „gut“ oder „gesund“ bezeichnet, weist man ihnen einen Wert zu oder verleiht ihnen einen Heiligenschein. Das kann jedoch problematisch sein. Es kann dazu führen, dass Kinder gutes Verhalten mit dem Essen bestimmter Lebensmittel verbinden. Mit anderen Worten: Wenn sie Quinoa essen, treffen sie gute Entscheidungen und sind gesund. Wenn sie etwas anderes essen, sind sie nicht gesund. Dies kann zu Schuldgefühlen und Lebensmittelentzug führen – insbesondere, wenn sie nur versuchen, die „gesunden“ Lebensmittel zu essen. Studien zeigen, dass dieser Ansatz auch zu Übergewicht führen kann. Wenn Kinder denken, dass ein Lebensmittel gesund ist, achten sie nicht so sehr darauf, wie viel sie essen, und können übermäßig schlemmen.

  8. „Pizza macht so dick.“

    Die meisten Ernährungsexperten sind sich einig, dass man Lebensmittel nicht negativ bezeichnen sollte. Man sollte nicht sagen, dass etwas schlecht, dickmachend oder ungesund ist. Denn alle Lebensmittel können Teil einer ausgewogenen Ernährung sein. Wenn man Lebensmittel negativ beurteilt, kann man ungewollt Schuldgefühle oder Schamgefühle auslösen, wenn sie bestimmte Dinge essen. In extremen Fällen kann es sogar dazu kommen, dass sie bestimmte Lebensmittel heimlich konsumieren, Beweise für das, was sie gegessen haben, verstecken oder sie in sich hineinstopfen, wenn niemand in der Nähe ist. Letztendlich können diese Verhaltensweisen zu Essstörungen führen.

  9. „Hör auf, Essen zu verschwenden!“

    Kinder dafür zu kritisieren, dass sie Essen verschwenden, kann dazu führen, dass sie sich gezwungen fühlen, ihre Teller leer zu essen, selbst wenn sie satt sind. Dies kann wiederum zu Übergewicht und Schwierigkeiten bei der Unterscheidung zwischen Hunger- und Sättigungsgefühl führen – wichtige Fähigkeiten für angehende Esser. Oder sie fühlen sich schuldig und schämen sich, wenn sie das Essen nicht aufessen, was sich ebenfalls auf ihre Beziehung zum Essen auswirken kann. Wenn du Bedenken hast, wie viel Essen dein Kind auf seinen Teller, in seine Müslischale oder in seine Hand nimmt, gib ihm Hilfsmittel, um sich eine angemessene Portion zu nehmen. Gib ihm zum Beispiel einen Messbecher, um eine Portion Müsli herauszuschöpfen, oder einen ausreichend großen Löffel, um Kartoffeln auf seinen Teller zu geben. Und erinnere sie immer daran, dass sie sich jederzeit eine weitere Portion holen können, wenn sie mehr möchten.

9 Sätze am Esstisch vermeiden

9 Sätze am Esstisch vermeiden

Alternativen, die den Appetit fördern

Aber was können wir stattdessen sagen? Wie können wir eine positive und entspannte Atmosphäre am Esstisch schaffen, die unsere Kinder dazu ermutigt, eine gesunde Beziehung zum Essen aufzubauen? Hier sind ein paar Ideen:

  • Biete eine Vielfalt an gesunden Lebensmitteln an: Sorge dafür, dass es immer eine Auswahl an verschiedenen Gemüsesorten, Obstsorten, Vollkornprodukten und Proteinquellen gibt. So haben die Kinder die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, was sie essen möchten.

  • Sei ein gutes Vorbild: Kinder lernen durch Nachahmung. Wenn sie sehen, dass du selbst gerne gesundes Essen isst, werden sie eher bereit sein, es auch zu probieren.

  • Mache das Essen zum Erlebnis: Koche zusammen mit deinen Kindern, lass sie beim Einkaufen helfen oder gestalte das Essen auf dem Teller kreativ. So weckst du ihre Neugier und machst das Essen interessanter.

  • Schaffe eine entspannte Atmosphäre: Vermeide Streitgespräche oder andere unangenehme Themen am Esstisch. Konzentriere dich stattdessen auf positive Gespräche und gemeinsames Lachen.

  • Höre auf die Bedürfnisse deiner Kinder: Zwinge sie nicht, etwas zu essen, was sie nicht mögen. Akzeptiere ihre Vorlieben und Abneigungen und versuche, Kompromisse zu finden.

Indem wir achtsam auf unsere Worte und unsere Handlungen achten, können wir den Esstisch zu einem Ort machen, an dem sich unsere Kinder wohlfühlen und eine positive Beziehung zum Essen entwickeln. Es ist ein Geschenk, das wir ihnen mit auf den Weg geben können – ein Geschenk, das ein Leben lang hält.

Für uns Karriere-Mütter bedeutet das vielleicht, dass wir uns bewusst Zeit nehmen müssen, um uns auf das Essen vorzubereiten – nicht nur in Bezug auf die Zutaten, sondern auch in Bezug auf unsere eigene Einstellung. Es bedeutet, dass wir bereit sein müssen, loszulassen und unseren Kindern die Freiheit zu geben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

Es ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Aber es lohnt sich. Denn am Ende geht es nicht nur darum, was unsere Kinder essen, sondern auch darum, wie sie über Essen denken und fühlen. Und das ist etwas, das wir maßgeblich beeinflussen können.

Fazit: Mehr Achtsamkeit für eine gesunde Esskultur

Der Esstisch ist mehr als nur ein Ort der Nahrungsaufnahme – er ist ein Spiegel unserer Werte und Überzeugungen. Was wir dort sagen, hat eine tiefgreifende Wirkung auf die Beziehung unserer Kinder zum Essen. Aussagen, die Druck ausüben, Schuldgefühle erzeugen oder Lebensmittel in „gut“ und „schlecht“ einteilen, können langfristig negative Folgen haben. Stattdessen sollten wir eine Atmosphäre schaffen, die Neugier weckt, Autonomie fördert und die Freude am Essen in den Mittelpunkt stellt. Indem wir achtsam auf unsere Worte achten, können wir den Esstisch in einen Ort verwandeln, an dem unsere Kinder lernen, auf ihren Körper zu hören, gesunde Entscheidungen zu treffen und eine positive Beziehung zum Essen aufzubauen.

QUELLEN

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