Homeoffice für Eltern: Warum Flexibilität der Schlüssel ist

Der Wecker klingelt. Nicht. Zum Glück! Denn heute ist einer dieser Tage, an denen der morgendliche Kampf mit der Zeit ausfällt. Kein Hetzen, kein Stau, kein schlechtes Gewissen, weil man die Kinder schon wieder zu lange in der Kita gelassen hat. Stattdessen: Ein entspannter Start in den Tag, ein gemeinsames Frühstück und dann – ganz ohne Stress – an den Schreibtisch. Das Homeoffice macht’s möglich. Doch dieser Traum droht für viele Eltern zu platzen, denn immer mehr Unternehmen fordern die Rückkehr ins Büro. Ein fataler Fehler, wie dieser Artikel zeigen wird.

Die tickende Uhr: Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Hamsterrad

Stell dir vor, du stehst morgens auf und weißt, dass die nächsten Stunden einem minutiös geplanten Zeitplan folgen müssen. Kind wecken, Frühstück machen, Brotdosen packen, Zähne putzen, anziehen, zur Schule hetzen, zur Kita bringen, dann selbst ins Büro. Und das ist nur der Morgen! Am Nachmittag das gleiche Spiel in umgekehrter Reihenfolge, dazwischen noch Einkaufen, Kochen, Hausaufgaben betreuen, Wäsche waschen und versuchen, irgendwie noch ein bisschen Zeit für sich selbst zu finden. Viele Mütter kennen diesen Wahnsinn nur zu gut. Der Druck ist enorm, die Erschöpfung chronisch. Und dann kommt auch noch der Chef und sagt: „Ab jetzt wieder Vollzeit im Büro!“

Die Rückkehr ins Büro bedeutet für viele Eltern, besonders für Mütter, einen enormen Rückschritt. Es bedeutet nicht nur mehr Stress und weniger Zeit für die Familie, sondern auch weniger Flexibilität, um auf die unvorhersehbaren Ereignisse des Familienlebens zu reagieren. Ein krankes Kind, ein wichtiger Arzttermin, ein Elternabend – all das wird im Büroalltag zur logistischen Herausforderung. Und wer leidet am Ende darunter? Oft sind es die Mütter, die ihre Arbeitszeit reduzieren oder sogar ganz aus dem Berufsleben aussteigen, um die Kinder zu betreuen.

Homeoffice: Mehr als nur ein Trend – ein Gamechanger für Eltern

Das Homeoffice hat sich in den letzten Jahren als echter Gamechanger für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erwiesen. Es ermöglicht Eltern, ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten, Pendelzeiten zu sparen und mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Es ist eine Chance, die traditionellen Rollenbilder aufzubrechen und eine gleichberechtigte Elternschaft zu leben. Und es ist eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, indem man qualifizierte Mütter im Berufsleben hält.

Eine Mutter erzählte mir neulich, wie das Homeoffice ihr Leben verändert hat: „Früher war ich ständig gestresst und erschöpft. Ich habe versucht, allen gerecht zu werden, aber am Ende bin ich selbst auf der Strecke geblieben. Seit ich im Homeoffice arbeite, habe ich viel mehr Zeit für meine Kinder und für mich selbst. Ich kann meine Arbeitszeit flexibler gestalten und bin nicht mehr so abhängig von starren Bürozeiten. Das hat meine Lebensqualität enorm verbessert.“

„Die Etablierung der Heimarbeit ist eine Errungenschaft, die vor allem Frauen – insbesondere Müttern – zu mehr Partizipation am Arbeitsmarkt verhelfen kann.“

Doch was bedeutet das konkret? Hier sind ein paar Beispiele, wie das Homeoffice den Alltag von Eltern erleichtern kann:

  • Mehr Zeit für die Kinder: Eltern können ihre Kinder selbst zur Schule oder Kita bringen und abholen, anstatt sie in die Hände von Fremden zu geben. Sie können bei den Hausaufgaben helfen, mit ihnen spielen und ihnen einfach mehr Zeit widmen.
  • Weniger Stress: Der Wegfall der Pendelzeit spart nicht nur Zeit, sondern auch Nerven. Eltern können den Morgen entspannter angehen und den Tag mit mehr Energie beginnen.
  • Mehr Flexibilität: Das Homeoffice ermöglicht es Eltern, ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten und auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen. Ein Arzttermin, ein Elternabend oder ein krankes Kind – all das lässt sich leichter in den Arbeitsalltag integrieren.
  • Gleichberechtigung: Das Homeoffice kann dazu beitragen, die traditionellen Rollenbilder aufzubrechen und eine gleichberechtigte Elternschaft zu fördern. Väter können sich stärker in die Kinderbetreuung einbringen und Mütter können ihre Karriere verfolgen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Es ist ein Privileg, das Vereinbarkeit erst möglich macht. Es ermöglicht es Eltern, gleichermaßen Geld zu verdienen und für ihre Kinder da zu sein. Es schließt die Care-Gap und ermöglicht eine aktive Vaterschaft. Ohne Homeoffice bliebe oft nur die Reduzierung der Arbeitszeit – meistens der Mutter.

Die Teilzeitfalle: Ein Teufelskreis für Mütter

Die Teilzeitfalle ist ein bekanntes Problem für viele Mütter. Um die Kinderbetreuung zu gewährleisten, reduzieren sie ihre Arbeitszeit und geraten dadurch in einen Teufelskreis aus geringerem Einkommen, schlechteren Karrierechancen und niedrigerer Rente. Das ist nicht nur für die betroffenen Frauen problematisch, sondern auch für die Wirtschaft, die auf das Potenzial gut ausgebildeter Fachkräfte verzichtet.

Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung hat gezeigt, dass sich viele Mütter eine höhere Wochenarbeitszeit wünschen als sie tatsächlich leisten. Das Homeoffice könnte hier eine Lösung bieten, indem es Müttern ermöglicht, mehr zu arbeiten, ohne ihre Kinderbetreuung zu vernachlässigen. So ergab die Befragung, dass die als ideal angesehene Wochenarbeitszeit für Mütter von Kindern im Alter von vier bis 18 Jahren acht Stunden über der tatsächlich erbrachten Arbeitszeit liegt. Im Jahr 2023 waren 73 Prozent der Mütter mit Kindern unter 6 Jahren in Teilzeit beschäftigt; sind die Kinder älter als sechs Jahre, sinkt die Quote leicht auf 62,9 Prozent. Zum Vergleich: Väter arbeiten – recht unabhängig vom Alter der Kinder – nahezu immer in Vollzeit, nämlich zu 91 bis 94 Prozent.

Die Politik hat dieses Potenzial erkannt und fordert seit Jahren eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Doch die Umsetzung lässt oft zu wünschen übrig. Von der verworfenen Abschaffung des Ehegattensplittings über die auf sich warten lassende Familienstartzeit bis zur eher halbherzig wirkenden Bewältigung der Kita-Krise – die Maßnahmen zur Vereinbarkeitsförderung bleiben oft bloße Lippenbekenntnisse.

Ein Bekannter, selbst Vater von zwei Kindern und in leitender Position in einem großen Unternehmen, erzählte mir kürzlich: „Wir reden immer von Fachkräftemangel, aber gleichzeitig machen wir es Müttern so schwer wie möglich, wieder in den Beruf einzusteigen. Das ist doch absurd! Wir müssen endlich die Rahmenbedingungen schaffen, damit Frauen ihre Karriere verfolgen können, ohne ihre Familie zu vernachlässigen.“

Die Rolle rückwärts: Warum Präsenzpflicht ein Fehler ist

Die zunehmende Abkehr vom Homeoffice ist in meinen Augen eine Rolle rückwärts. Sie baut Hürden wieder auf, die zuvor bereits überwunden schienen, und verschlechtert die Rahmenbedingungen für Eltern. Und das auch noch, ohne valide Gründe dafür mitzuliefern. Denn während einige Studien potenzielle Nachteile aufzeigen, zeigen andere die Vorteile der Heimarbeit auf – von einem „Homeoffice ist gescheitert“-Konsens kann also nicht die Rede sein. Eher zeichnet sich ab, dass der Mittelweg – das sogenannte hybride Arbeiten – der richtige Weg ist.

Es ist bedauerlich, dass die Politik es bislang versäumt hat, einen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice umzusetzen – wie im Koalitionsvertrag noch angekündigt. So bleibt uns zum jetzigen Zeitpunkt wohl nur, einen Appell an alle Präsenzpflicht-Fans auszusprechen: Schafft, wo möglich, Flexibilität statt sie abzuschaffen. Eltern werden es euch danken – und andernfalls vielleicht kündigen oder weniger arbeiten (müssen).

Eine Mutter arbeitet am Laptop, während ihre Kinder im Hintergrund spielen

Flexibilität für Eltern

Hybrides Arbeiten, also die Kombination aus Büropräsenz und Homeoffice, könnte die Lösung sein. Es ermöglicht den Unternehmen, die Vorteile beider Arbeitsmodelle zu nutzen und den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter entgegenzukommen. Es ist ein Kompromiss, der sowohl den Interessen der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer gerecht wird.

Es gibt viele Beispiele für Unternehmen, die erfolgreich hybride Arbeitsmodelle eingeführt haben. Sie bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, einige Tage pro Woche im Büro zu arbeiten und die restlichen Tage im Homeoffice. Sie fördern die Eigenverantwortung und Selbstorganisation ihrer Mitarbeiter und schaffen eine Kultur des Vertrauens und der Flexibilität. Und sie profitieren von einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, einer geringeren Fluktuation und einer höheren Produktivität.

Die Unternehmen, die jetzt auf starre Präsenzpflicht setzen, riskieren, wertvolle Mitarbeiter zu verlieren. Eltern, die auf die Flexibilität des Homeoffice angewiesen sind, werden sich nach anderen Arbeitgebern umsehen, die ihnen entgegenkommen. Und das in Zeiten des Fachkräftemangels! Es ist ein kurzsichtiger Fehler, der den Unternehmen langfristig schaden wird.

Fazit: Flexibilität ist der Schlüssel zum Erfolg

Die Rückkehr zur Präsenzpflicht ist ein Rückschritt für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das Homeoffice hat sich als echter Gamechanger erwiesen, der Eltern mehr Flexibilität, weniger Stress und mehr Zeit für ihre Kinder ermöglicht. Es ist eine Chance, die traditionellen Rollenbilder aufzubrechen und eine gleichberechtigte Elternschaft zu leben. Die Politik und die Unternehmen müssen endlich erkennen, dass Flexibilität der Schlüssel zum Erfolg ist – sowohl für die Eltern als auch für die Wirtschaft.

Es ist an der Zeit, umzudenken und neue Wege zu gehen. Wir brauchen eine Arbeitswelt, die sich den Bedürfnissen der Eltern anpasst und nicht umgekehrt. Wir brauchen flexible Arbeitszeitmodelle, eine bessere Kinderbetreuung und eine Kultur des Vertrauens und der Wertschätzung. Nur so können wir sicherstellen, dass Mütter und Väter ihre Karriere verfolgen können, ohne ihre Familie zu vernachlässigen. Und nur so können wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken und das wirtschaftliche Potenzial von Frauen voll ausschöpfen.

Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass das Homeoffice nicht nur ein Trend bleibt, sondern ein fester Bestandteil unserer Arbeitswelt wird. Lasst uns eine Zukunft gestalten, in der Eltern ihre Kinder großziehen können, ohne ihre beruflichen Ambitionen aufgeben zu müssen.

QUELLEN

Eltern.de

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