Mütter in Deutschland: Die Last der traditionellen Rollenverteilung

Es ist ein allgegenwärtiges Bild: Die erschöpfte Mutter, die nach einem langen Arbeitstag noch den Haushalt schmeißt, während der Vater entspannt auf der Couch sitzt. Eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt, dass sich an dieser traditionellen Rollenverteilung trotz Elterngeld und steigender Erwerbsbeteiligung von Frauen mit kleinen Kindern kaum etwas geändert hat. Doch was bedeutet das für die Mütter, die ohnehin schon unter der Doppelbelastung von Job und Familie leiden?

Die Illusion der Gleichberechtigung

Seit der Einführung des Elterngeldes ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Kindern unter drei Jahren von 43 auf 56 Prozent gestiegen. Auch der Anteil der Väter, die Elterngeld beziehen, hat sich mit 43 Prozent mehr als verdoppelt. Auf den ersten Blick scheint sich also etwas zu bewegen in Richtung einer partnerschaftlichen Aufteilung von Familienarbeit und Beruf. Doch der Schein trügt.

Die sogenannten „Vätermonate“ sind oft nur von kurzer Dauer. Nur jeder zehnte Vater nimmt mehr als zwei Monate Elternzeit, und viele planen diese Zeit sogar parallel zur Mutter ein. Das bedeutet, dass die Frauen in ihrer Elternzeit meist die alleinige Verantwortung für das Kind tragen, während die Väter in ihren „Vatermonaten“ oft nicht auf sich allein gestellt sind. Der Großteil der Hausarbeit und die Betreuung des Kindes bleiben weiterhin an den Müttern hängen.

Es ist ein Teufelskreis: Mütter, die früh wieder in den Beruf einsteigen, um ihre Karriere nicht zu gefährden, tragen gleichzeitig die Hauptlast der Kinderbetreuung und des Haushalts. Das führt zu Stress, Erschöpfung und langfristig oft auch zu gesundheitlichen Problemen. Und die Väter? Sie verpassen wertvolle Zeit mit ihren Kindern und bleiben in traditionellen Rollenmustern gefangen.

Mutter jongliert mit Kind und Arbeit

Unbezahlte Arbeit: Mütter jonglieren noch immer hauptsächlich zwischen Kindererziehung und Karriere.

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Karriereknick in der Elternzeit

Ein weiterer negativer Effekt der traditionellen Rollenverteilung: Mütter haben während der Elternzeit oft mit einem Karriereknick zu kämpfen. Die Studie des BiB zeigt, dass das berufliche Prestige von Müttern während der Elternzeit sinkt, während es bei Vätern sogar steigt. Väter, die mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen, haben sogar einen höheren Prestigewert als diejenigen, die nur zwei Monate einplanen. Das ist ein alarmierendes Signal.

Es bedeutet, dass Mütter für ihre Entscheidung, sich um ihre Kinder zu kümmern, beruflich bestraft werden. Sie werden als weniger engagiert, weniger leistungsfähig und weniger karriereorientiert wahrgenommen. Das führt dazu, dass sie nach der Elternzeit oft Schwierigkeiten haben, wieder in den Beruf einzusteigen oder eine gleichwertige Position zu finden. Und das, obwohl sie in den meisten Fällen genauso qualifiziert und motiviert sind wie ihre männlichen Kollegen.

Die Zahlen sprechen für sich: Seit der Einführung des Elterngeldes beziehen über 98 Prozent der anspruchsberechtigten Mütter Elterngeld, die meisten für mehr als zehn Monate. Die durchschnittliche Bezugsdauer bei Vätern liegt dagegen stabil bei rund 3,3 Monaten. Das zeigt, dass das Elterngeld zwar ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist, aber noch lange nicht zu einer gleichberechtigten Aufteilung der Familienarbeit geführt hat.

Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft umdenken und die Leistung von Müttern anerkennen. Sie leisten einen unbezahlbaren Beitrag zur Erziehung unserer Kinder und zum Funktionieren unserer Gesellschaft.

Was können wir tun?

Die Frage ist also: Was können wir tun, um diese Ungleichheit zu beseitigen und Mütter zu entlasten? Hier sind einige Ideen:

  • Ausbau der Kinderbetreuung: Wir brauchen mehr und bessere Betreuungsangebote für Kinder jeden Alters, damit Mütter die Möglichkeit haben, frühzeitig wieder in den Beruf einzusteigen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
  • Förderung von flexiblen Arbeitsmodellen: Arbeitgeber müssen flexibler werden und Müttern die Möglichkeit geben, ihre Arbeitszeit an ihre Bedürfnisse anzupassen. Dazu gehören Teilzeitmodelle, Homeoffice und Jobsharing.
  • Aufklärung und Sensibilisierung: Wir müssen die traditionellen Rollenmuster aufbrechen und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Familienarbeit eine gemeinsame Aufgabe von Müttern und Vätern ist.
  • Anreize für Väter schaffen: Wir müssen Väter ermutigen, mehr Elternzeit zu nehmen und sich aktiv an der Kinderbetreuung zu beteiligen. Dazu gehören finanzielle Anreize, aber auch eine positive Unternehmenskultur, die Väter unterstützt.

Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft umdenken und die Leistung von Müttern anerkennen. Sie leisten einen unbezahlbaren Beitrag zur Erziehung unserer Kinder und zum Funktionieren unserer Gesellschaft. Es ist höchste Zeit, dass wir ihnen die Unterstützung zukommen lassen, die sie verdienen.

Ein Beispiel dafür, wie wichtig die Unterstützung durch den Partner ist, zeigt das Zitat von Noah, einem 30-jährigen Lehrer und Vater von zwei Kindern: „Ich finde, in unserer Generation sollte es normal sein, dass sich beide Partner alle Aufgaben eines gemeinsamen Lebens teilen.“ Diese Einstellung ist entscheidend, um eine gerechtere Verteilung der Familienarbeit zu erreichen.

Die genannten Punkte sind natürlich nur ein Anfang. Es braucht einen gesellschaftlichen Wandel, der die traditionellen Rollenbilder aufbricht und Raum für neue, partnerschaftliche Modelle schafft. Nur so können wir sicherstellen, dass Mütter nicht länger die Hauptlast der Familienarbeit tragen und ihre beruflichen Ziele verwirklichen können, ohne dabei ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu gefährden.

Es gibt viele Väter, die sich aktiv an der Kinderbetreuung beteiligen möchten, aber durch gesellschaftliche Normen und Erwartungen daran gehindert werden. Arbeitgeber spielen hier eine entscheidende Rolle, indem sie flexible Arbeitsmodelle anbieten und eine Kultur fördern, die Väter in ihrer Rolle als Betreuer unterstützt. Auch der Staat kann Anreize schaffen, indem er beispielsweise die Elterngeldregelung so gestaltet, dass sie Väter stärker zur Inanspruchnahme von Elternzeit motiviert.

Letztendlich geht es darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem sowohl Mütter als auch Väter die Möglichkeit haben, ihre Potenziale voll auszuschöpfen, ohne dabei ihre Familie zu vernachlässigen. Eine gerechtere Verteilung der Familienarbeit ist nicht nur für die Mütter von Vorteil, sondern für die gesamte Gesellschaft.

Fazit

Die Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigt deutlich, dass Mütter in Deutschland trotz Elterngeld und steigender Erwerbsbeteiligung weiterhin den Hauptteil der Familienarbeit leisten. Das führt zu Stress, Erschöpfung und beruflichen Nachteilen. Um diese Ungleichheit zu beseitigen, braucht es einen gesellschaftlichen Wandel, der traditionelle Rollenmuster aufbricht und Raum für partnerschaftliche Modelle schafft. Dazu gehören der Ausbau der Kinderbetreuung, die Förderung von flexiblen Arbeitsmodellen, Aufklärung und Sensibilisierung sowie Anreize für Väter, sich aktiv an der Kinderbetreuung zu beteiligen. Nur so können wir sicherstellen, dass Mütter nicht länger die Hauptlast der Familienarbeit tragen und ihre beruflichen Ziele verwirklichen können, ohne dabei ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu gefährden.

QUELLEN

Eltern.de

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