Mütterkrankentage: Warum sich Mütter nicht auskurieren können

Es ist ein Teufelskreis, in dem sich viele Mütter wiederfinden: Kaum hat man sich von einer Krankheit erholt, steht schon die nächste vor der Tür. Der Grund? Oftmals bleibt keine Zeit, sich wirklich auszukurieren. Zwischen Kinderbetreuung, Haushalt und – falls vorhanden – Beruf bleibt die eigene Gesundheit auf der Strecke. Doch warum ist das so und was können wir dagegen tun?

Die unsichtbare Last der Care-Arbeit

Stell dir vor, du liegst mit Fieber im Bett, der Kopf dröhnt und jeder Knochen schmerzt. Eigentlich bräuchtest du jetzt Ruhe, aber die Realität sieht anders aus: Der Nachwuchs will versorgt werden, das Mittagessen muss auf den Tisch, und die Wäscheberge wachsen unaufhaltsam. Für viele Mütter ist das der ganz normale Wahnsinn, auch wenn sie krank sind. Denn die sogenannte Care-Arbeit, also die unbezahlte Arbeit rund um Kindererziehung und Haushalt, kennt keine Krankheitstage.

Und genau hier liegt das Problem: Während Väter sich oft auf die Unterstützung ihrer Partnerinnen verlassen können, wenn sie krank sind, müssen Mütter meistens durchhalten – egal wie schlecht es ihnen geht. Das liegt nicht nur an traditionellen Rollenbildern, sondern auch an der Tatsache, dass viele Mütter in Teilzeit arbeiten. Laut Statistischem Bundesamt sind es 67 Prozent der Mütter, aber nur 9 Prozent der Väter. Wenn also der Papa krank ist, springt Mama ein. Aber was passiert, wenn Mama ausfällt?

Die Antwort ist ernüchternd: Oftmals springt niemand ein. Oma wohnt zu weit weg, der Partner ist beruflich eingespannt und die eigenen Kräfte sind am Ende. Also wird die Krankheit ignoriert, mit Schmerzmitteln betäubt und irgendwie durch den Tag gebracht. Ein Zustand, der auf Dauer krank macht – im wahrsten Sinne des Wortes.

Mutter und Kind verbringen Zeit miteinander, während sie einen Film auf einem Tablet ansehen, was die Intimität und Technologie im modernen Familienleben hervorhebt.
Gemeinsame Bildschirmzeit: Mutter und Kind teilen einen Moment der Interaktion in einer entspannten häuslichen Umgebung.

Die Folgen chronischer Überlastung

Die ständige Doppelbelastung aus Familie und Beruf, gepaart mit dem Gefühl, immer funktionieren zu müssen, fordert ihren Tribut. Studien zeigen, dass Mütter häufiger unter psychischen Belastungen leiden und mehr Schmerzmittel verschrieben bekommen als Frauen ohne Kinder. Kein Wunder, denn wer ständig am Limit läuft, hat irgendwann keine Reserven mehr. Die Folgen können vielfältig sein: Erschöpfung, Schlafstörungen, chronische Schmerzen, Depressionen oder sogar Burnout.

Und auch die Kinder leiden unter der Situation. Wenn Mama ständig gestresst und überfordert ist, wirkt sich das auf die ganze Familie aus. Gereiztheit, wenig Geduld und fehlende Aufmerksamkeit sind nur einige der negativen Auswirkungen. Dabei wollen wir doch alle das Beste für unsere Kinder und ihnen eine liebevolle und stabile Umgebung bieten.

Die Gesundheit von Müttern ist nicht nur eine private Angelegenheit, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Es ist an der Zeit, dass wir uns eingestehen, dass die aktuelle Situation nicht länger tragbar ist. Wir brauchen eine neue Denkweise, die die Bedürfnisse von Müttern in den Fokus rückt und ihnen die Möglichkeit gibt, sich wirklich zu erholen, wenn sie krank sind.

Mütterkrankentage: Eine mögliche Lösung?

Eine Idee, die in diesem Zusammenhang immer wieder diskutiert wird, sind sogenannte Mütterkrankentage. Was sich im ersten Moment wie ein Luxusproblem anhört, ist in Wahrheit eine Notwendigkeit. Denn Mütterkrankentage würden dafür sorgen, dass Frauen mit Kindern nicht mehr nur halbtags oder gar nicht krank sein dürfen. Stattdessen könnten sie sich wirklich auskurieren, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Das Konzept ist einfach: Der Partner oder die Partnerin könnte Krankentage nehmen, um für die erkrankte Mutter die Betreuungsaufgaben zu übernehmen. Natürlich gilt das auch umgekehrt, wenn der Vater krank ist. Im Idealfall gäbe es ein Familienkrankentagekontingent, das flexibel genutzt werden kann. Und wer weiß, vielleicht könnten in Zukunft sogar Großeltern oder andere betreuende Personen in dieses System integriert werden – ganz nach schwedischem Vorbild. Dort können Eltern nämlich Teile ihrer Elternzeit an andere Betreuungspersonen übertragen.

Eine solche Regelung würde nicht nur Müttern helfen, sondern auch die partnerschaftliche Aufteilung der Care-Arbeit fördern. Denn wenn beide Elternteile die Möglichkeit haben, Krankentage für die Kinderbetreuung zu nehmen, wird die Verantwortung nicht mehr automatisch der Mutter zugeschoben. Das Ergebnis wäre eine gerechtere Verteilung der Lasten und mehr Entlastung für alle Beteiligten.

Was wir jetzt tun können

Bis die Politik aufwacht und MütterkrankentageRealität werden, müssen wir selbst aktiv werden. Das bedeutet in erster Linie, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse ernst nehmen und uns nicht länger selbst vernachlässigen. Hier sind ein paar Tipps, die im Alltag helfen können:

  • Netzwerk aufbauen: Sucht den Kontakt zu anderen Müttern und tauscht euch aus. Gemeinsam könnt ihr euch gegenseitig unterstützen und entlasten.
  • Hilfe annehmen: Scheut euch nicht, Freunde, Familie oder Nachbarn um Hilfe zu bitten, wenn ihr krank seid.
  • Delegieren: Übertragt Aufgaben im Haushalt und bei der Kinderbetreuung an euren Partner oder ältere Kinder.
  • Auszeiten nehmen: Plant regelmäßige Auszeiten für euch ein, in denen ihr etwas für euer Wohlbefinden tun könnt.
  • Nein sagen: Lernt, Nein zu sagen, wenn ihr überlastet seid. Ihr müsst nicht alles schaffen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Selbstfürsorge kein Luxus ist, sondern eine Notwendigkeit. Nur wenn wir auf uns selbst achten, können wir auch für unsere Kinder da sein. Und nur wenn wir unsere Bedürfnisse artikulieren, können wir etwas an der aktuellen Situation ändern.

Die sogenannte Gender Care Gap liegt aktuell bei immerhin 44,3 Prozent. Frauen verwenden also täglich etwa 44,3 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Das gilt auch für den Lebensbereich Krankheit.

Wenn beispielsweise die Kinder krank werden, kümmern Frauen sich etwa dreimal häufiger um die Kleinen als Männer und nehmen die sogenannten Kinderkrankentage, um zugunsten der Kinderpflege auf der Arbeit zu fehlen. Wenn sie dann den Viren-Staffelstab von ihren liebevoll gepflegten Schätzen übernehmen, warten jedoch leider keine Mütterkrankentage auf sie. Und das ist ein Problem.

Fazit: Es braucht ein Umdenken

Die Gesundheit von Müttern ist ein Thema, das uns alle betrifft. Es ist an der Zeit, dass wir die unsichtbare Last der Care-Arbeit anerkennen und Maßnahmen ergreifen, um Mütter zu entlasten. Mütterkrankentage wären ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber auch im Kleinen können wir etwas verändern. Indem wir unsere eigenen Bedürfnisse ernst nehmen, Hilfe annehmen und uns gegenseitig unterstützen, können wir einen Beitrag zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden für Mütter leisten. Denn gesunde Mütter sind glückliche Mütter – und glückliche Mütter haben glückliche Kinder.

QUELLEN

Eltern.de

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