Mutterglück: Mythos oder Realität? Herausforderungen der Elternschaft

Das Mutterglück – ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Doch was, wenn die Realität anders aussieht? Was, wenn die rosarote Brille, die uns die Gesellschaft aufzwingt, trügt? Ist das Leben mit Kindern wirklich der Schlüssel zum Glück, oder ist es ein komplexes Geflecht aus Freude, Stress und unerwarteten Herausforderungen, die uns an unsere Grenzen bringen?

Die Illusion vom perfekten Mutterglück

Stell dir vor: Du bist die Karriereleiter emporgestiegen, hast dir ein Leben aufgebaut, das dir gefällt. Doch dann kommt der Moment, in dem die biologische Uhr tickt, und plötzlich steht die Frage im Raum: Kinder ja oder nein? Die Gesellschaft suggeriert, dass ein Leben ohne Kinder unvollständig ist, dass das wahre Glück erst mit der Elternschaft beginnt. Du entscheidest dich dafür, diesen Weg zu gehen, voller Vorfreude auf das kleine Wunder, das dein Leben bereichern soll. Doch dann kommt die Ernüchterung. Schlaflose Nächte, endlose Wäscheberge, ein Kind, das gefühlt ständig schreit. Die romantische Vorstellung vom Mutterglück zerplatzt wie eine Seifenblase. Du fühlst dich überfordert, gestresst und fragst dich, ob du die richtige Entscheidung getroffen hast.

Die Wahrheit ist: Elternschaft ist kein Zuckerschlecken. Es ist harte Arbeit, die oft mit wenig Anerkennung verbunden ist. Es ist ein ständiges Jonglieren zwischen Job, Familie und den eigenen Bedürfnissen. Und es ist die Erkenntnis, dass das eigene Leben nie wieder so sein wird, wie es einmal war. Aber ist das wirklich etwas Schlechtes? Ist es nicht gerade diese Herausforderung, die uns wachsen lässt, die uns zu besseren Menschen macht?

Studien enthüllen: Die Achterbahn der elterlichen Gefühle

Wissenschaftler haben sich intensiv mit der Frage beschäftigt, ob Eltern tatsächlich glücklicher sind als kinderlose Erwachsene. Eine Langzeitstudie der Psychologinnen Eva Hasselmann und Jule Specht von der Health and Medical University in Potsdam und der Humboldt-Universität in Berlin, die Daten von über 5.000 deutschen Eltern analysierte, liefert aufschlussreiche Erkenntnisse. Die Studie untersuchte, wie sich Gefühle von Glück, Traurigkeit, Angst und Ärger in den fünf Jahren vor und nach der Geburt des ersten Kindes veränderten. Das Ergebnis war überraschend: Vor der Geburt waren die Befragten deutlich glücklicher und zufriedener. Im Jahr nach der Geburt erlebten sie einen Höhepunkt des Glücks, doch dieser Zustand hielt nicht lange an. Fünf Jahre nach der Geburt war das Glücksempfinden vergleichbar mit dem von fünf Jahren vor der Geburt. Die Tendenz, sich zu ärgern, stieg hingegen kontinuierlich an. Dies deutet darauf hin, dass die anfängliche Euphorie nach der Geburt einem realistischeren und oft anstrengenderen Alltag weicht.

Diese Ergebnisse decken sich mit anderen Studien, die zeigen, dass Elternschaft nicht zwangsläufig mit gesteigertem Glücksempfinden einhergeht. Vielmehr scheint es so zu sein, dass die Auswirkungen von Kindern auf das Glück der Eltern von einer Vielzahl von Faktoren abhängen. Dazu gehören unter anderem die finanzielle Situation, die Unterstützung durch Partner, Familie und Freunde sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. In Ländern mit einer besseren öffentlichen Unterstützung für Familien, wie beispielsweise durch bezahlte Elternzeit und flexible Arbeitszeitmodelle, sind Eltern tendenziell glücklicher. Dies unterstreicht die Bedeutung von Rahmenbedingungen, die es Eltern ermöglichen, ihre vielfältigen Aufgaben zu bewältigen, ohne dabei ihre eigene Lebensqualität zu beeinträchtigen.

„Elternschaft ist kein Garant für Glück, aber sie kann eine Quelle tiefer Erfüllung sein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und die Erwartungen realistisch sind.“

Der Einfluss von Geld und gesellschaftlicher Unterstützung

Eine weitere Studie, die über zehn Jahre hinweg eine Million europäische Eltern befragte, ergab, dass viele Befragte nach der Geburt ihres Kindes unglücklicher waren als zuvor. Als Hauptgrund nannten die Forscher finanzielle Belastungen. Die Ausgaben für Kinder sind enorm hoch und können das Budget einer Familie erheblich belasten. Laut dem Statistischen Bundesamt gaben Paare in Deutschland im Jahr 2021 durchschnittlich 763 Euro monatlich für ein Kind aus. Dieser Betrag muss erst einmal aufgebracht werden, was für manche Elternteile bedeutet, mehrere Jobs gleichzeitig auszuüben oder in Vollzeit zu arbeiten. Dies wiederum kann die Work-Life-Balance negativ beeinflussen und zu Stress und Unzufriedenheit führen.

Kindliche Zuneigung

Kindliche Zuneigung

Es ist daher essenziell, dass Familien finanziell abgesichert sind und Zugang zu bezahlbarer Kinderbetreuung haben. Auch eine partnerschaftliche Aufteilung der Aufgaben innerhalb der Familie ist entscheidend, um die Belastung für beide Elternteile zu reduzieren. Studien zeigen, dass Eltern, die sich die Aufgaben fair teilen und sich gegenseitig unterstützen, glücklicher und zufriedener sind. Darüber hinaus spielt die gesellschaftliche Unterstützung eine wichtige Rolle. Länder mit einer guten Infrastruktur für Familien, wie beispielsweise ausreichend Kitaplätze, flexible Arbeitszeitmodelle und finanzielle Unterstützung, ermöglichen es Eltern, ihre Kinder zu betreuen und gleichzeitig ihren beruflichen und persönlichen Bedürfnissen nachzukommen.

Die Suche nach der Balance: Work-Life-Balance für Karriere-Mütter

Für Karriere-Mütter ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine besondere Herausforderung. Der Spagat zwischen Job, Kindern und den eigenen Bedürfnissen kann zu einem ständigen Gefühl der Überforderung führen. Umso wichtiger ist es, Strategien zu entwickeln, die helfen, die Balance zu finden und Stress zu reduzieren. Eine Möglichkeit ist es, Prioritäten zu setzen und sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren. Nicht alles muss perfekt sein, und es ist in Ordnung, auch mal Aufgaben abzugeben oder um Hilfe zu bitten. Auch die Organisation des Alltags kann helfen, Zeit zu sparen und Stress zu vermeiden. Dazu gehören beispielsweise die Planung von Mahlzeiten, das Vorbereiten von Kleidung und das Nutzen von digitalen Tools zur Organisation von Terminen und Aufgaben. Es ist auch wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, um neue Energie zu tanken und die eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Das kann ein entspannendes Bad sein, ein Treffen mit Freunden oder ein Hobby, dem man gerne nachgeht.

Neben der Organisation des Alltags ist auch die Kommunikation mit dem Partner entscheidend. Es ist wichtig, offen über die eigenen Bedürfnisse und Belastungen zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Eine partnerschaftliche Aufteilung der Aufgaben und die gegenseitige Unterstützung können dazu beitragen, die Belastung für beide Elternteile zu reduzieren und die Beziehung zu stärken. Auch der Austausch mit anderen Müttern kann hilfreich sein, um sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. In vielen Städten gibt es Müttergruppen, in denen man sich austauschen und neue Kontakte knüpfen kann.

Fazit: Das Glück liegt in der Akzeptanz und im Realismus

Elternschaft ist kein Garant für Glück, aber sie kann eine Quelle tiefer Erfüllung sein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und die Erwartungen realistisch sind. Es ist wichtig, sich von der Illusion des perfekten Mutterglücks zu verabschieden und die Realität anzunehmen, dass Elternschaft mit Herausforderungen und Belastungen verbunden ist. Indem man sich realistische Ziele setzt, sich Unterstützung sucht und sich Zeit für sich selbst nimmt, kann man die Balance finden und die Freude an der Elternschaft genießen. Es gibt kein Richtig oder Falsch, wenn es um die Frage geht, ob Eltern glücklicher sind als kinderlose Erwachsene. Jeder Mensch ist anders, und was für den einen Glück bedeutet, muss für den anderen nicht gelten. Wichtig ist, dass man seine eigenen Entscheidungen trifft und sich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen unter Druck setzen lässt.

QUELLEN

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