Perfektionismus in der Mutterschaft: Warum unvollkommen besser ist

Es ist ein Paradox, mit dem sich fast alle Mütter irgendwann konfrontiert sehen: Der Wunsch, alles richtig zu machen, die perfekte Mutter zu sein, und die unweigerliche Erkenntnis, dass Perfektion eine Illusion ist. Der gesellschaftliche Druck, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, kann erdrückend sein. Doch was passiert, wenn wir uns von diesem Zwang befreien? Was, wenn wir uns erlauben, unvollkommen zu sein?

## Die Last des Perfektionismus

Die sozialen Medien sind voll von Bildern scheinbar perfekter Familien: strahlende Kinder, harmonische Eltern, ein makelloses Zuhause. Diese idealisierten Darstellungen nähren den Glauben, dass es möglich ist, alles unter einen Hut zu bringen – Karriere, Kindererziehung, Partnerschaft, Haushalt und soziale Kontakte. Die Realität sieht oft anders aus. Mütter jonglieren mit unzähligen Aufgaben, sind ständig im Einsatz und fühlen sich dennoch oft überfordert und schuldig, wenn sie ihren eigenen Ansprüchen nicht genügen. Der Perfektionismus wird zur Last, die auf ihren Schultern ruht und sie daran hindert, das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Die Ursachen für diesen Perfektionismus sind vielfältig. Einerseits sind es die gesellschaftlichen Erwartungen, die an Mütter gestellt werden. Andererseits spielen auch persönliche Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel ein geringes Selbstwertgefühl oder die Angst vor Ablehnung. Viele Mütter haben das Gefühl, sich ständig beweisen zu müssen und ihren Wert über ihre Leistung zu definieren. Sie setzen sich unrealistische Ziele und sind unerbittlich mit sich selbst, wenn sie diese nicht erreichen. Dies führt zu Stress, Erschöpfung und im schlimmsten Fall zu einem Burnout.

## Die Illusion der Supermutter

Es gibt sie, die Supermutter im Fernsehen, die mit einem Lächeln ein Kind rettet, während sie gleichzeitig ein Drei-Gänge-Menü zaubert und eine brillante Präsentation für die Arbeit vorbereitet. Diese fiktiven Charaktere sind unterhaltsam, aber sie sind auch gefährlich, weil sie ein unrealistisches Bild von Mutterschaft vermitteln. Sie suggerieren, dass es möglich ist, alles zu schaffen, wenn man sich nur genug anstrengt. Doch die Realität ist, dass jede Mutter ihre Grenzen hat. Niemand kann alles perfekt machen, und das ist auch nicht schlimm.

Die Illusion der Supermutter führt dazu, dass sich viele Mütter schlecht fühlen, weil sie nicht mit diesen übermenschlichen Vorbildern mithalten können. Sie vergleichen sich ständig mit anderen und fühlen sich minderwertig, wenn sie das Gefühl haben, „versagt“ zu haben. Dabei vergessen sie, dass diese Vergleiche unfair sind, weil jeder Mensch einzigartig ist und andere Stärken und Schwächen hat. Es ist wichtig, sich von diesen unrealistischen Idealvorstellungen zu befreien und sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren.

Eine nachdenkliche junge Frau

Nachdenkliche junge Frau im Fokus – Hintergrundgespräche als Kontrast

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass die „perfekten“ Mütter in den sozialen Medien oft nur eine Fassade zeigen. Sie präsentieren nur die positiven Aspekte ihres Lebens und blenden die Schwierigkeiten und Herausforderungen aus. Es ist daher wichtig, sich nicht von diesen idealisierten Darstellungen täuschen zu lassen und sich auf die eigene Realität zu konzentrieren.

## Die Befreiung von der Perfektion

Der erste Schritt zur Befreiung von der Perfektion ist die Erkenntnis, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen. Niemand ist perfekt, und das ist auch gut so. Fehler sind menschlich und bieten die Möglichkeit, zu lernen und zu wachsen. Anstatt sich für Fehler zu schämen, sollten Mütter sie als Chance sehen, sich weiterzuentwickeln und ihre Erziehungsmethoden zu verbessern. Es ist wichtig, sich selbst gegenüber nachsichtig zu sein und sich nicht für jeden Fehler zu verurteilen.

Die Akzeptanz der eigenen Unvollkommenheit ist der Schlüssel zu mehr Gelassenheit und Lebensfreude.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Akzeptanz der eigenen Grenzen. Mütter müssen lernen, „Nein“ zu sagen und sich nicht zu überlasten. Es ist wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und die eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Nur wer auf sich selbst achtet, kann auch für andere da sein. Dies beinhaltet auch, Hilfe anzunehmen, wenn sie benötigt wird. Es ist kein Zeichen von Schwäche, um Unterstützung zu bitten, sondern ein Zeichen von Stärke.

## Zehn Schritte zur Nicht-perfekten-Erziehung

Nach dem Motto „Wer handelt, macht Fehler“ lässt sich die „Nicht-perfekten-Erziehung“ in zehn Schritten praktizieren:

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Es ist wichtig zu betonen, dass diese Schritte keine starren Regeln sind, sondern vielmehr Anregungen, die individuell angepasst werden können. Jede Familie ist anders und hat ihre eigenen Bedürfnisse und Prioritäten. Es geht darum, einen Weg zu finden, der für alle Beteiligten funktioniert und ein harmonisches Familienleben ermöglicht.

Die „Nicht-perfekte-Erziehung“ bedeutet nicht, dass man sich keine Mühe mehr geben soll. Im Gegenteil, es geht darum, sich bewusst zu machen, was wirklich wichtig ist und die Energie auf diese Bereiche zu konzentrieren. Es geht darum, authentisch zu sein, die eigenen Stärken zu nutzen und sich nicht von unrealistischen Idealvorstellungen unter Druck setzen zu lassen.

## Die Vorteile der Unvollkommenheit

Die Akzeptanz der eigenen Unvollkommenheit hat viele Vorteile. Sie führt zu mehr Gelassenheit, weniger Stress und mehr Lebensfreude. Mütter, die sich erlauben, unvollkommen zu sein, sind entspannter, humorvoller und authentischer. Sie können ihre Kinder besser verstehen und ihnen mit mehr Empathie begegnen. Sie sind nicht so streng mit sich selbst und ihren Kindern und können das Familienleben mehr genießen.

Darüber hinaus fördert die Unvollkommenheit die Entwicklung von Resilienz bei Kindern. Kinder, die erleben, dass ihre Eltern Fehler machen und damit umgehen, lernen, dass Fehler zum Leben dazugehören und dass man daraus lernen kann. Sie entwickeln ein gesundes Selbstwertgefühl und sind besser in der Lage, mit Herausforderungen umzugehen. Sie lernen, dass es in Ordnung ist, nicht perfekt zu sein, und dass man trotzdem wertvoll und liebenswert ist.

Eine Studie der Universität Tübingen hat gezeigt, dass Kinder von Müttern, die sich selbst weniger Druck machen, ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickeln. Die Kinder lernen, dass es wichtiger ist, authentisch zu sein, als perfekt zu sein. Sie entwickeln ein gesundes Selbstwertgefühl und sind besser in der Lage, mit Herausforderungen umzugehen. Die Studie hat auch gezeigt, dass diese Kinder weniger anfällig für psychische Probleme wie Angstzustände und Depressionen sind.

## Fazit: Die Schönheit der Unvollkommenheit

Die Suche nach der perfekten Mutterschaft ist ein endloser Kreislauf, der zu Stress, Schuldgefühlen und Erschöpfung führt. Die Befreiung von diesem Zwang beginnt mit der Erkenntnis, dass Perfektion eine Illusion ist. Es ist in Ordnung, Fehler zu machen, seine Grenzen zu kennen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Die Akzeptanz der eigenen Unvollkommenheit führt zu mehr Gelassenheit, Lebensfreude und einer authentischeren Beziehung zu den Kindern.

Die „Nicht-perfekte-Erziehung“ ist kein Freifahrtschein für Nachlässigkeit, sondern ein Aufruf zur Selbstliebe und Authentizität. Es geht darum, sich bewusst zu machen, was wirklich wichtig ist, und die Energie auf diese Bereiche zu konzentrieren. Es geht darum, sich selbst und seinen Kindern mitfühlend zu begegnen und das Familienleben in vollen Zügen zu genießen. Denn am Ende sind es nicht die perfekten Momente, die zählen, sondern die echten, authentischen Verbindungen, die wir mit unseren Kindern aufbauen.

QUELLEN

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