Es ist wieder so weit: Der Sommer steht vor der Tür, die Tage werden länger und die Abende laden zum Draußensitzen ein. Doch während die Erwachsenen die lauen Nächte genießen, steht bei vielen Kindern etwas ganz anderes auf dem Programm: Pyjamapartys! Ein Begriff, der bei manchen Eltern – besonders bei uns Müttern – gemischte Gefühle auslöst. Während die Kleinen es kaum erwarten können, mit ihren Freunden durch die Nacht zu toben, malen wir uns die schlimmsten Szenarien aus: schlaflose Nächte, Zoff unter den Kindern und ein Haus, das danach aussieht, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Aber warum ist das eigentlich so? Warum sträuben wir uns so oft gegen diese harmlos scheinenden Übernachtungspartys?
Die Schattenseiten der Pyjamaparty aus Mamasicht
Die Vorstellung, eine Horde aufgedrehter Kinder im Haus zu haben, die bis spät in die Nacht hinein kichern, tratschen und Blödsinn machen, kann schon mal den Blutdruck in die Höhe treiben. Da werden Erinnerungen an die eigenen, durchwachten Nächte mit Babys wach, an den chronischen Schlafmangel, der sich wie ein zäher Schleier über den Alltag legte. Schlaf wird plötzlich zum kostbarsten Gut, das man mit allen Mitteln verteidigen muss. Und dann kommen die Kinder mit ihren großen Augen und dem unschuldigen Wunsch nach einer Pyjamaparty um die Ecke. Wie soll man da Nein sagen?
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als meine Zwillinge klein waren. Jede Nacht war ein Kampf, jede Stunde Schlaf ein Geschenk. Als sie dann endlich durchschliefen, fühlte ich mich wie neugeboren. Der Gedanke daran, diese fragile Ruhe durch eine Horde aufgeregter Kinder zu gefährden, war schlichtweg unerträglich. Und es geht ja nicht nur um den Lärm. Da ist auch die Verantwortung, die man für die kleinen Gäste übernimmt. Sind alle gut aufgehoben? Hat keiner Heimweh? Gibt es genug zu essen und zu trinken? Fragen über Fragen, die einem den Schlaf rauben können.
Das Trauma des Schlafmangels
Viele Mütter kennen das Gefühl, jahrelang unter Schlafmangel gelitten zu haben. Die ersten Babyjahre sind oft geprägt von unruhigen Nächten, ständigen Unterbrechungen und dem Gefühl, nie wirklich zur Ruhe zu kommen. Dieses Trauma kann tief sitzen und dazu führen, dass man Schlaf umso mehr wertschätzt, je älter die Kinder werden. Kein Wunder also, dass die Vorstellung einer Pyjamaparty, die mit ziemlicher Sicherheit eine weitere schlaflose Nacht bedeutet, wenig Begeisterung auslöst. Man hat das Gefühl, seine hart erkämpfte Ruhe wieder aufgeben zu müssen.
Eine Freundin erzählte mir neulich, dass sie seit der Geburt ihres ersten Kindes keinen einzigen Film mehr zu Ende gesehen hat. Immer wenn sie es sich abends gemütlich machen wollte, kam irgendetwas dazwischen. Entweder das Kind wurde wach, der Mann brauchte Hilfe oder der Haushalt rief. Irgendwann gab sie es auf und arrangierte sich mit dem Zustand der ständigen Müdigkeit. Doch tief im Inneren sehnte sie sich nach einem Abend, an dem sie einfach mal abschalten und die Seele baumeln lassen konnte. Und genau das ist es, was viele Mütter an Pyjamapartys so fürchten: den Verlust der wenigen Momente, in denen sie mal ganz für sich sein können.
Schlafende Kinder.
Die Sache mit der Verantwortung
Neben dem Schlafmangel spielt auch die Verantwortung eine große Rolle. Wenn fremde Kinder im Haus sind, fühlen sich viele Mütter verpflichtet, für deren Wohlergehen zu sorgen. Man möchte sicherstellen, dass es allen gut geht, dass niemand Heimweh hat und dass die Kinder sich wohlfühlen. Das bedeutet, dass man ständig ein Ohr im Kinderzimmer hat, auf jedes Geräusch reagiert und bereit ist, bei Bedarf einzuspringen. Diese ständige Anspannung kann sehr belastend sein und dazu führen, dass man selbst kaum zur Ruhe kommt.
Ich erinnere mich an eine Übernachtungsparty, bei der eines der Kinder plötzlich Heimweh bekam. Es weinte bitterlich und wollte unbedingt nach Hause. Ich versuchte, es zu trösten, aber nichts half. Schließlich rief ich die Eltern an, die das Kind dann abholten. Die ganze Situation war sehr stressig und ich war froh, als die Party endlich vorbei war. Seitdem bin ich noch skeptischer, was Übernachtungspartys angeht. Ich weiß, dass nicht immer alles glatt läuft und dass man als Mutter oft diejenige ist, die die Scherben aufsammeln muss.
„Manchmal muss man als Mutter auch an sich selbst denken und Grenzen setzen. Denn nur wenn es uns gut geht, können wir auch für unsere Kinder da sein.“
Die Romantik vs. Realität
Es gibt dieses romantische Bild von Kindern, die in Pyjamas zusammenkuscheln, sich Geschichten erzählen und irgendwann friedlich einschlafen. Doch die Realität sieht oft anders aus. In Wahrheit kichern die Kinder bis spät in die Nacht, toben durchs Haus und stehen am nächsten Morgen völlig übermüdet wieder auf der Matte. Anstatt einer entspannten Nacht hat man also eine Horde aufgedrehter Kinder, die einem den letzten Nerv rauben. Und wenn sie dann doch mal schlafen, fragt man sich, was der Sinn der ganzen Aktion überhaupt war. Dann können sie ja auch zu Hause in ihrem eigenen Bett schlafen!
Eine Freundin erzählte mir neulich von einer Pyjamaparty, bei der die Kinder die ganze Nacht wach waren. Sie spielten Verstecken, bewarfen sich mit Kissen und machten so viel Lärm, dass die Nachbarn sich beschwerten. Am nächsten Morgen war das Haus verwüstet und die Kinder waren völlig erschöpft. Meine Freundin sagte, dass sie noch nie so froh war, als die Eltern ihre Kinder endlich abholten. Seitdem schwört sie, nie wieder eine Pyjamaparty zu veranstalten.
Die Sache mit dem Heimweh
Ein weiterer Grund, warum manche Mütter Übernachtungspartys kritisch sehen, ist die Angst vor Heimweh. Viele Kinder haben Schwierigkeiten, in fremden Betten zu schlafen und vermissen ihre Eltern. Das kann zu einer sehr belastenden Situation führen, sowohl für das Kind als auch für die Mutter. Man möchte das Kind trösten, ihm die Angst nehmen und dafür sorgen, dass es sich wohlfühlt. Aber manchmal ist das einfach nicht möglich. Und dann steht man da, übermüdet und verzweifelt, und fragt sich, warum man das Ganze überhaupt gemacht hat.
Ich selbst war als Kind ein echtes Heimweh-Kind. Bis ich 13 war, wollte ich nirgendwo anders schlafen. Jedes Mal, wenn ich es doch versuchte, endete es in Tränen und dem Wunsch, nach Hause zu meiner Mama zu gehen. Ich kann also gut nachvollziehen, wie sich Kinder fühlen, die Heimweh haben. Und ich möchte meinen Kindern diese Erfahrung so gut es geht ersparen. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich Übernachtungspartys so kritisch sehe. Ich weiß, wie schlimm es sein kann, sich in der Fremde unwohl zu fühlen.
Alternativen zur klassischen Pyjamaparty
Aber was tun, wenn die Kinder sich unbedingt eine Pyjamaparty wünschen? Muss man dann gleich Nein sagen? Nicht unbedingt. Es gibt auch Alternativen, die sowohl für die Kinder als auch für die Eltern akzeptabel sind. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Spielenachmittag, der bis in den Abend hinein dauert? Oder einem gemeinsamen Grillabend mit Freunden? So können die Kinder zusammen Spaß haben, ohne dass jemand über Nacht bleiben muss. Und die Eltern können sich entspannt zurücklehnen und den Abend genießen.
Eine andere Möglichkeit ist, die Übernachtungsparty etwas zu verkürzen. Anstatt die Kinder die ganze Nacht wach zu lassen, kann man eine feste Schlafenszeit vereinbaren. So haben alle genug Zeit zum Schlafen und die Eltern können sich ein paar Stunden Ruhe gönnen. Wichtig ist, dass man offen mit den Kindern und ihren Eltern kommuniziert und gemeinsam eine Lösung findet, die für alle passt. Denn am Ende geht es darum, dass alle eine gute Zeit haben und sich wohlfühlen.
Fazit: Schlaf ist heilig!
Pyjamapartys sind eine tolle Sache für Kinder, aber sie können auch eine Herausforderung für die Eltern sein. Besonders Mütter, die unter chronischem Schlafmangel leiden oder eine hohe Verantwortung für ihre Kinder tragen, sehen Übernachtungspartys oft kritisch. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu respektieren und Grenzen zu setzen. Denn nur wenn es uns gut geht, können wir auch für unsere Kinder da sein. Wenn die Kinder sich eine Pyjamaparty wünschen, gibt es Alternativen, die sowohl für die Kinder als auch für die Eltern akzeptabel sind. Wichtig ist, dass man offen miteinander kommuniziert und gemeinsam eine Lösung findet, die für alle passt. Und wenn das bedeutet, dass die Pyjamaparty ausfällt, ist das auch kein Weltuntergang. Denn am Ende geht es darum, dass alle eine gute Zeit haben und sich wohlfühlen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Skepsis vieler Mütter gegenüber Pyjamapartys tiefere Wurzeln hat als nur die Angst vor Lärm und Unordnung. Oft spielen traumatische Erfahrungen mit Schlafmangel, die hohe Verantwortung für fremde Kinder und die Diskrepanz zwischen der romantischen Vorstellung und der oft chaotischen Realität eine Rolle. Wichtig ist, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und gegebenenfalls alternative Lösungen zu finden, die sowohl den Kindern als auch den Eltern gerecht werden. Eine offene Kommunikation und klare Absprachen können helfen, die Herausforderungen zu meistern und allen Beteiligten eine positive Erfahrung zu ermöglichen. Denn letztendlich sollte eine Pyjamaparty ein freudiges Ereignis für alle sein – ohne dass die Eltern dabei auf der Strecke bleiben.
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