In einer Welt, die sich ständig wandelt, verändern sich auch die Familienmodelle. Weg von starren Konventionen, hin zu einer Vielfalt, die das Leben in all seinen Facetten widerspiegelt. Jochen König, Autor und Vater, lebt genau dieses Bild. Seine Familie? Alles andere als „klassisch“. Mit seinen beiden Töchtern teilt er das Elternsein mit insgesamt drei Müttern. Ein Modell, das Fragen aufwirft, aber vor allem eines zeigt: Familie ist dort, wo Liebe und Verantwortung geteilt werden.
Wenn Väter Mütter sind: Eine neue Definition von Elternschaft
Jochen König beschreibt seine Familiensituation als eine bewusste Entscheidung gegen das traditionelle Zweierbeziehungsmodell. Seine ältere Tochter stammt aus einer heterosexuellen Beziehung, doch die Trennung offenbarte die Schwierigkeiten, Paarbeziehung und Elternschaft unter einen Hut zu bringen. Die Erkenntnis reifte, dass ein zweites Kind gewünscht war, ohne die romantische Verpflichtung. So entstand für seine jüngere Tochter ein Co-Eltern-Modell mit ihm und zwei Müttern. Eine Konstellation, die zeigt, dass Elternschaft mehr ist als nur eine romantische Verbindung – es ist eine Verantwortung, die aufgeteilt und von mehreren Schultern getragen werden kann.
Die Organisation der Betreuung ist ein Balanceakt, der von Anfang an auf Präsenz ausgerichtet war. Jochen nahm für beide Kinder lange Elternzeit. Seine ältere Tochter lebt überwiegend bei ihm, während die jüngere Tochter ihre Zeit zwischen ihm und ihren Müttern aufteilt. Ein Modell, das Flexibilität und Absprache erfordert, aber vor allem eines beweist: Väter können genauso gut in der primären Betreuung ihrer Kinder aufgehen wie Mütter.
Papa Jochen und seine Tochter: Ein kostbarer Augenblick der Liebe und des Glücks
Die Rolle der Väter: Mehr als nur „Schönwetter“
Warum engagieren sich so wenige Männer wirklich in der Kinderbetreuung? Warum bleibt die Hauptverantwortung oft an den Frauen hängen? Jochen König sieht die Ursache in der mangelnden Bereitschaft vieler Männer, finanzielle und berufliche Einschnitte in Kauf zu nehmen. Solange Männer nicht bereit sind, diese Risiken mitzutragen, werden Frauen weiterhin unfreiwillig in die Rolle der Hauptverantwortlichen gedrängt. Es ist ein Teufelskreis, der nur durchbrochen werden kann, wenn Männer ihre Privilegien hinterfragen und aktiv Verantwortung übernehmen.
Doch es gibt auch die „Schönwetterväter“, die sich für ihr geringes Engagement feiern lassen. Ein Tag mit dem kranken Kind wird medial gefeiert, während Mütter diese Leistung täglich erbringen, ohne dafür Anerkennung zu erwarten. Es ist eine Doppelmoral, die Jochen König kritisiert. Wahre Gleichberechtigung bedeutet, dass sich beide Elternteile gleichermaßen engagieren und Verantwortung übernehmen – und dass dies nicht als außergewöhnliche Leistung gefeiert wird.
Die Aufteilung der Carearbeit ist in den meisten Familien noch immer recht eindeutig. Mütter sind im Alltag für die Kinder da, trösten bei alltäglichen Sorgen oder bleiben zuhause, wenn das Kind krank ist. Väter spielen am Wochenende auch gerne mal etwas wilder mit ihren Kindern. Diese Aufteilung erfolgt jedoch nicht aufgrund biologischer Unterschiede, sondern vor allem, weil sich viele Väter noch immer weigern, beruflich zurückzustecken und die genannten Sorgeaufgaben zu übernehmen.
Mama Jochen: Wenn Rollen verschwimmen
Eine besonders interessante Anekdote aus Jochen Königs Leben ist, dass seine Tochter ihn früher „Mama“ nannte. Da er von Anfang an die Mutterrolle übernahm, sie tröstete, für sie kochte und sie ins Bett brachte, benannte sie ihn mit dem Begriff, der für sie diese Rolle definierte. Jochen beschloss, sie nicht zu korrigieren, da es sich eindeutig um eine Rollen- und keine Geschlechtszuschreibung handelte. Eine Entscheidung, die zeigt, wie flexibel und wandelbar Elternschaft sein kann.
Die Reaktionen auf Jochen Königs Familiensituation sind vielfältig. Oft stößt er auf Interesse und muss viel erklären. Seine Interpretation der Vaterrolle wird gelobt, obwohl er nach eigener Aussage nichts anderes macht als hunderttausende Mütter. Doch es gibt auch Unverständnis und Diskriminierung. Online ignoriert er die Ablehnung, doch in der Kita oder Schule scheut er sich nicht, eine längere Diskussion anzufangen. Denn es ist wichtig, Vorurteile abzubauen und für eine offene und tolerante Gesellschaft einzutreten.
Grenzen und Zweifel: Die Realität des Elternseins
Auch Jochen König kommt immer wieder an seine Grenzen. Unterbrochene Nächte, Sorgen um ein krankes Kind, organisatorische Fragen – das Leben mit Kindern kann emotional und körperlich sehr belastend sein. Er saß auch schon weinend auf dem Fußboden und zweifelte an seinen Qualitäten als Elternteil. Diese Ehrlichkeit ist wichtig, denn sie zeigt, dass auch Väter nicht perfekt sein müssen. Es ist in Ordnung, an seine Grenzen zu stoßen und sich Hilfe zu suchen. Das Wichtigste ist, dass man sich seinen Kindern zuwendet und für sie da ist.
Um mehr Vätern die Möglichkeit zu geben, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, fordert Jochen König ein Umdenken. Väter müssten bereit sein, mehr zu investieren, länger in Elternzeit zu gehen und weniger zu arbeiten. Auch wenn dies Nachteile für die Karriere bedeutet. Denn solange Männer diese Nachteile nicht in Kauf nehmen, bleibt die Hauptverantwortung weiterhin an den Frauen hängen. Es ist ein Appell an die Väter, ihre Privilegien zu hinterfragen und aktiv an einer gerechteren Verteilung der Carearbeit mitzuwirken.
Die Essenz des Elternseins: Mehr als nur Mama oder Papa
Was ist also typisch Mama, was typisch Papa? Jochen König sieht die traditionelle Aufteilung der Carearbeit kritisch. Mütter sind im Alltag für die Kinder da, trösten bei Sorgen und bleiben zuhause, wenn das Kind krank ist. Väter spielen am Wochenende etwas wilder mit ihren Kindern. Doch diese Aufteilung erfolgt nicht aufgrund biologischer Unterschiede, sondern weil sich viele Väter weigern, beruflich zurückzustecken. Kinder brauchen Menschen, die sich um sie kümmern und an denen sie sich orientieren können. Das Geschlecht spielt dabei keine Rolle.
Fühlt sich Jochen König durch seine Rolle als Vater weniger männlich? Er weiß nicht, wie sich „Männlichkeit“ anfühlt. Natürlich gehört sie zu seiner Identität, aber er verspürt keinen Druck, irgendetwas erfüllen zu müssen, um Männlichkeit aufrechtzuerhalten. Es ist eine Befreiung von gesellschaftlichen Erwartungen und eine Hinwendung zu einer authentischen und liebevollen Elternschaft.
Fazit: Ein Plädoyer für vielfältige Familienmodelle
Jochen Königs Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie vielfältig und wandelbar Familie sein kann. Es ist ein Plädoyer für eine Gesellschaft, die unterschiedliche Lebensentwürfe akzeptiert und wertschätzt. Es ist ein Aufruf an die Väter, ihre Privilegien zu hinterfragen und aktiv an einer gerechteren Verteilung der Carearbeit mitzuwirken. Und es ist eine Ermutigung an alle Eltern, ihren eigenen Weg zu finden und sich nicht von gesellschaftlichen Konventionen einschränken zu lassen. Denn am Ende zählt nur eines: die Liebe und Verantwortung, die wir unseren Kindern entgegenbringen.
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