Mental Load: Wie berufstätige Mütter die Last gerechter verteilen können

Der Wecker klingelt. Nicht sanft und melodisch, sondern schrill und unerbittlich. Ein Zeichen, dass der Tag beginnt. Ein Tag, der gefüllt ist mit Terminen, Verpflichtungen und dem ständigen Bemühen, allen Anforderungen gerecht zu werden. Ein typischer Tag im Leben einer berufstätigen Mutter. Doch was passiert, wenn das ständige Jonglieren mit Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu einer erdrückenden Last wird? Wenn das Gefühl, ständig an alles denken zu müssen, die eigenen Kräfte übersteigt?

Der unsichtbare Rucksack: Was ist Mental Load?

Stell dir vor, du trägst einen unsichtbaren Rucksack mit dir herum. In diesem Rucksack befinden sich nicht nur deine eigenen Aufgaben und Sorgen, sondern auch die aller anderen Familienmitglieder. Du bist diejenige, die weiß, wann der nächste Arzttermin ansteht, welches Kind welche Größe hat, wann das Geschenk für den Geburtstag der besten Freundin besorgt werden muss und ob noch genug Milch im Kühlschrank ist. Du bist der unsichtbare Taktgeber des Familienlebens. Diese ständige gedankliche Belastung, die sogenannte Mental Load, betrifft vor allem Mütter. Es ist die Summe aller Planungen, Organisationen und Verantwortlichkeiten, die im Hintergrund ablaufen und oft unbemerkt bleiben. Es ist dieses nagende Gefühl, immer noch etwas vergessen zu haben, etwas erledigen zu müssen.

Der Begriff Mental Load beschreibt die kognitive Arbeit, die erforderlich ist, um das Familienleben und den Haushalt zu organisieren. Es geht nicht nur darum, Aufgaben zu erledigen, sondern auch darum, zu planen, zu koordinieren, zu delegieren und sicherzustellen, dass alles reibungslos abläuft. Diese mentale Last wird oft von Frauen getragen, die traditionell für die Kinderbetreuung und den Haushalt verantwortlich sind. Die ständige Überlastung kann zu Stress, Erschöpfung und sogar Burnout führen.

Die gute Nachricht ist: Es gibt Wege, den Mental Load zu reduzieren und die Lasten gerechter zu verteilen. Es erfordert jedoch ein Umdenken, offene Kommunikation und die Bereitschaft, alte Gewohnheiten aufzubrechen.

Eine Mutter schiebt einen Einkaufswagen, während sie gleichzeitig am Handy tippt.

Eltern-Alltag: Zwischen Einkaufswagen und Arbeitsstress – Wie man den Mental Load reduziert und Entlastung findet.

Der Teufelskreis der Verantwortlichkeit

Viele Mütter kennen das Gefühl, dass sie alles selbst machen müssen, weil es sonst nicht richtig gemacht wird. Sie haben hohe Ansprüche an sich selbst und wollen alles perfekt machen. Dieser Perfektionismus führt jedoch oft dazu, dass sie sich überlasten und anderen keine Chance geben, Verantwortung zu übernehmen. Es entsteht ein Teufelskreis, in dem die Mutter immer mehr Aufgaben übernimmt und sich immer weniger Zeit für sich selbst nimmt.

Die Ursachen für den ungleichen Mental Load sind vielfältig. Oft spielen traditionelle Rollenbilder eine Rolle, die tief in unserer Gesellschaft verwurzelt sind. Auch die Angst vor Kontrollverlust kann dazu führen, dass Mütter Aufgaben nicht abgeben. Hinzu kommt, dass viele Frauen gelernt haben, ihre eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen und sich stattdessen um das Wohl anderer zu kümmern.

Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, ist es wichtig, sich der eigenen Muster bewusst zu werden und neue Wege zu gehen. Es bedeutet, loszulassen, Aufgaben abzugeben und sich selbst zu erlauben, nicht perfekt zu sein.

Die Keythesis: Ein Weckruf für mehr Gleichberechtigung

Inmitten des Alltagschaos, der ständigen To-Do-Listen und der nie enden wollenden Verantwortlichkeiten, die Mütter täglich jonglieren, liegt eine zentrale Erkenntnis verborgen. Eine Erkenntnis, die nicht nur das individuelle Wohlbefinden betrifft, sondern auch die gesellschaftliche Gleichberechtigung berührt. Es ist an der Zeit, diese unausgesprochene Wahrheit laut auszusprechen und zum Ausgangspunkt für Veränderungen zu machen.

Der Mental Load ist nicht nur eine Frage der persönlichen Organisation, sondern eine Frage der gesellschaftlichen Gleichberechtigung. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft anerkennen, dass die unsichtbare Last, die vor allem Mütter tragen, real ist und Konsequenzen hat. Nur wenn wir diese Last gerechter verteilen, können wir eine gerechtere und lebenswertere Gesellschaft für alle schaffen.

Diese Keythesis soll als Weckruf dienen, um das Bewusstsein für den Mental Load zu schärfen und zu Veränderungen zu ermutigen. Sie soll dazu anregen, die eigenen Muster zu hinterfragen, offen über die Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die für alle Beteiligten fair sind.

Die Folgen der Dauerbelastung

Was passiert, wenn der Mental Load über einen längeren Zeitraum zu hoch ist? Die Folgen können gravierend sein. Stress, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Erschöpfung und Burnout sind nur einige der möglichen Auswirkungen. Auch die Partnerschaft kann unter der ungleichen Aufgabenverteilung leiden. Wenn sich eine Person ständig überlastet fühlt, während die andere sich nicht zuständig fühlt, kann es zu Konflikten und Entfremdung kommen.

Psycholog:innen warnen davor, dass ein hoher Mental Load auf Dauer nicht nur psychisch belastet, sondern auch zu körperlichen Beschwerden führen kann. Das ständige An-alles-denken-müssen versetzt den Körper in einen permanenten Alarmzustand, der sich negativ auf das Immunsystem, das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel auswirken kann.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, den Mental Load ernst zu nehmen und frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die Belastung zu reduzieren.

Strategien zur Entlastung: Wege aus dem Mental Load

Wie können Eltern den Mental Load reduzieren und die Aufgaben gerechter verteilen? Hier sind einige bewährte Strategien:

  • Bewusstmachung: Der erste Schritt ist, sich des eigenen Mental Loads bewusst zu werden. Schreibe eine Woche lang auf, welche Aufgaben du erledigst und wie viel Zeit und Energie sie beanspruchen.
  • Kommunikation: Sprich offen mit deinem Partner über deine Belastung. Erkläre ihm, was Mental Load bedeutet und wie es sich anfühlt.
  • Aufgabenverteilung: Teilt die Aufgaben im Haushalt und in der Kinderbetreuung fair auf. Achtet darauf, dass beide Partner Verantwortung übernehmen und nicht nur assistieren.
  • Delegation: Gib Aufgaben ab, die du nicht unbedingt selbst erledigen musst. Bitte Freunde, Familie oder Nachbarn um Hilfe oder engagiere eine Haushaltshilfe.
  • Priorisierung: Setze Prioritäten und konzentriere dich auf die wichtigsten Aufgaben. Lass unwichtige Dinge liegen oder verschiebe sie auf später.
  • Zeit für dich selbst: Plane regelmäßig Zeit für dich selbst ein, in der du dich entspannen und neue Energie tanken kannst.
  • Professionelle Hilfe: Scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn du dich überfordert fühlst. Ein Coach oder Therapeut kann dir helfen, deine Situation zu analysieren und neue Strategien zu entwickeln.

Die Macht der Visualisierung: Den Mental Load sichtbar machen

Der Mental Load ist unsichtbar, aber seine Auswirkungen sind spürbar. Um ihn greifbarer zu machen, kann es hilfreich sein, ihn zu visualisieren. Eine Möglichkeit ist, eine Liste aller Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu erstellen, die du regelmäßig übernimmst. Diese Liste kann als Grundlage für ein Gespräch mit deinem Partner dienen, um die Aufgaben fair aufzuteilen.

Eine andere Möglichkeit ist, ein sogenanntes „Mental Load Board“ zu erstellen. Dieses Board kann in der Küche oder im Wohnzimmer aufgehängt werden und alle wichtigen Termine, Aufgaben und Verantwortlichkeiten visualisieren. So haben alle Familienmitglieder einen Überblick und können sich aktiv beteiligen.

Auch Apps und digitale Tools können helfen, den Mental Load zu reduzieren. Es gibt zahlreiche Apps, die bei der Planung von Terminen, der Erstellung von Einkaufslisten und der Organisation von Aufgaben helfen.

Ein Plädoyer für mehr Achtsamkeit

In unserer schnelllebigen Zeit vergessen wir oft, auf uns selbst zu achten. Wir hetzen von einem Termin zum nächsten, erledigen eine Aufgabe nach der anderen und vergessen dabei, unsere eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Um den Mental Load zu reduzieren, ist es wichtig, achtsamer mit sich selbst umzugehen.

Nimm dir regelmäßig Zeit für Entspannung und Erholung. Gehe spazieren, lies ein Buch, höre Musik oder meditiere. Tu Dinge, die dir Freude bereiten und dir helfen, abzuschalten. Achte auf deine Ernährung und ausreichend Schlaf. Sprich mit Freunden oder Familie über deine Sorgen und Ängste. Und vor allem: Sei geduldig mit dir selbst. Es braucht Zeit, um alte Gewohnheiten aufzubrechen und neue Muster zu etablieren.

Fazit: Gemeinsam gegen die Last

Der Mental Load ist eine Herausforderung, die viele Eltern betrifft, insbesondere Mütter. Die ständige gedankliche Belastung, die mit der Organisation des Familienlebens einhergeht, kann zu Stress, Erschöpfung und Burnout führen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, den Mental Load ernst zu nehmen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Belastung zu reduzieren.

Die gute Nachricht ist: Es gibt viele Wege, den Mental Load zu reduzieren und die Aufgaben gerechter zu verteilen. Wichtig ist, sich des eigenen Mental Loads bewusst zu werden, offen mit dem Partner zu kommunizieren, Aufgaben zu delegieren, Prioritäten zu setzen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Auch die Visualisierung des Mental Loads und der Einsatz von digitalen Tools können helfen, die Belastung zu reduzieren.

Letztendlich geht es darum, ein partnerschaftliches Miteinander zu schaffen, in dem beide Elternteile Verantwortung übernehmen und sich gegenseitig unterstützen. Nur so kann der Mental Load reduziert und ein entspannteres und erfüllteres Familienleben ermöglicht werden.

QUELLEN

Eltern.de

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