Der Moment, in dem ein positiver Schwangerschaftstest in den Händen gehalten wird, verändert alles. Plötzlich steht das Wohlbefinden von zwei Menschen im Vordergrund. Neben einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung rückt ein Thema in den Fokus, das oft unterschätzt wird: der Schutz vor schädlichen Substanzen. Diese lauern nicht nur in der äußeren Umgebung, sondern auch in den eigenen vier Wänden, am Arbeitsplatz und sogar in vermeintlich harmlosen Alltagsprodukten. Doch wie können werdende Mütter sich und ihr ungeborenes Kind effektiv vor diesen unsichtbaren Gefahren schützen?
Die unsichtbare Gefahr im eigenen Zuhause
Es mag überraschen, aber die Luft in Innenräumen kann deutlich stärker mit Schadstoffen belastet sein als die Außenluft. Verantwortlich dafür sind alltägliche Aktivitäten wie Kochen, Putzen oder auch Hobbys, bei denen schädliche Chemikalien freigesetzt werden. Eine im „Journal of Exposure Analysis and Environmental Epidemiology“ veröffentlichte Studie zeigte, dass sich in Hausstaub regelmäßig giftige Chemikalien wie Blei, Pestizide und andere Schadstoffe finden. Besonders problematisch: Durch Reinigungsprozesse werden diese Chemikalien aufgewirbelt und können so zu einer erhöhten Belastung führen.
Wer regelmäßig zu Haarspray, Deodorants oder Aerosol-Reinigern greift, erzeugt eine regelrechte Wolke aus synthetischen Chemikalien und Lösungsmitteln. Es ist nicht nur die Anwesenheit dieser Stoffe, sondern vor allem ihre Konzentration und die Dauer der Exposition, die gesundheitliche Risiken bergen. Auch der Wunsch nach einem stets angenehm duftenden Zuhause kann negative Folgen haben. Eine britische Studie mit über 10.000 Müttern und ihren Kindern brachte den täglichen Gebrauch von Lufterfrischern (Sticks, Sprays, Aerosole) mit einem um 32 Prozent erhöhten Risiko für Durchfall bei Säuglingen in Verbindung. Zudem litten Mütter, die regelmäßig Lufterfrischer verwendeten, häufiger unter Kopfschmerzen.
Auch Duftkerzen, insbesondere solche aus Paraffinwachs, können die Luftqualität beeinträchtigen. Beim Abbrennen setzen sie Ruß und sogar krebserregende Stoffe wie Benzol und Toluol frei. Eine gesündere Alternative sind Sojakerzen, die weniger schädliche Substanzen freisetzen, oder eine Vase mit frischen Blumen, die auf natürliche Weise für einen angenehmen Duft sorgen.
Eine der größten Gefahren für Mutter und Kind stellt Tabakrauch dar, und zwar nicht nur beim aktiven Rauchen. Studien zeigen, dass Neugeborene von Nichtraucherinnen höhere Konzentrationen von Cotinin (ein Abbauprodukt von Nikotin) im Körper aufweisen als ihre Mütter. Passivrauchen während der Schwangerschaft wird mit einem niedrigeren Geburtsgewicht und einem erhöhten Krebsrisiko bei Mutter und Kind in Verbindung gebracht. Daher gilt: Während der Schwangerschaft und Stillzeit unbedingt auf das Rauchen verzichten und sich nicht in verrauchten Umgebungen aufhalten.
Auch wenn es um Vaping geht, sollten Schwangere Vorsicht walten lassen. Die Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Entwicklung des Kindes sind noch nicht ausreichend erforscht, aber es gibt Hinweise darauf, dass auch hier schädliche Substanzen freigesetzt werden können.
Die Gefahren am Arbeitsplatz erkennen und vermeiden
Die Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz ähnelt oft der im eigenen Zuhause, es sei denn, man arbeitet in einem Industrieunternehmen, in der Nähe einer Baustelle oder an einem Ort, an dem man häufig mit gefährlichen Chemikalien in Kontakt kommt. Um sich einen Überblick über potenzielle Gefahren zu verschaffen, kann man die Sicherheitsdatenblätter des Unternehmens einsehen. Diese enthalten Informationen über alle verwendeten Chemikalien und deren Risiken. Die Informationen sollten dann mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Tipps für gesunde Atemluft im Freien
Die Luftqualität im Freien ist oft schwer zu beeinflussen. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, die Belastung durch Schadstoffe zu reduzieren. So sollte man beispielsweise stark befahrene Straßen meiden und sich während der Stoßzeiten nicht im Freien aufhalten. Auch Sport im Freien sollte man besser auf Zeiten mit geringerer Luftbelastung verlegen.
Schwangere Frau im Grünen
Auch der Aufenthalt in der Nähe von Industrieanlagen oder landwirtschaftlichen Betrieben kann die Schadstoffbelastung erhöhen. Wer die Möglichkeit hat, sollte während der Schwangerschaft vermehrt Zeit in der Natur verbringen, beispielsweise in Parks oder Wäldern.
Es ist essenziell, sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein und proaktiv Maßnahmen zu ergreifen, um die Exposition gegenüber schädlichen Substanzen während der Schwangerschaft zu minimieren.
Gesundes Putzen: Auf die richtigen Produkte kommt es an
Viele werdende Eltern legen Wert auf ein sauberes Zuhause. Doch Vorsicht: Die in herkömmlichen Reinigungsmitteln enthaltenen Chemikalien können der Gesundheit schaden. Zwar gibt es keine gesetzlichen Vorgaben, die Hersteller dazu verpflichten, ihre Produkte auf langfristige gesundheitliche Auswirkungen oder Schädigungen des Fötus zu testen. Eine Studie der Universität Bristol ergab jedoch, dass Babys von Frauen, die während der Schwangerschaft häufig chemische Reinigungsmittel verwendeten, ein doppelt so hohes Risiko für Atemwegserkrankungen aufwiesen.
Experten raten, Reinigungsmittel sparsam und nur bei Bedarf einzusetzen. Oft reichen heißes Wasser, Seife und ein wenig Muskelkraft aus, um Oberflächen zu reinigen und Bakterien zu entfernen. Wer auf chemische Reinigungsmittel nicht verzichten möchte, sollte auf „grüne“ Produkte zurückgreifen. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten, da nicht alle Hersteller alle Inhaltsstoffe angeben. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich direkt beim Hersteller informieren oder auf Produkte von Unternehmen setzen, die alle Inhaltsstoffe offenlegen.
Bei der Verwendung von starken Chemikalien sollte man stets für eine gute Belüftung sorgen und die Anweisungen des Herstellers genau befolgen. Im Idealfall übernimmt eine andere Person die Reinigungsarbeiten.
Trinken mit Bedacht: Schadstoffe im Trinkwasser vermeiden
Während der Schwangerschaft ist es besonders wichtig, ausreichend zu trinken. Doch was, wenn das Trinkwasser mit Blei, Quecksilber oder anderen Schadstoffen belastet ist? Besonders besorgniserregend ist Blei, das zu Frühgeburten, niedrigem Geburtsgewicht und bleibenden Schäden des Nervensystems beim Kind führen kann. Studien zeigen, dass viele Kinder in den Vereinigten Staaten erhöhte Bleikonzentrationen im Blut aufweisen, wobei Wasser eine wesentliche Ursache sein kann.
Um die Wasserqualität zu überprüfen, kann man sich an die örtlichen Wasserwerke wenden oder einen Testkit für den Hausgebrauch verwenden. Um die Belastung durch Schadstoffe zu minimieren, sollte man Leitungswasser vor dem Trinken einige Zeit ablaufen lassen und ausschließlich kaltes Wasser zum Trinken und Kochen verwenden, da heißes Wasser mehr Blei aus den Rohren lösen kann. Eine sinnvolle Investition ist ein hochwertiger Wasserfilter, der Blei, Chlor, Quecksilber und andere Chemikalien aus dem Wasser entfernt.
Ernährung optimieren: Bio-Lebensmittel bevorzugen
Obwohl Studien zeigen, dass Bio-Lebensmittel nicht zwangsläufig nährstoffreicher sind als konventionell angebaute Produkte, enthalten sie in der Regel weniger Pestizide. Eine Studie der University of California, Davis, ergab sogar, dass Bio-Beeren und -Mais bis zu 60 Prozent mehr Antioxidantien enthalten als ihre konventionellen Pendants. Wer Pestizide vermeiden möchte, sollte daher zumindest einen Teil seiner Lebensmittel in Bio-Qualität kaufen.
Plastik reduzieren: Auf die Kennzeichnung achten
Die in manchen Küchenbehältern, Babyflaschen und Spielzeugen enthaltenen Chemikalien stehen seit Jahren in der Kritik. Obwohl Behörden beteuern, dass diese Produkte sicher sind, warnen Wissenschaftler und Umweltorganisationen vor möglichen Risiken. Tierstudien haben gezeigt, dass bestimmte Chemikalien, die in Kunststoffen enthalten sind, bereits in geringen Dosen gesundheitsschädliche Auswirkungen haben können.
Um das Risiko zu minimieren, sollte man auf die Kennzeichnung von Kunststoffprodukten achten. Babyflaschen sollten aus Polyethylen (#2 oder #4) oder Polypropylen (#5) bestehen. Spielzeuge und Möbel sollten kein Polyvinylchlorid (PVC) #3 enthalten, da dieses Weichmacher enthalten kann, die im Verdacht stehen, gesundheitsschädlich zu sein. Lebensmittel sollten nur in Glas- oder mikrowellengeeigneten Kunststoffbehältern erwärmt werden. Auch bei Frischhaltefolie und Gefrierbeuteln ist Vorsicht geboten: Sie sollten nicht mit heißen Lebensmitteln in Kontakt kommen.
Schadstofffreie Umgebung im Kinderzimmer schaffen
Ein neues Kinderzimmer zu gestalten kann eine aufregende Aufgabe sein, birgt aber auch Risiken. Baumaterialien wie Klebstoffe, Farben und Lösungsmittel können Schadstoffe freisetzen, die die Gesundheit von Mutter und Kind beeinträchtigen können. Daher sollte man bei der Gestaltung des Kinderzimmers auf schadstoffarme Materialien achten.
Bei der Wahl der Farbe sollte man auf lösemittelfreie Produkte auf Wasserbasis zurückgreifen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann Naturfarben wie Lehm- oder Kalkfarben verwenden. Alte Farbschichten, die vor 1978 aufgetragen wurden, können Blei enthalten. Diese sollten von einem Fachmann entfernt werden.
Auch neue Teppiche können Schadstoffe freisetzen. Daher sollten sie vor der Verlegung gut ausgelüftet werden. Alternativ kann man auf Teppiche aus Naturmaterialien wie Wolle, Jute oder Sisal zurückgreifen. Bei Möbeln sollte man darauf achten, dass sie keine Schadstoffe wie Formaldehyd freisetzen. Massivholzmöbel sind hier die bessere Wahl.
Um die Belastung durch Flammschutzmittel zu reduzieren, kann man eine Bio-Matratze und Bettwäsche verwenden. Viele Unternehmen bieten mittlerweile schadstofffreie Produkte an, die ohne Formaldehyd, Dioxine, Flammschutzmittel, Pestizide und synthetische Chemikalien hergestellt werden.
Fazit
Sich während der Schwangerschaft vor versteckten Schadstoffen zu schützen, ist eine wichtige Aufgabe, die werdende Mütter ernst nehmen sollten. Die gute Nachricht ist, dass es viele einfache Maßnahmen gibt, um die Belastung durch Schadstoffe zu reduzieren. Dazu gehören die Wahl der richtigen Reinigungsmittel, die Überprüfung der Wasserqualität, der Verzehr von Bio-Lebensmitteln, die Reduzierung von Plastik und die Gestaltung einer schadstofffreien Umgebung im Kinderzimmer. Wer diese Tipps beherzigt, kann dazu beitragen, dass das Baby gesund und munter auf die Welt kommt.
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