Warum Babys einen Elternteil bevorzugen und was du dagegen tun kannst

Es ist ein Gefühl, das viele Mütter kennen: Man gibt alles für sein Kind, opfert Schlaf, Zeit und Nerven – und dann das: Das Baby klammert sich nur noch an den Papa oder die Oma. Plötzlich scheint man Luft zu sein, abgeschrieben, nicht mehr wichtig. Ein Stich ins Herz, nagende Zweifel. Ist es normal, dass Babys einen Elternteil bevorzugen? Und was kann man dagegen tun?

Warum Babys plötzlich einen Favoriten haben

Die Antwort ist: Ja, es ist völlig normal! Babys und Kleinkinder zeigen oft eine starke Vorliebe für einen Elternteil oder eine Bezugsperson – und diese Vorliebe kann sich im Laufe der Zeit sogar ändern. Es gibt viele Gründe dafür, warum ein Kind plötzlich einen Favoriten hat. Manchmal sind es ganz einfache Dinge wie Nähe, Routine oder Vertrautheit. Vielleicht verbringt ein Elternteil mehr Zeit mit dem Baby, füttert es, wickelt es, bringt es ins Bett. Dann ist es ganz natürlich, dass das Kind eine stärkere Bindung zu dieser Person aufbaut.

Manchmal spielen aber auch äußere Umstände eine Rolle. Eine Schwangerschaft, ein Umzug, der Beginn der Kita – all das kann das Verhalten eines Kindes beeinflussen. Und manchmal gibt es auch gar keinen ersichtlichen Grund. Die Vorlieben kommen und gehen, wie die Laune eines kleinen Tyrannen. Aber keine Sorge: Das hat nichts mit deiner Beziehung zu deinem Kind zu tun.

glückliche Mutter mit Kind

Elternliebe: Ist es normal, wenn Babys einen Elternteil bevorzugen?

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Phasen der Bevorzugung nichts über die Liebe deines Kindes aussagen. Es ist lediglich eine momentane Präferenz, die sich genauso schnell wieder ändern kann, wie sie gekommen ist. Versuche, es nicht persönlich zu nehmen und dich nicht entmutigen zu lassen. Stattdessen kannst du die Situation nutzen, um deine Beziehung zu deinem Kind auf andere Weise zu stärken.

Die Rolle des primären Betreuers

Oft bevorzugen Babys den Elternteil, der die Hauptbezugsperson ist. Das ist die Person, die sich um die grundlegenden Bedürfnisse kümmert: Füttern, Wickeln, Trösten. Besonders nach dem sechsten Monat, wenn die Trennungsangst einsetzt, suchen Babys die Nähe dieser Person. Wenn ein Elternteil mehr Aufgaben in der täglichen Betreuung übernimmt, wird er oder sie schnell zum neuen „Liebling“. Eine Freundin erzählte mir neulich, wie ihr kleiner Sohn plötzlich nur noch zum Papa wollte, nachdem dieser Elternzeit genommen hatte und sich intensiv um ihn gekümmert hatte. Sie war am Anfang total geknickt, aber dann hat sie realisiert, dass es einfach daran lag, dass der Kleine eine neue Bezugsperson gefunden hatte. Und das ist ja eigentlich etwas Positives.

Allerdings birgt diese Bevorzugung des Hauptbetreuers auch Gefahren. Wenn die gesamte Last der Kinderbetreuung auf einem Elternteil lastet, kann das schnell zu Erschöpfung, Stress und Frustration führen – und das wirkt sich natürlich auf das Wohlbefinden und die Qualität der Zeit mit dem Kind aus. Es ist wichtig, dass sich beide Elternteile die Aufgaben teilen und sich gegenseitig unterstützen.

Wenn Mama schwanger ist

Manchmal entwickeln Kinder eine Vorliebe für einen Elternteil, wenn der andere schwanger ist. Obwohl das Kind spürt, dass es geliebt wird, merkt es vielleicht auch, dass die Mama gerade weniger verfügbar ist. Also wendet es sich dem Elternteil zu, der weniger beschäftigt scheint. Nach der Geburt des neuen Babys kann sich das Blatt wieder wenden. Oft bindet sich das ältere Kind dann stärker an den Elternteil, der nicht schwanger war, weil dieser mehr Zeit und Aufmerksamkeit schenken kann. Es ist ein ganz natürlicher Mechanismus, der dem Kind hilft, mit der neuen Situation umzugehen.

Die momentane Präferenz eines Kindes für einen Elternteil ist kein Indikator für mangelnde Liebe, sondern ein Zeichen für die Entwicklung gesunder Bindungen und die Fähigkeit, Beziehungen zu gestalten.

Um dem entgegenzuwirken, kannst du als schwangere Mama versuchen, deinen wachsenden Bauch in ein Spiel zu verwandeln. Lass das Baby mit dem Bauch interagieren, die Kicks des Geschwisterchens fühlen oder einfach nur darauf herumklettern. Oder du nimmst dir bewusst Zeit nur für das ältere Kind, ohne Ablenkung. Schon zehn Minuten ungeteilte Aufmerksamkeit können Wunder wirken und die Verbindung stärken. Eine andere Mutter, die ich kenne, hat ihrem Sohn jeden Abend vor dem Schlafengehen eine Geschichte vorgelesen, während der Papa sich um den Haushalt gekümmert hat. Das war ihre ganz besondere Zeit, in der sie ungestört kuscheln und reden konnten.

Die Sehnsucht nach dem seltenen Elternteil

Es klingt paradox, aber manchmal bevorzugen Babys den Elternteil, den sie seltener sehen. Es gibt zwar nicht viele Studien dazu, aber einige Forscher vermuten, dass Kinder ihren Hauptbetreuer trotzdem genau im Auge behalten und sich an ihn wenden, wenn sie verletzt, hungrig oder ängstlich sind. Das bedeutet: Auch wenn dein Baby gerade nach dem anderen Elternteil verlangt, bist du als Hauptbezugsperson immer noch die Konstante in seinem Leben. Deine Liebe und Anwesenheit sind für das Kind selbstverständlich. Also keine Sorge, wenn dein Baby nach dem Papa greift – es ist ein Zeichen für eine gesunde Beziehung.

Und es gibt noch einen weiteren positiven Aspekt: Studien haben gezeigt, dass Babys, die in den ersten zwei Lebensjahren starke Bindungen zu ihren Eltern aufbauen, später eine bessere psychische Gesundheit haben. Das bedeutet, dass dein Kind zu einem psychisch und emotional widerstandsfähigeren, unabhängigeren und glücklicheren Erwachsenen heranwachsen kann. Auch wenn es sich im Moment nicht so anfühlt: Die Bevorzugung eines Elternteils kann ein Zeichen dafür sein, dass dein Kind gesunde, starke Bindungen aufbaut, die ihm helfen, sich geborgen und unterstützt zu fühlen.

Diese Erkenntnisse sind nicht nur beruhigend, sondern auch motivierend. Sie zeigen, dass selbst in den scheinbar schwierigen Phasen der elterlichen Bevorzugung wertvolle Entwicklungsprozesse ablaufen, die das Fundament für eine stabile und liebevolle Zukunft legen. Indem wir die Bedürfnisse unserer Kinder verstehen und ihnen Raum für ihre individuellen Bindungen geben, fördern wir ihre emotionale Reife und ihr Selbstvertrauen.

Tipps für den ungeliebten Elternteil

Egal, warum dein Kind plötzlich den anderen Elternteil bevorzugt: Du kannst trotzdem eine schöne Zeit mit ihm verbringen und eure Bindung stärken. Es mag zwar ein bisschen wehtun, zu wissen, dass dein Baby gerade einen Favoriten hat, aber das bedeutet nicht, dass es dich nicht auch liebt und Zeit mit dir verbringen möchte. Mit ein bisschen Kreativität und einem offenen Herzen geht diese Phase schnell vorbei.

  • Nimm es nicht persönlich: Es ist wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass das Verhalten des Kindes nichts mit deiner Person zu tun hat. Es ist eine Phase, die vorübergeht.
  • Suche die Nähe: Auch wenn dein Kind gerade nicht nach dir verlangt, kannst du ihm deine Nähe anbieten. Lies ihm vor, sing ihm ein Lied oder kuschel einfach mit ihm.
  • Sei geduldig: Dränge dein Kind nicht, sondern gib ihm Zeit, sich an dich zu gewöhnen. Je mehr Druck du ausübst, desto größer wird der Widerstand sein.
  • Finde eure eigenen Rituale: Schaffe gemeinsame Erlebnisse, die nur euch beiden gehören. Das kann ein Spaziergang im Wald sein, ein Besuch auf dem Spielplatz oder ein gemeinsames Bad.
  • Sprich mit deinem Partner: Tausche dich mit deinem Partner über deine Gefühle aus und findet gemeinsam Lösungen. Vielleicht kann er dich unterstützen, indem er dir mehr Zeit mit dem Kind ermöglicht.

Tipps für den bevorzugten Elternteil

Es ist nicht nur schwer, von seinem Kind zurückgewiesen zu werden, sondern auch anstrengend, der bevorzugte Elternteil zu sein. Das bedeutet nämlich, dass du für alles zuständig bist: Spielen, Baden, Trösten. Das kann zu Erschöpfung und Überforderung führen. Außerdem fühlst du dich vielleicht hin- und hergerissen und hast ein schlechtes Gewissen, weil dein Kind dich bevorzugt.

  • Schaffe einen Ausgleich bei den Erziehungsaufgaben: Achte darauf, dass sich beide Elternteile sowohl die angenehmen als auch die unangenehmen Aufgaben teilen.
  • Vermeide das Good-Cop/Bad-Cop-Szenario: Vertretet eine gemeinsame Linie bei Erziehung, Schlafenszeiten, Ausgangssperren und anderen Regeln.
  • Unterstütze den ungeliebten Elternteil: Lass deinen Partner die Situation regeln, wenn dein Kind dich zum Beispiel ins Bett bringen soll.
  • Sprich positiv über den anderen Elternteil: Betone die positiven Eigenschaften und Fähigkeiten deines Partners und erinnere dein Kind daran, was es an ihm mag.
  • Ignoriere keine verletzten Gefühle: Nimm die Gefühle deines Partners ernst und gib ihm Raum, darüber zu sprechen.

Fazit

Es ist ganz normal, dass Babys und Kleinkinder Phasen haben, in denen sie einen Elternteil bevorzugen. Das hat nichts mit mangelnder Liebe zu tun, sondern ist ein Zeichen für die Entwicklung gesunder Bindungen. Wichtig ist, dass sich beide Elternteile der Situation bewusst sind und sich gegenseitig unterstützen. Der ungeliebte Elternteil sollte versuchen, die Nähe zum Kind zu suchen und eigene Rituale zu schaffen. Der bevorzugte Elternteil sollte den anderen Elternteil unterstützen und ihm Raum geben, eine Beziehung zum Kind aufzubauen. Und vor allem: Beide Elternteile sollten sich immer wieder vor Augen führen, dass diese Phase vorübergeht und dass die Liebe des Kindes beiden gehört.

QUELLEN

parents.com

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