Der morgendliche Schulweg – für viele Familien ein täglicher Balanceakt zwischen Job, Terminen und der Sicherheit der Kinder. Doch was, wenn die gut gemeinte Fahrt mit dem Auto zur Schule mehr Risiko birgt als Schutz bietet? Eine aktuelle Umfrage zeigt alarmierende Ergebnisse: Elterntaxis sind ein wachsendes Problem und gefährden unsere Kinder.
Elterntaxis im Visier: Mehr Gefahr als Bequemlichkeit?
Die Diskussion um Elterntaxis ist nicht neu. Oftmals werden sie als Ausdruck von Helikopter-Elternschaft kritisiert, die ihren Kindern keine Selbstständigkeit zutrauen. Doch die Ergebnisse einer repräsentativen Forsa-Umfrage, in Auftrag gegeben vom Verband Bildung und Erziehung (VBE), dem Deutschen Kinderhilfswerk und dem ökologischen Verkehrsclub VCD, zeigen eine andere, besorgniserregende Seite: Elterntaxis sind ein echtes Sicherheitsrisiko. Die Umfrage, an der bundesweit 508 Grundschullehrkräfte und 500 Eltern von Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren teilnahmen, förderte erschreckende Zahlen zutage.
Die Ergebnisse sind alarmierend: Elf Prozent der befragten Lehrkräfte beobachten mindestens einmal täglich gefährliche Situationen, die durch Elterntaxis verursacht werden. Fast ein Fünftel (19 Prozent) der Lehrkräfte wird wöchentlich Zeuge solcher Vorfälle. Auch Eltern bestätigen diese Beobachtungen: Neun Prozent sehen täglich gefährliche Situationen, elf Prozent mindestens einmal pro Woche. Diese Zahlen sind ein Weckruf für uns alle.
Der VBE sieht in diesen Ergebnissen dringenden Handlungsbedarf. Es ist an der Zeit, dass wir uns als Gesellschaft fragen, wie wir den Schulweg für unsere Kinder sicherer gestalten können. Dabei geht es nicht nur um Verbote und Schuldzuweisungen, sondern vor allem um kreative Lösungen und ein Umdenken in der Verkehrspolitik.
Wie aber kommt es zu diesen gefährlichen Situationen? Oftmals sind es Stress und Zeitdruck, die Eltern dazu verleiten, ihre Kinder bis direkt vor das Schultor zu fahren. Dabei entstehen chaotische Szenen, in denen Kinder unachtsam auf die Straße laufen, unübersichtliche Verkehrssituationen entstehen und der ohnehin schon hohe Lärmpegel vor Schulen weiter ansteigt.
Die Keythesis: Mehr Sicherheit durch Infrastruktur statt Verbote
Vielleicht denkst du jetzt: „Na klar, Elterntaxis sind böse, lasst uns alle verbieten!“ Aber so einfach ist es nicht. Viele Eltern haben triftige Gründe, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen. Sei es die Entfernung, die Arbeitszeiten oder besondere gesundheitliche Umstände des Kindes. Darum geht es nicht darum, Eltern zu verurteilen, sondern vielmehr darum, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass der Schulweg für alle Kinder sicherer wird – unabhängig davon, wie sie ihn zurücklegen.
Die Mehrheit der Eltern und Lehrer sieht die Lösung nicht in der Abschaffung von Elterntaxis, sondern im Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und der Schaffung besserer Rahmenbedingungen.
Das bedeutet konkret: breitere und sicherere Gehwege, gut sichtbare Zebrastreifen, funktionierende Ampeln und ausreichend beleuchtete Straßen. Es bedeutet auch, dass wir uns als Gesellschaft stärker für die Sicherheit unserer Kinder im Straßenverkehr einsetzen müssen. Das fängt bei der Verkehrserziehung in der Schule an und hört bei der politischen Lobbyarbeit für sichere Schulwege noch lange nicht auf.
Kinder auf dem Fahrrad – Sicherheit auf dem Schulweg
Was Eltern und Lehrer fordern: Ein Blick auf die Maßnahmen
Die Umfrage zeigt deutlich, dass Eltern und Lehrer sich einig sind, welche Maßnahmen die Sicherheit auf dem Schulweg erhöhen würden. Doch die Umsetzung dieser Maßnahmen lässt oft zu wünschen übrig. So sehen 91 Prozent der Lehrkräfte und 93 Prozent der befragten Eltern breite, sichere Gehwege als eine wichtige Lösung an. Doch nur 51 Prozent der Lehrkräfte und 27 Prozent der Eltern sehen diese auch tatsächlich umgesetzt.
Interessant ist, dass die meisten Maßnahmen, die von Eltern und Lehrern vorgeschlagen werden, nicht direkt auf die Abschaffung von Elterntaxis abzielen. Stattdessen liegt der Fokus auf dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und der Schaffung besserer Rahmenbedingungen. Das zeigt, dass es nicht darum geht, Eltern zu verteufeln, sondern vielmehr darum, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die für alle Beteiligten tragfähig sind.
Konkret wünschen sich Eltern und Lehrer eine bessere Umsetzung folgender Maßnahmen:
- Breite, sichere Gehwege
- Gut sichtbare Zebrastreifen
- Funktionierende Ampeln
- Ausreichend beleuchtete Straßen
- Verkehrsberuhigte Zonen vor Schulen
- Mehr Schulweghelfer
- Bessere Verkehrserziehung in der Schule
Diese Liste zeigt, dass es viele Stellschrauben gibt, an denen wir drehen können, um den Schulweg sicherer zu machen. Einige davon können wir als Eltern direkt beeinflussen, andere erfordern ein stärkeres Engagement auf politischer Ebene. Aber jeder Schritt in die richtige Richtung zählt.
7 Tipps für einen sicheren Schulweg: Was du als Elternteil tun kannst
Auch wenn du den Ausbau von Gehwegen oder die Installation von Ampeln nicht direkt beeinflussen kannst, gibt es viele Dinge, die du als Elternteil tun kannst, um den Schulweg für dein Kind sicherer zu machen. Hier sind sieben Tipps, die du sofort umsetzen kannst:
- Schulweg üben: Gehe den Schulweg mehrmals mit deinem Kind ab und bespreche mögliche Gefahrenstellen.
- Sichtbarkeit erhöhen: Achte darauf, dass dein Kind helle Kleidung trägt und einen gut sichtbaren Schulranzen hat.
- Regeln aufstellen: Vereinbare klare Regeln für das Verhalten im Straßenverkehr.
- Vorbild sein: Zeige deinem Kind, wie man sich sicher im Straßenverkehr bewegt.
- Alternativen prüfen: Überlege, ob es alternative Verkehrsmittel wie das Fahrrad oder den Roller gibt.
- Fahrgemeinschaften bilden: Sprich dich mit anderen Eltern ab und bilde Fahrgemeinschaften.
- Elterntaxi vermeiden: Wenn möglich, vermeide es, dein Kind mit dem Auto bis vor das Schultor zu fahren.
Natürlich gibt es viele gute Gründe, die für das Auto sprechen – gerade, wenn man auf dem Land wohnt. Aber wenn es irgendwie möglich ist, lass dein Kind zu Fuß gehen oder das Fahrrad nehmen. Jedes Auto weniger vor der Schule entschärft die Situation und stärkt das Selbstvertrauen deines Kindes.
Denke daran: Der Schulweg ist nicht nur ein Weg von A nach B, sondern auch eine wichtige Möglichkeit für dein Kind, Selbstständigkeit zu lernen und sich im Straßenverkehr zu orientieren. Unterstütze es dabei, indem du ihm die nötigen Werkzeuge und das nötige Wissen mitgibst.
Fazit: Gemeinsam für mehr Sicherheit auf dem Schulweg
Die Sicherheit unserer Kinder auf dem Schulweg sollte oberste Priorität haben. Die Ergebnisse der Forsa-Umfrage sind alarmierend und zeigen, dass Elterntaxis ein wachsendes Problem darstellen. Doch anstatt mit dem Finger auf Eltern zu zeigen, sollten wir gemeinsam nach Lösungen suchen, die für alle Beteiligten tragfähig sind. Dazu gehört der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, die Schaffung besserer Rahmenbedingungen und ein Umdenken in der Verkehrspolitik. Aber auch jeder einzelne von uns kann einen Beitrag leisten, indem wir unsere Kinder auf den Schulweg vorbereiten, sie mit den nötigen Werkzeugen ausstatten und ihnen die Möglichkeit geben, Selbstständigkeit zu lernen. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Kinder sicher und unbeschadet zur Schule kommen – und wieder nach Hause.
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