So gelingt die Eingewöhnung des älteren Kindes bei Geschwisterzuwachs

Die Ankunft eines neuen Babys ist ein einschneidendes Erlebnis, das das Familienleben auf den Kopf stellen kann. Besonders für das ältere Geschwisterkind bedeutet dies eine große Umstellung. Plötzlich steht es nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, und Eifersucht macht sich breit. Ob es sich um ein Kleinkind oder ein Schulkind handelt, diese Gefühle sind völlig normal. Jedes Kind verarbeitet diese Emotionen auf seine eigene Weise, sei es durch verstärkte Anhänglichkeit, Rückschritte in der Entwicklung oder das Vermeiden der Situation. Wie Eltern mit diesen Reaktionen umgehen, ist entscheidend dafür, ob das ältere Kind das neue Geschwisterchen als Freund oder Konkurrenten wahrnimmt.

Die Gefühlswelt des älteren Kindes verstehen

Es ist wichtig zu verstehen, dass Eifersucht und Unsicherheit natürliche Reaktionen auf die veränderte Familiensituation sind. Das ältere Kind muss erst lernen, seinen Platz in der neuen Familienkonstellation zu finden. Eltern sollten geduldig sein und dem älteren Kind versichern, dass es weiterhin geliebt und wertgeschätzt wird. Es hilft, die Gefühle des Kindes anzuerkennen und ihm Raum zu geben, diese auszudrücken. Manchmal reicht es schon, dem Kind zuzuhören und ihm zu versichern, dass seine Gefühle berechtigt sind. In anderen Fällen kann es hilfreich sein, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie das Kind mit der neuen Situation umgehen kann.

Ein offenes Ohr und viel Verständnis sind in dieser Phase besonders wichtig. Eltern sollten sich bewusst machen, dass das ältere Kind nicht absichtlich schwierig ist, sondern einfach mit seinen Gefühlen überfordert ist. Indem Eltern liebevoll und unterstützend reagieren, können sie dem älteren Kind helfen, sich an die neue Situation zu gewöhnen und eine positive Beziehung zum Geschwisterchen aufzubauen.

Liebe ist wie ein Kuchen: Je mehr man davon gibt, desto größer wird er. Die Ankunft eines neuen Babys bedeutet nicht weniger Liebe für das ältere Kind, sondern eine Erweiterung des Familienkreises und eine Bereicherung des Lebens aller.

Altersgerechte Strategien zur Eingewöhnung

Die Art und Weise, wie ein älteres Kind auf ein neues Geschwisterchen reagiert, hängt stark vom Alter ab. Daher ist es wichtig, altersgerechte Strategien anzuwenden, um die Eingewöhnung zu erleichtern.

Kinder unter 2 Jahren

Kleine Kinder unter zwei Jahren scheinen oft unbeeindruckt von der Ankunft eines Babys, aber auch sie spüren die Veränderung. „Dies ist die schwierigste Zeit für das erstgeborene Kind, ein neues Baby zu akzeptieren“, sagt Fran Walfish, Psy.D., Autorin von „The Self-Aware Parent“. „Jedes Kind braucht einen vollen Esslöffel Mama ganz für sich allein. Zwei Jahre sind ein voller Esslöffel. Weniger als das kann die Eifersucht der Geschwister und den Widerstand gegen die Akzeptanz des Babys als vollwertiges Familienmitglied erhöhen.“

Sollte das ältere Kind keine offensichtlichen Anzeichen von Unbehagen zeigen, können Probleme später auftreten, beispielsweise wenn das Baby mobil wird und anfängt, die Sachen des älteren Kindes zu nehmen. Eltern sollten die Ruhephase nutzen, um dem älteren Kind weiterhin exklusive Aufmerksamkeit zu schenken. Auch kleine Gesten wie ein Lächeln oder eine Umarmung können viel bewirken. Es ist wichtig, dem Kind zu zeigen, dass es trotz des neuen Babys nicht vergessen wird.

Wichtig ist, nicht in Verhandlungen oder Bitten zu verfallen, wenn das Kind Aufmerksamkeit einfordert. Stattdessen sollten Eltern die Gefühle des Kindes anerkennen und ihm alternative Möglichkeiten anbieten, Nähe zu erfahren. Beispielsweise können Eltern dem Kind anbieten, sich neben sie und das Baby zu kuscheln, während sie das Baby stillen. So fühlt sich das Kind nicht ausgeschlossen und erfährt trotzdem Zuwendung.

Kleinkinder (2-3 Jahre)

In diesem Alter reagieren viele Kinder mit Weinerlichkeit, Anhänglichkeit oder Rückschritten in der Entwicklung. Amy Shoaff aus Westchester, Kalifornien, erzählt: „Seit mein Baby nach Hause gekommen ist, ist eine meiner dreijährigen Zwillingsschwestern total eifersüchtig. Sie sagt, sie will Puder auf ihren Po, was sie mich beim Baby machen sieht, und sie schreit, bis sie es bekommt.“

Rückschritte können ein deutliches Zeichen von Eifersucht sein. Kinder wollen wieder gestillt werden, aus der Flasche trinken oder im elterlichen Bett schlafen. Jenn Berman, Psy.D., Autorin von „The A to Z Guide to Raising Happy, Confident Kids“, erklärt: „Die meisten Kleinkinder und Vorschulkinder haben sehr widersprüchliche Gefühle gegenüber einem neuen Geschwisterkind. Ein Teil von ihnen möchte einfach nur ein Baby sein, und ein anderer Teil, der Teil, der sagt: ‚Ich kann es selbst‘, will Autonomie und Unabhängigkeit.“

Eltern sollten die gemischten Gefühle des Kindes ansprechen und ihm erlauben, für eine Weile „Baby“ zu spielen. Es ist auch wichtig, die Vorteile des „Großseins“ hervorzuheben, wie z.B. das Spielen mit bestimmten Spielsachen oder das Essen bestimmter Speisen. Um die Umstellung zu erleichtern, sollten Eltern bereits während der Schwangerschaft Veränderungen in den Tagesablauf einbauen, z.B. die Übergabe der Morgenroutine an den anderen Elternteil. Es ist auch wichtig, dem Baby nicht die Schuld für negative Veränderungen im Haus zu geben, da dies zu Ressentiments führen kann.

glückliche Geschwister

Geschwisterliche Freude

Vorschul- und Schulkinder (4-6 Jahre)

Kinder in diesem Alter sind oft verständnisvoller und können die Ankunft eines neuen Geschwisterchens besser verarbeiten. Sie haben bessere Bewältigungsstrategien und können leichter warten oder sich abwechseln. Sie haben auch ein größeres Eigenleben mit Schule, Spieltreffen und Aktivitäten. Dennoch sind sie weiterhin stark auf die Eltern fixiert und können mit Eifersucht reagieren, wenn sie nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen.

„Die Einzelzeit mit Ihrem älteren Kind ist das beste Mittel gegen seine Angst vor Verlassenheit“, sagt Dr. Berman. Ein gemeinsamer Ausflug zum Supermarkt oder ein anderes kleines Abenteuer kann Wunder wirken. Es ist hilfreich, diese Einzelzeit in den Tagesablauf einzubauen, damit das Kind sie erwartet. Wenn das Baby das ältere Kind nervt, sollten Eltern Partei für das ältere Kind ergreifen und ihm helfen, mit der Situation umzugehen. Es ist wichtig, dem Kind zu zeigen, dass seine Gefühle ernst genommen werden und dass die Eltern für es da sind.

Ältere Kinder (7-8 Jahre)

Ältere Kinder sind oft weniger offen über ihre Gefühle. Es erfordert mehr Anstrengung, sie dazu zu bringen, über ihre Eifersucht zu sprechen, die sich in Form von Trotz, Widerrede oder Missachtung des Babys äußern kann. Dr. Walfish empfiehlt, das Kind zu fragen, wie es war, das einzige Kind in der Familie zu sein, und was sich jetzt geändert hat. Eltern können fragen, was am Baby schwierig und was lustig ist. Wenn das Kind zugibt, eifersüchtig zu sein, sollten Eltern ihre Liebe versichern und fragen, wie sie helfen können. Es kann auch hilfreich sein, von eigenen Eifersuchtsgefühlen gegenüber Geschwistern zu erzählen.

Um die Bindung zwischen den Kindern zu fördern, sollten Eltern das ältere Kind in die Babypflege einbeziehen, z.B. beim Abtrocknen nach dem Baden oder beim Vorlesen. Es ist jedoch wichtig, das ältere Kind nicht als Babysitter zu missbrauchen, da dies schnell zur Belastung werden kann. Eltern sollten das ältere Kind loben, wenn es das Baby gut behandelt oder Liebe zeigt. Je öfter das Kind als „liebevoller großer Bruder oder Schwester“ bezeichnet wird, desto eher wird es sich selbst so sehen und entsprechend handeln.

Tipps zur Bewältigung von Geschwisterrivalität

Jedes Kind ist anders und wird seine Gefühle auf seine eigene Weise verarbeiten. Die liebevolle Unterstützung und Geduld der Eltern sind jedoch entscheidend für eine positive Beziehung zwischen den Kindern. Hier sind einige wichtige Tipps, die Eltern beachten sollten:

  • Nehmen Sie die Gefühle des älteren Kindes ernst: Versuchen Sie nicht, die Eifersucht herunterzuspielen oder zu bestrafen. Erkennen Sie die Gefühle des Kindes an und geben Sie ihm Raum, diese auszudrücken.
  • Schenken Sie dem älteren Kind weiterhin exklusive Aufmerksamkeit: Planen Sie regelmäßige Einzelzeit mit dem älteren Kind ein, in der es die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern genießt.
  • Beziehen Sie das ältere Kind in die Babypflege ein: Geben Sie dem älteren Kind altersgerechte Aufgaben, bei denen es helfen kann, z.B. das Baby halten oder ihm ein Lied vorsingen.
  • Vermeiden Sie Vergleiche: Vergleichen Sie das ältere Kind nicht mit dem Baby und betonen Sie die Stärken und Fähigkeiten des älteren Kindes.
  • Seien Sie geduldig: Die Eingewöhnung an ein neues Geschwisterchen braucht Zeit. Seien Sie geduldig und geben Sie dem älteren Kind die Zeit, die es braucht, um sich an die neue Situation zu gewöhnen.

Es ist vollkommen normal, dass es zu Konflikten und Streitigkeiten zwischen Geschwistern kommt. Eltern sollten jedoch darauf achten, dass diese Konflikte nicht eskalieren und dass die Kinder lernen, konstruktiv miteinander umzugehen. Es kann hilfreich sein, Regeln für den Umgang miteinander aufzustellen und bei Verstößen Konsequenzen zu verhängen. Wichtig ist, dass sich beide Kinder fair behandelt fühlen und dass ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Die Ankunft eines neuen Babys ist eine Herausforderung für die ganze Familie. Mit viel Liebe, Geduld und Verständnis können Eltern jedoch dazu beitragen, dass sich das ältere Kind an die neue Situation gewöhnt und eine positive Beziehung zum Geschwisterchen aufbaut. Eine harmonische Geschwisterbeziehung ist eine Bereicherung für das ganze Leben und ein wertvolles Geschenk für beide Kinder.

Fazit

Die Ankunft eines neuen Babys ist eine Zeit großer Veränderungen und Herausforderungen für die gesamte Familie, insbesondere für das ältere Geschwisterkind. Eifersucht und Unsicherheit sind natürliche Reaktionen, die Eltern mit viel Geduld und Verständnis begegnen sollten. Altersgerechte Strategien, exklusive Aufmerksamkeit und die Einbeziehung des älteren Kindes in die Babypflege können die Eingewöhnung erleichtern und eine positive Beziehung zwischen den Geschwistern fördern. Es ist wichtig, die Gefühle des älteren Kindes ernst zu nehmen, ihm Raum zur Entfaltung zu geben und es in seiner Entwicklung zu unterstützen. Auch wenn es nicht immer einfach ist, so ist eine harmonische Geschwisterbeziehung ein wertvolles Geschenk, das die Mühe wert ist.

QUELLEN

parents.com

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