Umgang mit Wutausbrüchen in der Wackelzahnpubertät: Tipps für Eltern

Es ist wieder so weit. Der kleine Wirbelwind, der eben noch mit leuchtenden Augen die Welt erkundete, verwandelt sich in ein tobendes Monster. „Blöde Mama!“, schreit er, die kleinen Fäuste geballt. „Ich hasse dich!“ Jede Mutter kennt diese Momente, in denen man am liebsten im Erdboden versinken würde. Die Wutausbrüche der Kleinen treffen uns mitten ins Herz, lassen uns an unseren Fähigkeiten zweifeln und fragen: Was habe ich falsch gemacht?

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Die gute Nachricht vorweg: Du bist nicht allein! Was sich wie ein persönlicher Angriff anfühlt, ist in Wahrheit ein ganz normaler Entwicklungsschritt. Expert:innen nennen es die Wackelzahnpubertät – eine Mini-Ausgabe der Teenagerzeit, in der Kinder zwischen dem Wunsch nach Selbstständigkeit und dem Bedürfnis nach Geborgenheit hin- und hergerissen sind. In diesem Alter, etwa zwischen fünf und sieben Jahren, entdecken Kinder ihre eigene Persönlichkeit und wollen ihren Willen durchsetzen. Wenn das nicht klappt, entlädt sich die Frustration in Wutausbrüchen. Hinzu kommt, dass sie noch nicht gelernt haben, ihre Gefühle adäquat auszudrücken. Was bleibt, ist ein explosionsartiger Gefühlsausbruch, der sich oft gegen die engste Bezugsperson richtet – die Mama.

Es ist ein Drahtseilakt. Einerseits wollen wir unseren Kindern Halt und Orientierung geben, andererseits wollen wir sie nicht in ihrer Entwicklung einschränken. Wir wollen liebevoll sein, aber auch konsequent. Und dann kommt dieser kleine Mensch, den wir über alles lieben, und schleudert uns Sätze entgegen, die uns tief verletzen. Wie reagiert man darauf, ohne selbst die Nerven zu verlieren? Wie schafft man es, dem Kind Grenzen zu setzen, ohne seine Gefühle zu unterdrücken?

Ich erinnere mich gut an den Moment, als mein Sohn mich das erste Mal so nannte. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. All die Liebe, die Fürsorge, die unzähligen Stunden, die ich in ihn investiert hatte – und dann das! Ich fühlte mich ungerecht behandelt, wütend und hilflos zugleich. Mein erster Impuls war, zurückzuschreien, ihn zu bestrafen, ihm zu zeigen, wer hier das Sagen hat. Aber dann hielt ich inne. Ich atmete tief durch und fragte mich: Was steckt wirklich hinter diesen Worten?

Gefühlsdolmetscherin statt Kontrollinstanz

Anstatt meinen Sohn für seine Wortwahl zu verurteilen, versuchte ich, seine Gefühle zu verstehen. Ich sagte ihm, dass ich sehe, dass er wütend ist, weil er nicht mehr fernsehen darf. Ich spiegelte ihm seine Emotionen wider und zeigte ihm, dass ich ihn verstehe. Das half ihm, sich beruhigt zu fühlen und öffnete die Tür für ein Gespräch. Natürlich ist es nicht immer einfach, ruhig zu bleiben, wenn man gerade mit voller Wucht beschimpft wird. Aber es lohnt sich, denn es ist der erste Schritt, um dem Kind zu helfen, seine Gefühle zu regulieren.

Die Rolle der Eltern in dieser Phase ist die eines Gefühlsdolmetschers. Es geht darum, die unausgesprochenen Bedürfnisse und Emotionen des Kindes zu erkennen und ihm zu helfen, sie in Worte zu fassen. Anstatt zu schimpfen oder zu bestrafen, sollten wir versuchen, zu verstehen, was das Kind wirklich braucht. Braucht es Aufmerksamkeit, Nähe, oder einfach nur eine Möglichkeit, seinen Frust abzubauen?

Verzweiflung in Familie

Verzweiflung in Familie

Es ist wichtig, dem Kind zu zeigen, dass alle Gefühle erlaubt sind – auch Wut und Frustration. Aber es ist genauso wichtig, ihm zu vermitteln, dass es Grenzen gibt, wenn es darum geht, wie man diese Gefühle ausdrückt. „Es ist okay, wütend zu sein“, können wir sagen, „aber wir beschimpfen uns nicht.“ Es ist ein Lernprozess, der Zeit und Geduld erfordert, aber er ist entscheidend für die emotionale Entwicklung des Kindes.

„Die Wackelzahnpubertät ist eine Chance, unseren Kindern beizubringen, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen können, ohne andere zu verletzen. Es ist eine Investition in ihre Zukunft als empathische und selbstbewusste Menschen.“

Es gibt auch Strategien, die helfen können, Wutausbrüchen vorzubeugen. Klare Regeln und Routinen geben Kindern Sicherheit und Orientierung. Wenn sie wissen, was sie erwartet, fühlen sie sich weniger hilflos und frustriert. Auch ausreichend Bewegung und Entspannung sind wichtig, um Stress abzubauen. Und natürlich sollten wir als Eltern Vorbilder sein, indem wir selbst einen gesunden Umgang mit unseren Emotionen pflegen.

Die Kunst des Kompromisses

Nachdem man die erste Eskalation überstanden hat, geht es darum, eine Lösung zu finden. Das ist oft der schwierigste Teil. Denn natürlich will das Kind in erster Linie seinen Willen durchsetzen. Es will, dass der Fernseher wieder angeht, dass es noch ein Eis bekommt, dass es länger aufbleiben darf. Aber als Eltern müssen wir auch unsere Grenzen wahren und Entscheidungen treffen, die im besten Interesse des Kindes sind. Hier ist die Kunst des Kompromisses gefragt.

Manchmal ist es möglich, eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind. Vielleicht kann man dem Kind anbieten, eine halbe Stunde länger aufzubleiben, wenn es dafür verspricht, am nächsten Tag pünktlich ins Bett zu gehen. Oder man einigt sich darauf, dass es am Wochenende eine zusätzliche Folge Checker Tobi schauen darf. Aber es gibt auch Situationen, in denen es keine Kompromisse geben kann. Wenn es um die Gesundheit oder Sicherheit des Kindes geht, müssen wir als Eltern klare Entscheidungen treffen, auch wenn das bedeutet, dass das Kind wütend ist.

Wichtig ist, dass wir unsere Entscheidungen dem Kind erklären. Auch wenn es sie im ersten Moment nicht versteht, wird es langfristig lernen, dass wir seine Bedürfnisse ernst nehmen, auch wenn wir nicht immer seinen Wünschen entsprechen können. Und es wird lernen, dass es in Ordnung ist, anderer Meinung zu sein, solange man respektvoll miteinander umgeht.

Die lange Reise der Gefühlserziehung

Die Wackelzahnpubertät ist nur eine von vielen Phasen, in denen unsere Kinder lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Es ist eine lange Reise, die uns als Eltern immer wieder herausfordert. Aber es ist auch eine Chance, unseren Kindern wichtige Fähigkeiten für ihr Leben mitzugeben. Fähigkeiten, die ihnen helfen werden, Beziehungen aufzubauen, Konflikte zu lösen und ein erfülltes Leben zu führen.

Auf dieser Reise sind wir nicht allein. Es gibt viele andere Eltern, die ähnliche Erfahrungen machen. Es gibt Bücher, Artikel und Online-Foren, in denen wir uns austauschen und gegenseitig unterstützen können. Und es gibt Expert:innen, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Hier sind ein paar Tipps, die dir helfen können, die Wackelzahnpubertät deines Kindes zu meistern:

  • Bleibe ruhig: Auch wenn es schwerfällt, versuche, nicht auf die Wutausbrüche deines Kindes einzugehen. Atme tief durch und erinnere dich daran, dass es sich um eine Phase handelt.
  • Zeige Verständnis: Versuche, die Gefühle deines Kindes zu verstehen und ihm zu zeigen, dass du es ernst nimmst.
  • Setze Grenzen: Auch wenn du Verständnis zeigst, ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen und deinem Kind zu vermitteln, dass es nicht alles darf.
  • Biete Alternativen an: Gib deinem Kind die Möglichkeit, seinen Willen auf andere Weise durchzusetzen.
  • Sei ein Vorbild: Zeige deinem Kind, wie du selbst mit deinen Gefühlen umgehst.
  • Suche dir Unterstützung: Sprich mit anderen Eltern, lies Bücher oder suche dir professionelle Hilfe.

Und vergiss nicht: Auch diese Phase geht vorbei. Irgendwann werden unsere Kinder erwachsen sein und ihre Gefühle besser kontrollieren können. Bis dahin heißt es: Nerven bewahren, Liebe geben und immer wieder daran erinnern, dass wir nicht die einzigen „blöde Kack-Scheiß-Mamas“ auf der Welt sind.

Fazit: Die Wackelzahnpubertät als Chance

Die Wackelzahnpubertät mag anstrengend und nervenaufreibend sein, aber sie ist auch eine wichtige Phase in der Entwicklung unserer Kinder. Sie lernen, ihre Gefühle zu erkennen, auszudrücken und zu regulieren. Als Eltern spielen wir dabei eine entscheidende Rolle, indem wir ihnen Halt, Orientierung und Verständnis bieten. Indem wir ihnen helfen, ihre Emotionen zu verstehen und konstruktiv damit umzugehen, legen wir den Grundstein für ihre emotionale Intelligenz und ihre Fähigkeit, gesunde Beziehungen aufzubauen. Es ist eine Investition in ihre Zukunft als empathische, selbstbewusste und starke Persönlichkeiten. Also, atme tief durch, liebe Mama, und stelle dich der Herausforderung. Du schaffst das!

QUELLEN

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