Elternschaft: Warum negative Kommentare schaden und wie wir besser kommunizieren

In freudiger Erwartung ihres ersten Kindes teilte Vanessa Grimaldi, bekannt aus der TV-Show „Bachelor“, kürzlich einen Instagram-Post im Namen „aller werdenden Mamas“. Darin appelliert sie an die Menschen, werdenden Eltern nicht ständig zu sagen: „Warte nur ab!“ Grimaldi bezieht sich auf Aussagen wie: „Na klar, die Schwangerschaft ist jetzt so einfach, das ist ja dein erstes Kind. Warte nur, bis du ein zweites hast.“

„HÖRT auf, zu entmutigen. HÖRT auf, eure Erfahrungen zu vergleichen. Warum muss es so negativ sein?“, schreibt sie.

Auch Schauspielerin Becca Tobin, selbst frischgebackene Mutter, äußerte sich kürzlich zu diesem Thema. „Ich kann diese Weltuntergangs-Eltern nicht ausstehen, die sagen: ‚Warte nur, bis er krabbelt! Du denkst, es ist jetzt einfach.‘ Ich denke mir dann: Warum tun wir uns das gegenseitig an? Lasst uns doch einfach dorthin kommen, wenn wir so weit sind“, sagte Tobin in einer aktuellen Folge des Podcasts „The LadyGang“, bei dem sie Co-Moderatorin ist.

Grimaldi und Tobin sind nicht allein. Wer sich schon einmal über die schiere Erschöpfung mit einem Neugeborenen beschwert hat, hat wahrscheinlich etwas gehört wie: „Warte nur! Das Kleinkindalter ist noch viel schlimmer!“ Solche Kommentare sind nicht nur ärgerlich, sondern können sich furchtbar entwertend, herablassend und beängstigend anfühlen. Und laut einer Expertin können sie sogar die psychische Belastung von neuen und werdenden Eltern erhöhen.

Die unterschätzte Belastung durch negative Kommentare

Es ist ein Teufelskreis: Voller Vorfreude erwartet man ein Kind, und dann hagelt es ungebetene Ratschläge und Horrorszenarien von allen Seiten. Anstatt Unterstützung und Ermutigung zu erfahren, werden werdende und frischgebackene Eltern mit einer Flut von negativen Prognosen konfrontiert. „Warte nur, bis die Nächte noch kürzer werden!“, „Warte nur, bis das Kind in die Trotzphase kommt!“, „Warte nur, bis die Pubertät beginnt!“ – diese Sätze sind wie kleine Nadelstiche, die das Selbstvertrauen untergraben und die Freude trüben.

Dabei ist es doch so wichtig, positiv in diese neue Lebensphase zu starten. Statt Ängste zu schüren, sollten wir werdenden Eltern Mut zusprechen und ihnen versichern, dass sie das schaffen können. Jede Familie ist anders, jedes Kind ist einzigartig, und es gibt keinen allgemeingültigen Fahrplan für die Elternschaft. Anstatt zu warnen und zu entmutigen, sollten wir unsere Erfahrungen teilen, ohne sie als absolute Wahrheit darzustellen. Und vor allem sollten wir zuhören und da sein, wenn Hilfe gebraucht wird.

Jede Mutter kennt das Gefühl der Überforderung, die Angst, nicht gut genug zu sein, und die Sehnsucht nach ein paar Stunden Schlaf. Aber anstatt diese Gefühle zu verstärken, sollten wir uns gegenseitig unterstützen und ermutigen. Denn gemeinsam sind wir stärker, und gemeinsam können wir diese aufregende, aber auch herausfordernde Zeit meistern. Es ist an der Zeit, den Kreislauf der Negativität zu durchbrechen und eine Kultur der Unterstützung und des Verständnisses zu schaffen.

Familienmoment der Zuneigung

Familienmoment der Zuneigung

Postpartale Angst: Ein Thema, das wir ansprechen müssen

„Viele Menschen haben während der Schwangerschaft und in der Zeit nach der Geburt zu kämpfen und scheuen sich, dies anzuerkennen“, sagt Emily Guarnotta, Psy.D., approbierte Psychologin und Inhaberin von The Mindful Mommy. „Wenn jemand so etwas sagt wie [warte nur ab], macht das die Leute eher dicht. Wir wollen, dass [andere] anerkennen, dass die Dinge schwierig sind und dass auch dies vorübergehen wird und alles in Ordnung sein wird. Aber wenn man es so formuliert hört, kann das dazu führen, dass man nicht ehrlich über seine Gefühle sprechen möchte, und ich denke, das verschlimmert [die Symptome], wenn man bereits mit Depressionen oder Angstzuständen zu kämpfen hat. Es gibt einem einfach das Gefühl, allein zu sein.“

Es ist ein schwieriger Balanceakt. Einerseits ist es wichtig, offen über die schwierigen Realitäten der Elternschaft zu sprechen. So schädlich die „warte nur“-Sätze der Elternschaft sein können, so kann auch die toxische Positivität, die Gespräche über die Elternschaft kennzeichnet (siehe: Sätze wie „Genieße jede Minute!“), dazu führen, dass sich Eltern entwertet und allein fühlen. Wenn es also darum geht, mit neuen und werdenden Eltern zu sprechen, wie macht man das am besten? Wie sprechen wir mit ihnen auf eine Weise, die nicht unnötig negativ oder herablassend ist, aber auch nicht in toxische Positivität abdriftet? Wie erkennen wir die Realitäten der Elternschaft an, ohne diejenigen zu verängstigen, die sie erleben werden? Und wie schaffen wir Raum für die Vielfalt der Erfahrungen und machen deutlich, dass niemand, egal wie viele Jahre er oder sie auf dem Buckel hat, dieses ganze Elternschaftsding wirklich draufhat?

Elternschaft ist kein Wettbewerb im Unglücklichsein. Es geht darum, sich gegenseitig zu unterstützen und zu ermutigen, anstatt sich mit Horrorszenarien zu übertrumpfen.

Die Macht der Worte: Warum wir achtsamer sprechen sollten

Wir alle kennen sie, diese gut gemeinten, aber oft verletzenden Kommentare, die frischgebackene Eltern zu hören bekommen. „Schlaf noch mal richtig, solange du kannst!“ oder „Warte nur, bis die Zähne kommen!“ – solche Aussagen sind nicht nur wenig hilfreich, sondern können auch das Gefühl der Überforderung und Angst verstärken. Denn anstatt Mut zu machen und Unterstützung anzubieten, malen sie ein düsteres Bild der Zukunft und lassen die Eltern an ihren Fähigkeiten zweifeln.

Dabei ist es gerade in dieser vulnerablen Phase so wichtig, positive und ermutigende Worte zu finden. Statt Horrorszenarien an die Wand zu malen, sollten wir unsere eigenen Erfahrungen teilen, ohne sie als absolute Wahrheit darzustellen. Wir können von den Herausforderungen berichten, aber auch von den Glücksmomenten, die die Elternschaft mit sich bringt. Und vor allem sollten wir zuhören und da sein, wenn Hilfe gebraucht wird. Denn manchmal ist das beste, was wir tun können, einfach nur zuzuhören und zu zeigen, dass wir für die anderen da sind.

Wie wir es besser machen können: Tipps für eine wertschätzende Kommunikation

Dr. Guarnotta gibt folgende Tipps:

  • Die Wirkung von Kommentaren nicht unterschätzen: Dr. Guarnotta räumt ein, dass diese entwertenden Kommentare in den meisten Fällen aus guten Absichten kommen – aber das ändert nichts an ihrer Wirkung. Es ist wichtig, über unsere Absichten hinauszudenken und zu überlegen, wie sich diese Kommentare auf den Empfänger auswirken werden.
  • Die eigenen Erfahrungen nicht auf andere projizieren: Die Elternschaft wird von jedem anders erlebt. Wenn wir Kommentare abgeben wie: „Du denkst, ein Neugeborenes zu haben ist schwer? Warte nur auf die Trotzphase!“ oder „Der Tag, an dem du dein Kind zur Welt bringst, wird der beste Tag deines Lebens sein“, vermitteln wir die Vorstellung, dass die Erfahrung, Eltern zu sein, auf eine bestimmte Art und Weise aussehen muss.
  • Unterstützung anbieten: „Ich erkundige mich immer, wenn ein Familienmitglied oder ein Freund eine postpartale Phase durchmacht“, sagt Dr. Guarnotta, die gerne so etwas sagt wie: „Wie läuft es? Das Baby sieht toll aus, aber ich möchte mich nur nach dir erkundigen und sehen, wie du dich fühlst, denn ich weiß, dass dies eine wirklich tolle, aber auch eine sehr schwierige Zeit sein kann.“
  • Ungebetene Ratschläge vermeiden: Seien wir ehrlich: Neue Eltern sind in der Regel bereits mit all den Informationen und Ratschlägen überfordert, die auf sie zukommen.
  • Den Kreislauf durchbrechen: Die Folgen, wenn man zu sehr zur Negativität neigt oder ins Gebiet der toxischen Positivität abdriftet, sind in vielerlei Hinsicht die gleichen.

Die wichtigsten Punkte für eine unterstützende Kommunikation

  • Zuhören statt Ratschläge geben: Manchmal ist es wichtiger, einfach nur zuzuhören und die Gefühle der anderen Person anzuerkennen, anstatt ungebetene Ratschläge zu erteilen.
  • Validieren statt Entwerten: Bestätigen Sie die Gefühle und Erfahrungen der anderen Person, auch wenn Sie anderer Meinung sind. Vermeiden Sie Sätze wie „Das ist doch nicht so schlimm“ oder „Du musst dich zusammenreißen“.
  • Ermutigen statt Entmutigen: Sprechen Sie Mut zu und erinnern Sie die andere Person an ihre Stärken und Fähigkeiten. Zeigen Sie, dass Sie an sie glauben und dass sie diese schwierige Zeit meistern wird.
  • Offenheit statt Urteile: Schaffen Sie einen Raum der Offenheit, in dem sich die andere Person sicher fühlt, ihre Gedanken und Gefühle zu teilen, ohne Angst vor Verurteilung oder Kritik zu haben.
  • Hilfe anbieten statt Erwartungen zu stellen: Bieten Sie konkrete Hilfe an, ohne Erwartungen zu stellen. Fragen Sie, was die andere Person braucht und wie Sie sie unterstützen können.

Fazit: Gemeinsam durch die Höhen und Tiefen der Elternschaft

Die Elternschaft ist eine Reise voller Höhen und Tiefen, Herausforderungen und Glücksmomente. Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen und ermutigen, anstatt uns mit negativen Kommentaren und Horrorszenarien zu entmutigen. Indem wir achtsam miteinander sprechen, einander zuhören und unsere Erfahrungen teilen, können wir eine Kultur der Unterstützung und des Verständnisses schaffen, in der sich alle Eltern wohl und geborgen fühlen. Denken wir daran: Elternschaft ist kein Wettbewerb im Unglücklichsein. Es geht darum, gemeinsam durch die Höhen und Tiefen zu gehen und voneinander zu lernen.

QUELLEN

parents.com

Lese auch