Es ist ein Phänomen, das wohl jede Mutter kennt: Auf dem Spielplatz, beim Elternabend oder sogar beim scheinbar harmlosen Kaffeekränzchen tauchen sie auf – die Angeber-Eltern. Stolz präsentieren sie die vermeintlichen Höchstleistungen ihrer Kinder, garniert mit einer Prise Selbstlob. Doch warum löst dieses Verhalten bei so vielen Müttern ein ambivalentes Gefühl zwischen Bewunderung und Irritation aus?
Die Inszenierung der perfekten Familie
Die sozialen Medien verstärken diesen Trend noch zusätzlich. Auf Instagram und Facebook präsentieren Eltern stolz ihre Sprösslinge, die scheinbar mühelos Bestnoten schreiben, sportliche Höchstleistungen erbringen oder musikalische Talente entfalten. Die Realität sieht oft anders aus, denn hinter der Fassade der Perfektion verbirgt sich nicht selten Stress, Druck und die Angst, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Der Vergleich mit anderen Eltern und ihren „perfekten“ Kindern kann zu einem Teufelskreis aus Selbstzweifeln und dem Bedürfnis nach Anerkennung führen. Dabei vergessen viele, dass jedes Kind einzigartig ist und seinen eigenen Weg geht – unabhängig von Noten, Auszeichnungen oder sportlichen Erfolgen.
Hinter vorgehaltener Hand tuschelt man, rollt mit den Augen oder entfacht hitzige Diskussionen in WhatsApp-Gruppen. Aber was steckt wirklich hinter diesem Phänomen? Und wie können Mütter lernen, gelassener mit diesen Selbstdarstellungen umzugehen, ohne sich selbst unter Druck zu setzen?
Die Psychologie hinter dem elterlichen Imponiergehabe ist vielschichtig. Oftmals verbirgt sich hinter dem zur Schau gestellten Stolz eine tiefe Unsicherheit. Eltern, die ständig die Erfolge ihrer Kinder betonen, suchen möglicherweise nach Bestätigung für ihre eigene Erziehungsleistung. Sie möchten zeigen, dass sie alles richtig machen und dass ihr Kind ein Spiegelbild ihres Engagements und ihrer Kompetenz ist.
Wenn der Stolz zur Bürde wird
Es beginnt oft schon im Babyalter. Im Krabbelkurs wird stolz verkündet, dass der eigene Nachwuchs bereits mit sechs Monaten die ersten Schritte macht, während andere Babys noch gemächlich auf dem Bauch liegen. Später, in der Grundschule, drehen sich die Gespräche um die besten Noten, die anspruchsvollsten Hobbys und die exklusivsten Förderprogramme. Der Erfolgsdruck wird immer größer, und die Kinder geraten in einen Strudel aus Erwartungen und Leistungszwang. Nicht selten leiden sie unter dem permanenten Vergleich mit anderen und entwickeln ein geringes Selbstwertgefühl.
Die ständige Zurschaustellung von Erfolgen kann auch eine Abwertung anderer Kinder bedeuten. Wenn Eltern unaufhörlich betonen, wie außergewöhnlich ihr Kind ist, implizieren sie indirekt, dass andere Kinder weniger talentiert oder weniger wertvoll sind. Dies kann zu Neid, Missgunst und einem vergifteten Klima zwischen den Eltern führen. Die Kinder spüren diese Spannungen und übernehmen nicht selten die negativen Verhaltensmuster ihrer Eltern.
Die wahre Kunst ist nicht, Druck zu erzeugen, sondern Vertrauen zu haben: dass der Nachwuchs gut so ist, wie er ist, und seinen Weg schon finden wird.
Der Vergleich als Stolperfalle
Die sozialen Medien verstärken diesen Effekt noch zusätzlich. Auf Instagram und Facebook präsentieren Eltern stolz ihre Sprösslinge, die scheinbar mühelos Bestnoten schreiben, sportliche Höchstleistungen erbringen oder musikalische Talente entfalten. Die Realität sieht oft anders aus, denn hinter der Fassade der Perfektion verbirgt sich nicht selten Stress, Druck und die Angst, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Der Vergleich mit anderen Eltern und ihren „perfekten“ Kindern kann zu einem Teufelskreis aus Selbstzweifeln und dem Bedürfnis nach Anerkennung führen. Dabei vergessen viele, dass jedes Kind einzigartig ist und seinen eigenen Weg geht – unabhängig von Noten, Auszeichnungen oder sportlichen Erfolgen.
Die Kölner Familienpsychologin Annika Rötters erklärt, dass solche Erzählungen psychologisch Sinn ergeben, da sie die Bindung zwischen Mutter und Kind stärken, wenn die Mutter überzeugt ist, ihr Kind sei etwas Besonderes. Allerdings erzeugt die Grundüberzeugung, dass das Kind immer besonders sein muss, Druck – sowohl für Eltern als auch für das Kind. Dies führt zu einem Kreislauf, in dem Eltern versuchen, die Einzigartigkeit ihres Kindes zu beweisen, was oft in übertriebener Prahlerei endet.
Strategien für einen entspannteren Umgang
Wie also können Mütter einen entspannteren Umgang mit Angeber-Eltern pflegen? Hier sind einige Strategien, die helfen können, sich dem Druck zu entziehen und den eigenen Weg zu finden:
- Gelassenheit bewahren:Versuchen Sie, sich nicht von den Erfolgsgeschichten anderer Eltern beeindrucken zu lassen. Erinnern Sie sich daran, dass jeder Mensch seine eigenen Stärken und Schwächen hat und dass Vergleiche oft unfair sind.
- Eigene Werte definieren:Überlegen Sie sich, was Ihnen wirklich wichtig ist bei der Erziehung Ihrer Kinder. Welche Werte möchten Sie vermitteln? Welche Fähigkeiten möchten Sie fördern? Wenn Sie Ihre eigenen Prioritäten kennen, können Sie sich besser von äußeren Einflüssen abgrenzen.
- Offene Kommunikation:Sprechen Sie mit anderen Müttern über Ihre Gefühle und Erfahrungen. Oftmals stellen Sie fest, dass Sie nicht allein sind mit Ihren Zweifeln und Unsicherheiten. Gemeinsam können Sie Strategien entwickeln, um den Druck zu reduzieren und sich gegenseitig zu unterstützen.
- Fokus auf die eigenen Stärken:Konzentrieren Sie sich auf die positiven Eigenschaften und Talente Ihrer Kinder. Fördern Sie ihre Interessen und unterstützen Sie sie dabei, ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Loben Sie sie für ihre Anstrengungen und ihren Fortschritt, nicht nur für ihre Erfolge.
- Selbstfürsorge:Vergessen Sie nicht, auch auf sich selbst zu achten. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen. Tanken Sie Kraft und Energie, um den Herausforderungen des Alltags gewachsen zu sein.
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Selbstdarstellung anderer Eltern oft weniger mit der Realität zu tun hat als vielmehr mit dem eigenen Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung. Anstatt sich davon unter Druck setzen zu lassen, können Mütter lernen, sich auf ihre eigenen Stärken und die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder zu konzentrieren.
Sieg und Stolz: Kinder und Erwachsene feiern ihren Erfolg mit Goldmedaillen um den Hals. Ein Symbol für Anstrengung und gemeinschaftlichen Erfolg.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vorbildfunktion der Eltern. Wenn Kinder erleben, dass ihre Eltern sich selbst akzeptieren und ihre eigenen Stärken wertschätzen, entwickeln sie ein gesundes Selbstwertgefühl und lernen, mit ihren Schwächen umzugehen. Sie werden weniger anfällig für den Vergleich mit anderen und können ihren eigenen Weg gehen, ohne sich von äußeren Erwartungen unter Druck setzen zu lassen.
Familienpsychologin Annika Rötter bringt noch einen interessanten Gedanken ins Spiel: „Eine Mutter, die so über ihr Kind spricht, erzählt sich das auch immer selbst. Es ist eine Art Selbstvergewisserung vor Publikum. Und wenn uns das als Publikum wütend macht, dann möglicherweise, weil wir das Gefühl haben, dass die Aufwertung ihres Kindes eine Abwertung unseres Kindes oder gar von uns selbst bedeutet.“
Die Rückfrage als probates Mittel
Anstatt sich von den Prahlereien anderer Eltern einschüchtern zu lassen, kann es hilfreich sein, gezielte Rückfragen zu stellen. Fragen Sie nach, wie viel Zeit und Mühe die vermeintlichen Erfolge tatsächlich gekostet haben. Oder erkundigen Sie sich nach den Herausforderungen und Schwierigkeiten, die auf dem Weg dorthin überwunden werden mussten. Oftmals entlarven solche Fragen die Fassade der Perfektion und zeigen, dass auch hinter glänzenden Erfolgen harte Arbeit und Entbehrungen stecken.
Eine andere Möglichkeit ist, humorvoll zu reagieren und die Aussagen der Angeber-Eltern mit einem Augenzwinkern zu kommentieren. Dies kann die Situation entschärfen und den Druck aus dem Gespräch nehmen. Wichtig ist, dass Sie sich nicht auf das Niveau der Selbstdarstellung herablassen, sondern Ihre eigene Gelassenheit und Souveränität bewahren.
Letztendlich ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass jedes Kind einzigartig ist und seinen eigenen Weg geht. Anstatt sich von den Erfolgen anderer blenden zu lassen, sollten Eltern sich auf die individuellen Bedürfnisse und Talente ihrer Kinder konzentrieren und sie dabei unterstützen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Denn wahre Stärke liegt nicht in der Selbstdarstellung, sondern in der Fähigkeit, sich selbst und andere anzunehmen – mit all ihren Stärken und Schwächen.
Fazit: Gelassenheit und Vertrauen als Schlüssel zum Erfolg
Die Begegnung mit Angeber-Eltern ist ein Phänomen, das viele Mütter kennen und das oft ambivalente Gefühle auslöst. Hinter der zur Schau gestellten Perfektion verbirgt sich jedoch häufig Unsicherheit und der Wunsch nach Anerkennung. Um sich dem Druck zu entziehen, ist es wichtig, Gelassenheit zu bewahren, die eigenen Werte zu definieren und den Fokus auf die individuellen Stärken der Kinder zu richten. Offene Kommunikation und Selbstfürsorge sind weitere wichtige Bausteine für einen entspannten Umgang mit diesem Phänomen. Anstatt sich von den Erfolgen anderer blenden zu lassen, sollten Eltern ihren Kindern Vertrauen schenken und sie dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden. Denn wahre Stärke liegt nicht in der Selbstdarstellung, sondern in der Fähigkeit, sich selbst und andere anzunehmen – mit all ihren Stärken und Schwächen. So können Mütter ihren Kindern ein gesundes Selbstwertgefühl vermitteln und sie vor dem Leistungsdruck der Gesellschaft schützen. Und ganz nebenbei auch selbst gelassener und zufriedener durchs Leben gehen.
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