Geschlechtsidentität verstehen: So unterstützt du dein Kind

Die Welt der Geschlechtsidentität ist vielfältig und manchmal schwer zu durchschauen. Besonders für Eltern, die sich bisher wenig mit dem Thema auseinandergesetzt haben, können Begriffe wie transgender, nicht-binär oder genderfluid zunächst einmal Fragezeichen hervorrufen. Doch gerade wenn das eigene Kind sich mit seiner Geschlechtsidentität auseinandersetzt, ist es wichtig, offen zu sein und sich zu informieren. Es geht darum, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem sich Kinder und Jugendliche verstanden und akzeptiert fühlen können.

Ein sicherer Hafen in stürmischen Zeiten

Stell dir vor, dein Kind kommt zu dir und erzählt, dass es sich nicht mit dem Geschlecht identifiziert, das ihm bei der Geburt zugewiesen wurde. Vielleicht ist es ein Mädchen, das sich innerlich als Junge fühlt, oder ein Junge, der sich weder als Junge noch als Mädchen einordnen kann. Für viele Eltern ist das ein Moment, der Unsicherheit und vielleicht sogar Angst auslöst. Aber es ist auch eine Chance, die Beziehung zu deinem Kind zu vertiefen und ihm zu zeigen, dass du für es da bist, egal was passiert.

Es ist ein bisschen wie bei einem Leuchtturm. Dein Kind befindet sich auf einer stürmischen See, voller Unsicherheiten und Herausforderungen. Als Elternteil kannst du der Leuchtturm sein, der ihm den Weg weist und ihm hilft, sicher durch die Nacht zu navigieren. Das bedeutet nicht, dass du alle Antworten haben musst. Es bedeutet vielmehr, dass du bereit bist, zuzuhören, zu lernen und dein Kind bedingungslos zu unterstützen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechtsidentität ein Prozess ist, der Zeit braucht. Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern nur den individuellen Weg jedes Einzelnen. Und als Elternteil kannst du diesen Weg begleiten, indem du dich informierst, offen bist und deinem Kind zeigst, dass du es liebst, so wie es ist.

Gender Identity Begriffe

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Die Bedeutung von Akzeptanz und Unterstützung

Die Unterstützung von Eltern und Schulen spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden von trans und nicht-binären Kindern und Jugendlichen. Hershel T. Russell, ein Psychotherapeut, Aktivist und selbst nicht-binärer Transmann, betont: „Trans und nicht-binäre Kinder und Jugendliche, die von ihren Eltern und Schulen gut unterstützt werden, entwickeln sich genauso gut wie jede andere Gruppe von Kindern. Diejenigen, die nicht unterstützt werden, haben oft Schwierigkeiten, damit umzugehen. Depressionen, Angstzustände, Unfähigkeit, Freunde zu finden, Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten und hohe Suizidalität sind häufige Folgen, die hätten vermieden werden können.“

Diese Worte sind eindrücklich und zeigen, wie wichtig es ist, als Elternteil ein offenes Ohr zu haben und Unterstützung anzubieten. Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, in der sich dein Kind sicher und akzeptiert fühlt, in der es seine Identität erkunden und entfalten kann, ohne Angst vor Ablehnung oder Diskriminierung haben zu müssen. Das bedeutet auch, sich mit anderen Eltern und Fachleuten auszutauschen, um sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. Gemeinsam können wir eine Gesellschaft schaffen, in der Vielfalt geschätzt wird und jedes Kind die Möglichkeit hat, sein volles Potenzial zu entfalten.

Manchmal kann es auch hilfreich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Therapeuten oder Berater, die auf Geschlechtsidentität spezialisiert sind, können sowohl dem Kind als auch den Eltern helfen, den Prozess besser zu verstehen und zu bewältigen. Sie können auch Strategien entwickeln, um mit möglichen Herausforderungen umzugehen, wie zum Beispiel Diskriminierung oder Mobbing.

Es ist von unschätzbarem Wert, wenn Eltern ihren Kindern den Rücken stärken und ihnen versichern, dass sie geliebt und akzeptiert werden, egal wie sie sich identifizieren.

Ein Glossar der Geschlechtsidentität

Um dein Kind besser verstehen und unterstützen zu können, ist es hilfreich, sich mit einigen grundlegenden Begriffen der Geschlechtsidentität vertraut zu machen. Hier sind einige Definitionen, die dir den Einstieg erleichtern sollen:

  • Zugewiesenes Geschlecht bei der Geburt: Bei der Geburt wird einem Kind aufgrund seiner körperlichen Merkmale (Genitalien) das Geschlecht männlich („M“) oder weiblich („F“) zugewiesen. Es ist wichtig zu betonen, dass das zugewiesene Geschlecht nicht immer mit der Geschlechtsidentität einer Person übereinstimmt.
  • Cisgender: Eine Person, die sich mit dem Geschlecht identifiziert, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde, wird als cisgender bezeichnet.
  • Transgender: Eine Person, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde, wird als transgender bezeichnet.
  • Nicht-binär: Eine Person, die sich weder als ausschließlich männlich noch als ausschließlich weiblich identifiziert, wird als nicht-binär bezeichnet. Nicht-binäre Menschen können sich als eine Mischung aus beiden Geschlechtern, als etwas ganz anderes oder als gar kein Geschlecht identifizieren.
  • Neopronomen: Einige nicht-binäre Menschen verwenden Neopronomen, um ihre Geschlechtsidentität auszudrücken. Beispiele für Neopronomen sind xe/xer, ze/zim oder fae/faer.
  • Transition: Der Prozess, durch den eine trans Person ihr Leben an ihre Geschlechtsidentität anpasst. Die Transition kann soziale, rechtliche und medizinische Aspekte umfassen.
  • Soziale Transition: Die soziale Transition umfasst Veränderungen im Namen, Pronomen, Kleidung, Frisur und der Nutzung von Toiletten, die mit der Geschlechtsidentität übereinstimmen.
  • Rechtliche Transition: Die rechtliche Transition umfasst die Änderung des Namens und des Geschlechts auf offiziellen Dokumenten wie Pässen, Geburtsurkunden und Führerscheinen.
  • Medizinische Transition: Die medizinische Transition kann Hormontherapien oder Operationen umfassen, um den Körper an die Geschlechtsidentität anzupassen. Bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren werden in der Regel nur reversible Pubertätsblocker eingesetzt.
  • Genderfluid: Eine Person, die mehr als eine Geschlechtsidentität erlebt, in der Regel zu unterschiedlichen Zeiten.
  • Gender Creative: Auch bekannt als gender expansive, eine Person, die sich auf eine Weise ausdrückt, die traditionelle Geschlechterrollen und Stereotypen bricht.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Definitionen nur ein Ausgangspunkt sind. Die Geschlechtsidentität ist ein komplexes und individuelles Thema, und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, sie zu erleben und auszudrücken. Sei offen dafür, von deinem Kind und anderen zu lernen, und stelle neugierige, nicht wertende Fragen.

Die Verwendung der richtigen Pronomen ist ein Zeichen des Respekts und der Anerkennung. Wenn du dir unsicher bist, welche Pronomen eine Person verwendet, frage einfach nach. Es ist besser, nachzufragen, als falsche Pronomen zu verwenden und die Person zu verletzen.

Die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten ist ein Spiegelbild der Vielfalt der menschlichen Erfahrung. Indem wir uns informieren, offen sind und einander respektieren, können wir eine Gesellschaft schaffen, in der sich jeder Mensch wohl und akzeptiert fühlt, so wie er ist.

5 Wege, wie du dein Kind unterstützen kannst

Die Reise deines Kindes zu begleiten, erfordert Einfühlungsvermögen, Geduld und die Bereitschaft, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Hier sind fünf konkrete Wege, wie du dein Kind unterstützen kannst, während es seine Geschlechts- oder sexuelle Identität erkundet:

  1. Schaffe einen offenen und sicheren Raum: Ermutige dein Kind, offen über seine Gefühle und Gedanken zu sprechen. Zeige ihm, dass du für es da bist, ohne zu urteilen oder zu verurteilen.
  2. Informiere dich: Lerne die verschiedenen Begriffe und Konzepte rund um Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung kennen. Je besser du informiert bist, desto besser kannst du dein Kind verstehen und unterstützen.
  3. Verwende die richtigen Pronomen und den gewählten Namen: Achte darauf, die Pronomen und den Namen zu verwenden, die dein Kind bevorzugt. Das ist ein einfacher, aber wichtiger Weg, um Respekt und Anerkennung zu zeigen.
  4. Unterstütze dein Kind bei der sozialen Transition: Wenn dein Kind sich für eine soziale Transition entscheidet, unterstütze es bei der Wahl seiner Kleidung, Frisur und seines Namens. Hilf ihm, eine unterstützende Gemeinschaft zu finden.
  5. Suche professionelle Hilfe: Wenn du oder dein Kind Schwierigkeiten haben, mit der Situation umzugehen, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Therapeuten oder Berater, die auf Geschlechtsidentität spezialisiert sind, können wertvolle Unterstützung bieten.

Fazit

Die Auseinandersetzung mit der Geschlechtsidentität ist ein Thema, das viele Eltern vor neue Herausforderungen stellt. Es ist wichtig, sich zu informieren, offen zu sein und dem Kind zu zeigen, dass man es liebt und akzeptiert, so wie es ist. Die Unterstützung von Eltern und Schulen spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden von trans und nicht-binären Kindern und Jugendlichen. Indem wir eine Umgebung schaffen, in der sich Kinder sicher und akzeptiert fühlen, können wir ihnen helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Es ist ein Zeichen des Respekts und der Anerkennung, die richtigen Pronomen zu verwenden und den gewählten Namen zu akzeptieren. Die Reise deines Kindes zu begleiten, erfordert Einfühlungsvermögen, Geduld und die Bereitschaft, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Gemeinsam können wir eine Gesellschaft schaffen, in der Vielfalt geschätzt wird und jedes Kind die Möglichkeit hat, sein volles Potenzial zu entfalten.

QUELLEN

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