Die rosigen Wangen des Nachwuchses, das unbeschwerte Lachen – als Mutter möchte man die kleinen Schätze beschützen, bewahren vor allem Übel dieser Welt. Doch die Nachrichten überschlagen sich: Klimakatastrophen häufen sich, Stürme wüten heftiger, Dürren legen ganze Landstriche lahm. Die erschreckende Prognose: Unsere Kinder werden dreimal so viele Klimaextreme erleben wie ihre Großeltern. Fast jedes Kind ist bereits jetzt von einer Umweltkatastrophe bedroht, jedes dritte sogar von vieren oder mehr. Da beschleicht einen dieses nagende Gefühl der Ohnmacht, die Klimaangst.
Klimaangst? Nicht mit uns!
Aber was tun, wenn die Sorge um die Zukunft der eigenen Kinder zur bleiernen Last wird? Wenn Klimaangst den Alltag überschattet? Aufgeben ist keine Option! Denn es gibt Hoffnung, und zwar von genau den Menschen, die sich am besten mit der Problematik auskennen: Klimawissenschaftler:innen. Und was noch besser ist: Viele von ihnen sind selbst Eltern und kennen die Zerrissenheit zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und mütterlicher Sorge nur zu gut. Sie haben Strategien entwickelt, um mit der Klimaangst umzugehen – und sie mit uns geteilt.
Wir haben uns umgehört und die besten Tipps und Strategien für Mütter zusammengetragen, die sich aktiv gegen die Klimaangst stemmen und ihren Kindern eine lebenswerte Zukunft ermöglichen wollen. Denn eines ist klar: Panik hilft niemandem. Aber informierte Entscheidungen, gemeinsames Handeln und eine gehörige Portion Optimismus können Berge versetzen.
Handeln statt Hadern: Werde aktiv!
Catherine Coleman Flowers, Aktivistin für Umwelt- und Klimagerechtigkeit und selbst Mutter, rät, aktiv zu werden: „Eine der Sachen, die mir geholfen hat, mit meiner Angst als Mutter angesichts des Klimawandels umzugehen, ist das Handeln.“ Es gehe darum, eine Rolle bei der Bewältigung der Krise zu finden. Wichtig sei, sich nicht von der Arbeit überwältigen zu lassen, sondern innezuhalten, durchzuatmen und herauszufinden, wie man handeln kann, ohne sich zu überlasten. Nicht jede:r könne eine große Kampagne planen, aber jede:r könne im eigenen Umfeld aktiv werden. Das kann die Verbesserung der Luft- oder Wasserqualität sein, der Kampf gegen Überschwemmungen oder für eine nachhaltige Infrastruktur. Wichtig sei, dass Eltern selbst am besten wüssten, was ihre Gemeinde brauche, und ihre begrenzten zeitlichen Ressourcen entsprechend einsetzen könnten. Das fängt beim Wählen an und geht über das Schreiben von Briefen an politische Entscheidungsträger:innen, um Klimagerechtigkeit für alle zu fordern.
Es gibt keine Schablone für das Handeln. Wichtig sei, einfach anzufangen und bereit zu sein, zu lernen. Auch wenn man manchmal den Kurs ändern müsse, bringe jeder Schritt einen in die richtige Richtung. Catherine Coleman Flowers selbst hat beispielsweise ein Buch und mehrere Meinungsartikel geschrieben, politische Vorschläge gemacht und die Geschichten betroffener Familien erzählt. All das wäre nicht passiert, wenn sie nicht den ersten Schritt getan hätte.
Ein schönes Beispiel für aktives Handeln im Kleinen ist auch die Idee des „Urban Gardening“: Gemeinsam mit den Kindern den eigenen Balkon oder Garten in eine kleine grüne Oase verwandeln, Gemüse anbauen, Kräuter ziehen, die Natur beobachten. Das stärkt nicht nur das Bewusstsein für die Umwelt, sondern auch den Zusammenhalt in der Familie und schenkt Erfolgserlebnisse, die Mut machen.
„Wir müssen handeln, um nicht in Verzweiflung zu versinken. Jeder Schritt, egal wie klein, ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Nicht schweigen, sondern reden: Aufklären und informieren!
Melissa Burt, Atmosphärenwissenschaftlerin und Mitbegründerin von Science Moms, plädiert dafür, das Gespräch zu suchen und andere aufzuklären. Sie selbst habe in Gesprächen mit anderen Müttern festgestellt, wie wenig viele über den Klimawandel wüssten. Durch einfache Fragen habe sie diese Frauen jedoch zum Nachdenken angeregt und den Wunsch geweckt, sich zu informieren. Das habe sie motiviert, Science Moms zu gründen, eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Müttern, die die Öffentlichkeit über den Klimawandel informieren und zum Handeln anregen wollen. Ihrer Meinung nach sollten alle Eltern solche Gespräche führen, um andere aufzuklären und Schuldgefühle oder Ängste abzubauen. Science Moms stellt Eltern Ressourcen zur Verfügung, um die Dringlichkeit des Klimaproblems zu verstehen und Maßnahmen zu ergreifen.
Als Schwarze Frau möchte Melissa Burt auch, dass Menschen wie sie verstehen, dass der Klimawandel sie betrifft, da People of Color unverhältnismäßig stark betroffen sind. Sie möchte Mütter of Color, insbesondere Schwarze Mütter, wissen lassen, dass sie sie und ihre Kinder anspricht. Alle hätten eine Stimme, die es verdiene, gehört zu werden. Der Umgang mit Zukunftsängsten bestehe darin, diese Stimmen zu nutzen – was jedoch nicht möglich sei, wenn man das Problem nicht kenne.
Und genau hier können wir als Mütter ansetzen: Wir können uns informieren, uns weiterbilden, uns ein eigenes fundiertes Bild von der Lage machen. Und dann können wir unser Wissen weitergeben, im Freundeskreis, in der Familie, in der Schule unserer Kinder. Wir können zu Multiplikatorinnen werden, die andere für das Thema sensibilisieren und zum Handeln bewegen.
Gemeinsam sind wir stark: Denk größer als dich selbst!
Katharine Hayhoe, Klimawissenschaftlerin und ebenfalls Mitbegründerin von Science Moms, rät, den Klimawandel nicht als separates Problem zu betrachten, sondern als etwas, das alle Bereiche unseres Lebens betrifft: die Zukunft unserer Kinder, die Luft, die sie atmen, die Sicherheit unseres Zuhauses. Es sei wichtig, anzuerkennen, dass schwierige Gefühle wie Angst, Furcht oder Überforderung angesichts des Klimawandels völlig natürlich seien. Anstatt sich von diesen Gefühlen lähmen zu lassen, könne man sie jedoch nutzen, um sich zu motivieren. Handeln sei das beste Mittel gegen Verzweiflung. Eltern hätten eine laute Stimme, die sie nutzen könnten, um sich für Maßnahmen in der Schule ihrer Kinder, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft oder in der Kirche einzusetzen. Wichtig sei, dort anzufangen, wo man ist, und sich zu Wort zu melden.
Gemeinsames Handeln sei das Einzige, was in der modernen Gesellschaft jemals große gesellschaftliche Veränderungen bewirkt habe. Wir müssten den Klimawandel gemeinsam angehen und uns daran erinnern, dass wir Teil von Gruppen sind, die größer sind als wir selbst. Wenn wir zusammenarbeiten und unsere Stimme erheben, um Veränderungen zu fordern, können wir die Welt verändern.
Das bedeutet auch, sich zu vernetzen, Mitstreiter:innen zu suchen, sich in Initiativen zu engagieren. Denn gemeinsam sind wir stärker, gemeinsam können wir etwas bewegen. Ob es die Unterschrift unter eine Petition ist, die Teilnahme an einer Demonstration oder die Unterstützung einer lokalen Umweltgruppe – jede:r kann einen Beitrag leisten.
Gemeinsam Gärtnern, gemeinsam Zukunft gestalten: Eltern und Kinder pflanzen Hoffnung in einer Zeit des Klimawandels.
Nicht verdrängen, sondern fühlen: Hilf deinen Kindern, damit umzugehen!
Lise Van Susteren, Psychiaterin und Autorin, empfiehlt, mit Kindern über den Klimawandel zu sprechen und dabei die drei L zu beachten: Zuhören, Lernen und Hebeln. Zuerst solle man zuhören, was das Kind über die Umwelt, Naturkatastrophen oder die Auswirkungen des Klimawandels auf Tiere sagt. Dann solle man die ausgedrückte Emotion bestätigen und weitere Informationen über das angesprochene Thema einholen, um dem Kind besser helfen zu können, es zu verstehen. Wenn ein Kind beispielsweise gehört habe, dass Tiere aufgrund des Klimawandels aussterben, und Angst habe, dass der eigene Hund sterben werde, könne man beruhigend erklären, dass es anderen Tieren auf der Welt schlechter geht und wir diese schützen müssen.
Der wichtigste Aspekt sei das Hebeln, also das Ergreifen von Maßnahmen. Man könne dem Kind erklären, was die Familie bereits tut, um den Klimawandel zu bekämpfen, beispielsweise eine pflanzliche Ernährung oder Recycling. Man könne dem Kind aber auch erklären, dass der Klimawandel zwar ein Problem ist, wir aber auch handlungsfähig sind und etwas dagegen tun können. Man könne dem Kind erklären, dass man aufgrund seiner Bedenken gemeinsam etwas Neues unternehmen werde. Es gehe darum, dem Kind das Gefühl zu geben, Teil einer Gemeinschaft zu sein und zum Gemeinwohl beizutragen. Auch wenn manche sagen würden, dass die Handlungen eines Einzelnen keinen Unterschied machen, zähle das, was wir gemeinsam tun. Und unsere kollektiven Aktionen würden sich summieren.
Auch hier gilt: Vorleben ist besser als Predigen. Wenn wir unseren Kindern zeigen, dass wir selbst Wert auf Nachhaltigkeit legen, dass wir uns für den Umweltschutz engagieren, dass wir bewusste Konsumentscheidungen treffen, dann prägen wir sie nachhaltig. Und wir geben ihnen das Gefühl, dass sie selbst etwas bewirken können.
Nicht alleine kämpfen, sondern reden: Sprich mit jemandem über deine Ängste!
Elizabeth Allured, Psychologin und Co-Präsidentin der Climate Psychology Alliance North America, betont, dass Eltern zuerst ihre eigenen Gefühle in Bezug auf die Klimakrise verarbeiten müssten. Eltern könnten eine große Bandbreite an Emotionen erleben: Angst, Schuld, Trauer. Um diese Gefühle zu ordnen, brauche man jemanden, der einem zuhört: einen Partner, einen Freund, ein erwachsenes Familienmitglied. Idealerweise jemanden, der einfühlsam ist und einem helfen kann, schwierige Gefühle zu tolerieren. Es sei sehr schmerzhaft, Angst allein zu fühlen, aber wenn man wisse, dass jemand bereit ist zuzuhören, werde es etwas weniger beängstigend. Wichtig sei, zuerst zu fragen, ob diese Person bereit ist, die eigenen Ängste anzuhören. Wenn ja, solle man sie bitten, nicht zu antworten, sondern nur zuzuhören und zu versuchen, einen zu verstehen.
Beratung und Psychotherapie unterstützen die Annahme, dass sich der Stresslevel einer Person verringert, wenn sie sich gehört und verstanden fühlt. Wenn die Gefühle jedoch zu intensiv werden, um von einem Laienhelfer unterstützt zu werden, könne man einen Klimateherapeuten im Verzeichnis auf der Website climatepsychology.us finden. Der Bedarf wachse, da immer mehr Menschen über Gefühle der Verzweiflung angesichts des Klimawandels berichten und extreme Wetterereignisse Tausende mit posttraumatischem Stress zurücklassen. Es gebe Psychotherapeut:innen, die darin ausgebildet sind, die emotionalen Auswirkungen der Klimakrise zu verstehen, und Menschen nicht für ihre Gefühle von Not pathologisieren. Der Umgang mit diesem sehr schwierigen Thema sei kein einfacher, eintägiger Prozess. An manchen Tagen könne man sich hoffnungslos fühlen. Aber an anderen Tagen könne man das Gefühl haben, dass wir Fortschritte machen und dass weitere Fortschritte auf dem Weg sind.
Es ist wichtig, sich einzugestehen, dass Klimaangst eine normale Reaktion auf eine bedrohliche Situation ist. Und es ist wichtig, sich Hilfe zu suchen, wenn man alleine nicht mehr damit klarkommt. Es gibt mittlerweile viele Angebote für Menschen, die unter Klimaangst leiden, von Selbsthilfegruppen über Online-Foren bis hin zu professioneller psychologischer Betreuung.
Nicht perfekt, sondern gut genug: Tu, was du kannst – das ist genug!
Thomas Doherty, Psychologe und Spezialist für die Anwendung von Umweltperspektiven auf die psychische Gesundheit, erinnert an das Konzept des „guten genug Elternseins“, bei dem man nicht perfekt sein müsse, sondern nur gut genug. Und wenn man das sei, würden die Kinder in Ordnung sein. Man könne sich vorstellen, was gutes genug Elternsein in Bezug auf die Umwelt bedeute. Welche Veränderungen können wir als Eltern vornehmen, die auch in unserer Macht stehen? Dinge wie: Wie viele Autos sollten wir besitzen? Haben wir eine elektrische oder Gasheizung? Haben wir effiziente Geräte? Wie viele Kinder werden wir haben?
Er möchte, dass Eltern in Bezug auf den Klimawandel ihr Bestes geben, aber es sei auch wichtig, die Menschen nicht mit einer unfairen Verantwortung zu belasten. Eltern können nur die Maßnahmen ergreifen, die in ihrer Macht stehen, und manchmal besteht die einzige verfügbare Maßnahme darin, das Problem einfach zu bezeugen. Ein Auslöser für Umweltängste sei das Gefühl von Menschen, unzulänglich zu sein, als würden sie nicht genug tun. Wir müssen vorsichtig sein mit diesem Drängen nach persönlicher Verantwortung. Der Klimawandel ist ein systemisches Problem. Wir würden Eltern nicht sagen, sie sollen die Brücken in unserer Stadt reparieren. Das wäre absurd. Wir erwarten, dass die Regierung das tut. Wir müssen also darüber nachdenken, wie wir Menschen wählen können, die das tun, was wir brauchen.
Eines der stärksten Dinge, die er Eltern sagen kann, ist, dass es auch angesichts der düsteren Szenarien, die vorhergesagt werden, in der Zukunft gute Tage geben wird. Es wird schlechte Tage geben: Katastrophen, Brände, Überschwemmungen. Aber das bedeutet nicht, dass es keine sonnigen, guten Tage für uns und unsere Familien geben wird. Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat es immer beide Arten von Tagen gegeben. Das wird sich nicht ändern.
Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass wir alles alleine schaffen müssen. Wir müssen uns eingestehen, dass wir nicht perfekt sein können. Und wir müssen uns daran erinnern, dass jeder kleine Schritt zählt, dass jede bewusste Entscheidung einen Unterschied macht. Ob es der Verzicht auf Plastiktüten ist, der Kauf regionaler Produkte oder die Unterstützung einer nachhaltigen Initiative – alles trägt dazu bei, die Welt ein Stückchen besser zu machen.
Ein Funken Hoffnung: Es gibt auch gute Nachrichten!
Es gibt sie, die kleinen Lichtblicke am Horizont, die Mut machen und zeigen, dass sich etwas bewegt:
- Fossile Brennstoffe sind nicht mehr das Maß aller Dinge: Fluggesellschaften setzen auf nachhaltige Treibstoffe, Städte verbieten Erdgas in Neubauten, Bundesstaaten fördern emissionsfreie Lkw.
- Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung wird verstärkt: Gesetze verpflichten zur Kompostierung von Lebensmittelabfällen und zur Spende unverkaufbarer, aber essbarer Lebensmittel an Tafeln.
- Erneuerbare Energien werden immer weiter verbreitet: Solarenergieprojekte versorgen Hunderttausende Haushalte mit Strom.
- Emissionen werden reduziert: Automobilhersteller stellen auf emissionsfreie Fahrzeuge um, Klima-Tech-Start-ups erhalten Rekordkapital.
- Das Bewusstsein für die Problematik wächst: Filme und Studien zeigen, dass sich immer mehr Menschen mit dem Klimawandel auseinandersetzen.
Diese Erfolge zeigen, dass wir nicht machtlos sind, dass wir etwas bewirken können. Sie sind ein Ansporn, weiterzumachen, sich weiter zu engagieren, sich nicht entmutigen zu lassen.
Fazit: Klimaangst? Wir machen das Beste draus!
Klimaangst ist real, sie ist verständlich, und sie darf nicht ignoriert werden. Aber sie darf uns auch nicht lähmen. Wir als Mütter haben eine besondere Verantwortung, unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Und wir haben die Kraft, etwas zu verändern. Indem wir uns informieren, uns engagieren, uns vernetzen, mit unseren Kindern sprechen und unsere Ängste teilen, können wir die Klimaangst in positive Energie umwandeln. Wir können zu Vorbildern werden, die zeigen, dass es sich lohnt, für eine bessere Welt zu kämpfen. Denn auch wenn die Herausforderungen groß sind, die Chancen sind es auch. Packen wir es an!
parents.com