Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Mütter ein Drahtseilakt. Zwischen Windelwechseln, Elterngesprächen und Karriereambitionen bleibt oft wenig Zeit für die eigenen Bedürfnisse. Doch was passiert, wenn die Schwangerschaft zum Stolperstein im Job wird? Wenn der erwartete Muttersegen plötzlich in Existenzangst umschlägt?
Wenn die Schwangerschaft zur Kündigungsgrund wird
Es ist ein Szenario, das leider viel zu oft Realität wird: Eine Frau erfährt von ihrer Schwangerschaft und freut sich auf die kommende Zeit. Doch die Freude währt oft nicht lange, denn im Job drohen plötzlich dunkle Wolken aufzuziehen. Eine Umstrukturierung hier, eine Stellenstreichung da – und plötzlich steht die werdende Mutter vor dem Nichts. So erging es auch einer jungen Frau, die als Redaktionsleiterin bei einem bekannten Medienunternehmen arbeitete. Voller Tatendrang und mit großen Zielen vor Augen hatte sie bei Vertragsverhandlungen alles bedacht – nur nicht den Mutterschutz. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellen sollte. Denn als sie wenige Monate später ihre Schwangerschaft verkündete, folgte der Schock: Das Unternehmen hatte keine offizielle Mutterschutzrichtlinie. Statt Unterstützung und Verständnis erntete sie lediglich Achselzucken und hilflose Blicke. Und es kam noch schlimmer: Wenige Wochen später wurde sie im sechsten Monat schwanger entlassen.
Arbeitende Eltern: Rechte
Die Kündigung traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Wer würde eine Frau einstellen, die kurz vor der Entbindung steht? Und wie sollte sie die Zeit bis zum Mutterschutz überbrücken? Sie entschied sich für den Weg in die Selbstständigkeit, doch auch das war kein Zuckerschlecken. Der Kampf um Aufträge, die ständige Angst vor finanzieller Unsicherheit und der Druck, kurz vor der Entbindung Höchstleistungen zu erbringen, zehrten an ihren Kräften. Ihr „Mutterschutz“ dauerte ganze drei Tage – so lange lag sie nach dem Notkaiserschnitt im Krankenhaus. Danach hieß es: zurück an die Arbeit, denn das Baby brauchte schließlich Windeln und Milch. Sie war mit dieser Erfahrung nicht allein, wie wir später noch sehen werden.
Das Recht auf Mutterschutz: Mehr als nur eine Formalie
In Deutschland ist der Mutterschutz gesetzlich geregelt. Er soll werdende und stillende Mütter vor Gefahren am Arbeitsplatz, Überlastung und finanziellen Einbußen schützen. Doch die Realität sieht oft anders aus. Viele Frauen wissen nicht um ihre Rechte oder scheuen sich, diese einzufordern. Und so kommt es immer wieder vor, dass Arbeitgeber die Schwangerschaft als Vorwand nutzen, um unliebsame Mitarbeiterinnen loszuwerden. „Es ist wichtig, dass Frauen ihre Rechte kennen und sich nicht scheuen, diese einzufordern“, betont Arbeitsrechtlerin Dr. Anna Schmidt. „Denn der Mutterschutz ist mehr als nur eine Formalie. Er ist ein wichtiger Baustein für die Gleichstellung von Frauen im Berufsleben.“
Die Geschichte von Maia*, deren Name aufgrund eines laufenden Rechtsstreits geändert wurde, verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich seiner Rechte bewusst zu sein. Frisch schwanger und voller Hoffnung auf einen neuen Job, verschwieg sie ihre Schwangerschaft zunächst im Vorstellungsgespräch. Ein riskantes Spiel, doch sie wollte die Ergebnisse wichtiger Tests abwarten. Als sie die Zusage erhielt, war sie erleichtert und teilte ihrem neuen Chef kurz darauf die freudige Nachricht mit. Doch statt Glückwünschen und Unterstützung erntete sie Ablehnung und Schikane. Ihre Aufgaben wurden reduziert, Meetings abgesagt und schließlich wurde sie unter fadenscheinigen Gründen gekündigt. Maia wusste, dass sie aufgrund ihrer Schwangerschaft entlassen wurde und klagte gegen ihren Arbeitgeber. Ein langer und steiniger Weg, doch sie wollte ein Zeichen setzen und anderen Frauen Mut machen.
„Jedes Mal, wenn du auf etwas hinweist, das in deinen Rechten liegt, hilfst du nicht nur dir selbst, sondern auch allen um dich herum, die aus irgendeinem Grund nicht in der Lage sind, sich in dem Maße zu äußern, wie du es tust.“
Lauren Brody, Autorin von „The Fifth Trimester“ und Mitbegründerin von Chamber of Mothers, ermutigt berufstätige Mütter, die Situation als Chance zu sehen. „Jedes Mal, wenn du auf etwas hinweist, das in deinen Rechten liegt, hilfst du nicht nur dir selbst, sondern auch allen um dich herum, die aus irgendeinem Grund nicht in der Lage sind, sich in dem Maße zu äußern, wie du es tust“, sagt sie. „Und du hilfst wahrscheinlich deinem Arbeitgeber, entweder das Gesetz einzuhalten oder fortschrittlicher zu sein – beides macht ihn zu einem attraktiveren und profitableren Arbeitgeber.“
Deine Rechte als werdende Mutter: Ein Überblick
Obwohl jede Situation einzigartig ist, gibt es einige grundlegende Rechte, die jede werdende Mutter kennen sollte:
- Mutterschutzgesetz: Es schützt werdende und stillende Mütter vor Gefahren am Arbeitsplatz, Überlastung und finanziellen Einbußen.
- Kündigungsschutz: Während der Schwangerschaft und bis zum Ablauf von vier Monaten nach der Entbindung besteht ein besonderer Kündigungsschutz.
- Mutterschaftsgeld: Werdende Mütter erhalten während des Mutterschutzes Mutterschaftsgeld von der Krankenkasse und einen Zuschuss vom Arbeitgeber.
- Elternzeit: Nach der Geburt haben Eltern Anspruch auf Elternzeit, um sich um ihr Kind zu kümmern.
- Diskriminierungsschutz: Schwangere und Mütter dürfen aufgrund ihrer Schwangerschaft oder Mutterschaft nicht benachteiligt werden.
Es ist wichtig zu wissen, dass die genauen Bestimmungen je nach Bundesland und Unternehmen variieren können. Daher ist es ratsam, sich frühzeitig über die individuellen Rechte und Pflichten zu informieren.
Was du konkret tun kannst
Die Gesetzeslage kann komplex sein, aber es gibt einige konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deine Rechte zu wahren:
- Informiere dich: Kenne deine Rechte und Pflichten als werdende Mutter. Nutze Beratungsangebote und informiere dich über die aktuelle Gesetzeslage in deinem Bundesland.
- Sprich mit deinem Arbeitgeber: Suche frühzeitig das Gespräch mit deinem Arbeitgeber und kläre alle wichtigen Fragen rund um Mutterschutz, Elternzeit und Wiedereinstieg.
- Dokumentiere alles: Führe ein Protokoll über alle Gespräche und Vereinbarungen mit deinem Arbeitgeber. Sammle Beweise, falls du dich diskriminiert fühlst.
- Suche dir Unterstützung: Wende dich an eine Beratungsstelle, eine Gewerkschaft oder einen Anwalt, wenn du dich überfordert fühlst oder rechtliche Unterstützung benötigst.
- Sei mutig: Scheue dich nicht, deine Rechte einzufordern und dich gegen Diskriminierung zu wehren. Du bist nicht allein!
Es ist verständlich, dass viele Frauen Angst vor negativen Konsequenzen haben, wenn sie ihre Rechte einfordern. Doch es ist wichtig zu betonen, dass Diskriminierung aufgrund von Schwangerschaft oder Mutterschaft illegal ist. Und es gibt viele Menschen und Organisationen, die dich unterstützen können. Denk daran: Du bist nicht allein! Deine Geschichte kann anderen Frauen Mut machen und dazu beitragen, dass sich die Arbeitsbedingungen für werdende und stillende Mütter verbessern!
Es ist unerlässlich, sich über die Gesetze des eigenen Bundeslandes zu informieren, da diese stark variieren können. Daphne Delvaux, Esq., eine Anwältin für Arbeitsrecht und Gründerin von Mamattorney, betont die Bedeutung der Eigenrecherche, da Unternehmensrichtlinien nicht immer mit den Gesetzen übereinstimmen. Sie empfiehlt, sich proaktiv beim Arbeitgeber nach den eigenen Rechten zu erkundigen. Zudem ist es ratsam, sich über die bundesweiten Gesetze, wie den Americans with Disabilities Act (ADA), zu informieren, der auch während oder nach der Schwangerschaft greifen kann, um beispielsweise flexible Arbeitszeiten oder zusätzliche Pausen zu ermöglichen.
Fazit: Starke Mütter für eine bessere Zukunft
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine Herausforderung, die viele Mütter täglich meistern. Doch es ist wichtig, dass sie dabei nicht auf der Strecke bleiben. Der Mutterschutz ist ein wichtiger Schutzmechanismus, der es Frauen ermöglichen soll, ihre beruflichen Ziele zu verfolgen, ohne ihre Familie vernachlässigen zu müssen. Es ist an der Zeit, dass Arbeitgeber ihre Verantwortung wahrnehmen und eine familienfreundliche Unternehmenskultur schaffen, in der Mütter unterstützt und gefördert werden. Denn starke Mütter sind nicht nur gut für ihre Familien, sondern auch für die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes. Indem wir die Rechte von werdenden und stillenden Müttern stärken, investieren wir in eine bessere Zukunft für uns alle.
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