Es ist ein bekanntes Szenario für viele Eltern, besonders in der Vorweihnachtszeit: Die Wunschzettel der Kinder werden länger und länger, die Kinderzimmer füllen sich mit Spielzeugbergen, und der Gedanke an das kommende Weihnachtsfest löst eher Stress als Freude aus. Doch was, wenn wir diesen Kreislauf durchbrechen und unseren Kindern zeigen, dass es im Leben um mehr geht als nur um Konsum?
Der Überfluss, der keiner ist
Erinnert ihr euch an das Gefühl, als Kind sehnsüchtig auf ein bestimmtes Spielzeug zu warten? Die Aufregung, wenn man es endlich in den Händen hielt? Heutzutage scheint diese Freude oft von kurzer Dauer. Das liegt nicht daran, dass unsere Kinder undankbar sind, sondern vielmehr daran, dass sie in einer Welt des Überflusses leben. Ein ständiger Strom neuer Spielsachen und Gadgets lässt kaum Zeit, Wertschätzung für das Vorhandene zu entwickeln. Die LEGO-Kisten quellen über, unzählige Sets liegen unvollständig herum, und das Interesse an Neuem überstrahlt schnell die Lust am Alten.
Dieses Phänomen ist nicht nur auf Spielzeug beschränkt. Auch bei Kleidung, Büchern und anderen Konsumgütern beobachten wir oft, dass der materielle Wert nicht dem emotionalen Wert entspricht. Kinder verlieren schnell den Überblick über ihre Besitztümer und entwickeln eine Anspruchshaltung, bei der kaputte oder verlorene Dinge einfach durch neue ersetzt werden. Doch was lernen sie dabei wirklich?
Die Frage ist doch: Wollen wir wirklich, dass unsere Kinder in einer Welt aufwachsen, in der Konsum über alles gestellt wird? Wollen wir, dass sie den Wert von Dingen nur daran messen, wie neu oder teuer sie sind? Oder möchten wir ihnen nicht viel lieber Werte wie Wertschätzung, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung vermitteln?
Die Illusion des Glücks durch Geschenke
Viele von uns kennen das Gefühl, den Kindern jeden Wunsch erfüllen zu wollen. Wir möchten ihnen eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen und ihnen all das geben, was wir selbst vielleicht entbehren mussten. Doch oft verwechseln wir dabei Quantität mit Qualität. Wir glauben, dass mehr Geschenke automatisch zu mehr Glück führen. Aber ist das wirklich so?
Eine Studie der University of Toledo hat gezeigt, dass Kinder kreativer und konzentrierter spielen, wenn sie weniger Spielzeug zur Auswahl haben. Übervolle Kinderzimmer hingegen können überfordernd wirken und Stress erzeugen. Auch andere Untersuchungen deuten darauf hin, dass Überfluss die Kreativität behindern und die Aufmerksamkeitsspanne verringern kann. Das bedeutet, dass wir unseren Kindern mit zu vielen Geschenken möglicherweise sogar einen Bärendienst erweisen.
Es ist an der Zeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen und uns von dem Glaubenssatz zu verabschieden, dass mehr Geschenke gleichbedeutend mit mehr Glück sind. Stattdessen sollten wir uns darauf konzentrieren, unseren Kindern Werte zu vermitteln, die sie ein Leben lang begleiten werden.
„Weniger ist mehr – nicht nur für unsere Kinder, sondern auch für unseren Planeten. Es geht darum, ein Bewusstsein für einen nachhaltigen Lebensstil zu schaffen und den Fokus auf Erfahrungen statt Besitztümer zu legen.“
Die Folgen unseres Konsumverhaltens
Unser Konsumverhalten hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Kinder, sondern auch auf unsere Umwelt. Die Ressourcen der Erde sind begrenzt, und die Produktion von Konsumgütern verbraucht Unmengen an Energie und Rohstoffen. Zudem führt unser Wegwerfverhalten zu immer größeren Müllbergen und belastet die Umwelt nachhaltig. Es ist wichtig, dass wir unseren Kindern ein Bewusstsein für diese Zusammenhänge vermitteln und sie zu einem nachhaltigen Lebensstil erziehen.
Das bedeutet nicht, dass wir unseren Kindern gar keine Geschenke mehr machen sollen. Aber wir sollten uns bewusst machen, was wir kaufen und wie wir damit umgehen. Wir können darauf achten, nachhaltige Produkte zu wählen, Spielzeug zu reparieren statt wegzuwerfen und gebrauchte Gegenstände zu kaufen oder zu verkaufen. Auch das Teilen von Spielzeug mit Freunden oder Nachbarn ist eine tolle Möglichkeit, Ressourcen zu schonen und den Wert von Dingen zu schätzen.
Indem wir unseren Kindern ein gutes Vorbild geben und ihnen zeigen, dass Konsum nicht alles ist, können wir sie zu verantwortungsbewussten und umweltbewussten Menschen erziehen.
Weihnachten neu denken: Zeit statt Zeug
Weihnachten sollte ein Fest der Liebe und der Besinnlichkeit sein, nicht des Konsums. Statt uns auf materielle Geschenke zu konzentrieren, sollten wir uns auf das besinnen, was wirklich zählt: gemeinsame Zeit mit unseren Liebsten. Erlebnisse und Momente mit geliebten Menschen bleiben im Gedächtnis haften, nicht materielle Dinge.
Wie wäre es, wenn wir dieses Jahr statt teurer Geschenke gemeinsame Aktivitäten planen? Ein Ausflug in die Natur, ein Besuch im Museum, ein gemeinsames Kochen oder Backen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Auch ein selbstgemachtes Geschenk oder ein Gutschein für gemeinsame Zeit kann eine tolle Alternative zu gekauften Dingen sein. Wichtig ist, dass wir unseren Kindern zeigen, dass wir an sie denken und uns Zeit für sie nehmen.
Weihnachtsfreude: Ein Kind hält ein Geschenk in einem festlich geschmückten Zimmer.
Indem wir Weihnachten neu denken und den Fokus auf gemeinsame Zeit und Erlebnisse legen, können wir unseren Kindern zeigen, dass es im Leben um mehr geht als nur um Konsum. Wir können ihnen Werte wie Wertschätzung, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung vermitteln und sie zu glücklichen und erfüllten Menschen erziehen.
Es geht darum, ein Umdenken anzustoßen – weg von der „Immer-mehr-Mentalität“, hin zu einem bewussten und nachhaltigen Lebensstil. Es ist ein Weg, der nicht immer einfach ist, aber sich lohnt – für unsere Kinder, für unsere Umwelt und für uns selbst.
Fazit: Weniger Geschenke, mehr Werte
Es ist an der Zeit, den Konsumwahn zu durchbrechen und unseren Kindern zu zeigen, dass wahres Glück nicht in materiellen Dingen liegt. Indem wir die Anzahl der Geschenke reduzieren und den Fokus auf gemeinsame Zeit, wertvolle Erfahrungen und nachhaltige Werte legen, können wir einen positiven Einfluss auf ihre Entwicklung und die Zukunft unseres Planeten nehmen. Es geht darum, ein Bewusstsein für Wertschätzung, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu schaffen und den wahren Geist von Weihnachten wiederzuentdecken: die Liebe und Verbundenheit mit unseren Mitmenschen.
Eltern.de