Es ist ein allbekanntes Szenario: Ein Kind steht im Laden, die Augen leuchten, und ein sehnsüchtiges „Mama, ich will das haben!“ hallt durch den Raum. Ob es sich um das neueste Spielzeug, ein buntes Stickerheft oder eine andere Kleinigkeit handelt – Kinderwünsche können Eltern vor eine echte Herausforderung stellen. Wie können wir als Mütter und Väter erkennen, welche Wünsche wirklich von Herzen kommen und welche lediglich ein kurzfristiger Impuls sind? Und wie viel „haben wollen“ ist eigentlich in Ordnung?
Die Wunschlawine: Eine Herausforderung für Eltern
Materielle Wünsche von Kindern sind vielfältig und manchmal schier unendlich. Sie reichen von kleinen Aufmerksamkeiten bis hin zu großen, kostspieligen Anschaffungen. Manchmal sind es tief verwurzelte Herzenswünsche, die sich über längere Zeit entwickeln, manchmal sind es nur flüchtige Begehrlichkeiten, die im nächsten Moment schon wieder vergessen sind. Diese Wünsche treten nicht nur zu besonderen Anlässen wie Weihnachten oder Geburtstagen auf, sondern begleiten uns im Alltag – oft genau dann, wenn es uns am wenigsten passt. Wer kennt es nicht: Der Besuch im Supermarkt oder in der Drogerie wird zur Zerreißprobe, weil der Nachwuchs plötzlich die komplette Spielzeugabteilung besitzen möchte. Gerade jüngere Kinder können ihre Wünsche oft noch nicht einordnen und äußern spontan jeden Wunsch, der ihnen gerade in den Sinn kommt.
Schenken mit Bedacht: Mehr als nur materielle Güter
Als Eltern möchten wir unseren Kindern natürlich gerne eine Freude machen. Es ist ein schönes Gefühl, ihre Augen zum Leuchten zu bringen und ihnen etwas zu schenken, das sie sich wünschen. Eine Umfrage hat gezeigt, dass viele Eltern ihren Kindern auch außerhalb von Geburtstagen oder Weihnachten Spielsachen kaufen, einfach um ihnen eine Freude zu bereiten. Neue Spielsachen können die Kreativität anregen und altersgerechte Anreize bieten. Schenken ist ein Ausdruck von Liebe und Wertschätzung, sowohl für die Kinder als auch für die Eltern.
Allerdings sind sich Expert:innen einig, dass eine zu große Menge an Spielzeug Kinder eher überfordert als fördert. Zu viele Reize können die Konzentration beeinträchtigen und die Kreativität hemmen. Viele Eltern kennen das Phänomen: Das Kind reißt ein Geschenk auf, legt es sofort beiseite und widmet sich dem nächsten. Ein einzelnes, sorgfältig ausgewähltes Geschenk kann viel mehr Freude bereiten als eine ganze Flut von Dingen. Denn ein erfüllter Wunsch vermittelt dem Kind: „Ich werde gesehen, meine Wünsche sind wichtig.“ Dieses Gefühl der Wertschätzung geht jedoch in einer Geschenkeflut schnell verloren. Materielle Güter sollten niemals als Ersatz für Aufmerksamkeit und Zuwendung dienen. Eine liebevolle Beziehung ist die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl. Wenn diese Basis gegeben ist, können liebevoll ausgewählte Geschenke eine riesige Freude sein und zu strahlenden Kinderaugen führen.
„Der Schlüssel liegt darin, Kinder zu lehren, den Wert von Dingen zu schätzen, anstatt sich nur auf die Quantität zu konzentrieren. Es geht darum, eine Balance zu finden, die es ermöglicht, Freude am Schenken zu erleben, ohne in Konsumismus und Oberflächlichkeit zu verfallen.“
Herzenswünsche erkennen: Eine Frage der Beobachtung und Geduld
Wie aber können wir als Eltern zwischen einem echten Herzenswunsch und einem bloßen „Will-ich-haben“-Impuls unterscheiden? Echte Wünsche brauchen Zeit, um zu reifen. Sie werden immer wieder thematisiert und zeigen sich durch anhaltendes Interesse. Das bedeutet nicht, dass wir als Eltern niemals einem spontanen Wunsch nachgeben dürfen. Gelegentliche Überraschungen und zufällige Entdeckungen im Spielzeugregal können durchaus Freude bereiten. Dennoch ist es wichtig, ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Wünsche wirklich von Herzen kommen und welche nur von kurzer Dauer sind.
Was tun, wenn die Augen im Geschäft immer größer werden und die Wut über ein „Nein“ immer lauter wird? Wenn Ablenkungsversuche nicht mehr funktionieren, kann es sinnvoll sein, den Wunsch zu vertagen. Kinder lassen sich jedoch meist nicht einfach mit einem vagen „Vielleicht ein anderes Mal“ abspeisen. Hilfreich ist es, den Wunsch zunächst einmal anzuerkennen und ernst zu nehmen. Das Kind fühlt sich verstanden und nicht übergangen. Das Wunschobjekt kann beispielsweise abfotografiert oder auf einer Wunschliste notiert werden. Oft ist der Wunsch dann schon auf dem Nachhauseweg wieder vergessen. Falls nicht, kann zu Hause eine Wunschbox aufgestellt werden, in die das Kind Zettel mit seinen Wünschen einwerfen kann. Wandern sehr viele Wünsche in die Box, kann die Regel eingeführt werden, dass für jeden neuen Wunschzettel ein anderer gehen muss. So setzt sich das Kind aktiv mit seinen Wünschen auseinander und entscheidet selbst, was ihm wirklich wichtig ist. Bei älteren Kindern kann auch das gemeinsame Sparen eine gute Methode sein, um herauszufinden, wie stark der Wunsch wirklich ist. Wäre das Kind bereit, einen Teil seines Taschengeldes beizusteuern oder etwas von seinen Spielsachen auf dem Flohmarkt zu verkaufen, um das Geld in die neue Anschaffung zu investieren?
Welche Spielzeuge machen Kinder wirklich glücklich? Ein Blick auf altersgerechte Spielzeuge und die Bedeutung von Wünschen.
Qualität vor Quantität: Nachhaltige Entscheidungen treffen
Auch wenn wir als Eltern nicht grundsätzlich bewerten sollten, was ein „guter“ oder „schlechter“ Wunsch ist, können wir doch Einfluss auf die Menge und Qualität der Produkte nehmen. Nachhaltigkeit spielt für viele Eltern eine wichtige Rolle bei der Auswahl von Kinderprodukten. Viele vertrauen auf bewährte Markenqualität und bevorzugen ein hochwertiges Produkt, an dem das Kind lange Freude hat. Gerade jüngere Kinder können oft noch nicht zwischen einem wertigen Produkt und einem Billigartikel unterscheiden. Für sie ist oft die Menge der Geschenke (und das Auspacken) der interessanteste Faktor. Wenn es also beispielsweise ein teures Geschenk zum dritten Geburtstag gibt, kann es durchaus sinnvoll sein, zusätzlich noch eine Kleinigkeit wie eine Tierfigur zu verpacken.
Im Laufe der Jahre entwickelt jede Familie ihre eigenen Geschenkeregeln, die natürlich mit dem Alter der Kinder angepasst werden können. Viele Eltern stimmen sich mit der Verwandtschaft ab, wenn es um Geschenke geht. Wenn alle zusammenlegen, können auch größere Wünsche erfüllt werden, und mögliche Konkurrenzkämpfe um die größten und meisten Geschenke bleiben aus. Bei kleineren Wünschen können Eltern konkrete Geschenkideen an die Verwandtschaft weitergeben. Um die Geschenkeflut einzudämmen, wenden manche Eltern die Vier-Geschenke-Regel an: Etwas zum Lesen, etwas zum Anziehen, etwas, was sich das Kind wünscht, und etwas, das es wirklich braucht. Auch Zeitgeschenke, wie eine Reitstunde mit Oma oder ein Theaterbesuch mit Opa, können den Geschenkeberg verkleinern.
Hier sind einige Geschenkideen, die sowohl Freude bereiten als auch einen Mehrwert bieten:
- Bücher: Fördern die Fantasie und den Wortschatz.
- Kreativsets: Malen, Basteln, Kneten – regen die Kreativität an.
- Experimentierkästen: Fördern das Interesse an Naturwissenschaften.
- Gesellschaftsspiele: Stärken den Zusammenhalt und fördern strategisches Denken.
- Sportgeräte: Fördern die Bewegung und die Gesundheit.
- Musikinstrumente: Fördern die musikalische Entwicklung.
- Gutscheine für gemeinsame Erlebnisse: Schaffen unvergessliche Erinnerungen.
Den wahren Wert des Schenkens vermitteln
Den wahren Wert des Schenkens vermitteln wir nicht nur durch das, was wir dem Kind schenken, sondern auch dadurch, wie wir gemeinsam mit ihnen anderen Geschenke machen. Wenn wir zusammen selbstgemachte Weihnachtsgeschenke für Oma und Opa vorbereiten, schöne Muscheln aus dem Urlaub für die beste Freundin sammeln und liebevoll verpacken oder uns gemeinsam Gedanken machen, über welchen Kuchen sich die Mama wohl zum Geburtstag freut, lernen wir gemeinsam, worum es beim Schenken wirklich geht: Vorfreude, Heimlichkeit und Wertschätzung für liebe Menschen.
Auch das gemeinsame Ausmisten von ausgedienten Besitztümern schärft den Blick für das, was wirklich Freude macht. Aussortierte Kleidung und Spielzeug können gemeinsam mit den Kindern an caritative Einrichtungen weitergegeben werden. Ausgediente Bücher kommen in den nächsten Bücherschrank, und manche gut erhaltenen Dinge können auf dem Flohmarkt verkauft werden, um für den nächsten großen Herzenswunsch zu sparen. So lernen die Kleinen nicht nur, sich von Dingen zu trennen und anderen eine Freude zu machen, sondern erfahren auch beim regelmäßigen Sichten und Weitergeben ihrer Sachen, welche Dinge vielleicht nicht genutzt wurden oder schnell kaputt waren und was ihnen lange viel Freude bereitet hat.
Fazit: Balance finden und Werte vermitteln
Kinderwünsche sind ein natürlicher Teil des Aufwachsens. Als Eltern ist es unsere Aufgabe, unsere Kinder dabei zu begleiten, ihre Wünsche zu erkennen, zu hinterfragen und den Wert von Dingen zu schätzen. Es geht darum, eine Balance zu finden, die es ermöglicht, Freude am Schenken zu erleben, ohne in Konsumismus und Oberflächlichkeit zu verfallen. Indem wir unseren Kindern den wahren Wert des Schenkens vermitteln, sie in Entscheidungsprozesse einbeziehen und ihnen die Möglichkeit geben, sich von Dingen zu trennen, die sie nicht mehr brauchen, können wir ihnen wichtige Werte für ihr Leben mitgeben.
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