Wenn es um Erfrischungsgetränke für unsere Kinder geht, stehen viele Eltern vor einem Dilemma. Einerseits möchten wir ihnen keine Freude verwehren, andererseits haben wir den Zuckergehalt und die Gesundheit unserer Kleinen im Blick. Die jüngste Ankündigung von Coca-Cola hat daher für Aufmerksamkeit gesorgt: Der Getränkehersteller plant, in den USA eine neue Produktvariante mit Rohrzucker statt des bisher verwendeten Maissirup-Zuckers (High-Fructose Corn Syrup) auf den Markt zu bringen.
Doch was bedeutet diese Änderung tatsächlich für die Gesundheit unserer Kinder? Ist eine Cola mit Rohrzucker die bessere Wahl? Wir haben die Fakten zusammengetragen und erklären, was hinter dem Wechsel steckt und worauf Eltern achten sollten.
Rohrzucker statt Maissirup: Was ändert sich wirklich?
Coca-Cola hat in seinem Quartalsbericht vom 22. Juli 2025 angekündigt, dass das Unternehmen eine neue Produktvariante mit Rohrzucker auf den US-amerikanischen Markt bringen wird. In der Mitteilung heißt es: „Diese Ergänzung soll das starke Kernportfolio des Unternehmens ergänzen und mehr Auswahlmöglichkeiten für verschiedene Anlässe und Präferenzen bieten.“ Während in anderen Ländern wie Mexiko und einigen europäischen Staaten Coca-Cola bereits mit Rohrzucker hergestellt wird, ist dies für den US-Markt eine Premiere.
Die Ankündigung hat eine lebhafte Diskussion ausgelöst, bei der viele behaupten, Rohrzucker sei gesünder als der bisher verwendete Maissirup. Doch stimmt das wirklich? Experten geben darauf eine klare Antwort: Aus ernährungsphysiologischer Sicht gibt es kaum Unterschiede zwischen den beiden Süßungsmitteln.
Rohrzucker wird aus der Zuckerrohrpflanze gewonnen und besteht etwa zur Hälfte aus Glukose und zur anderen Hälfte aus Fruktose. High-Fructose Corn Syrup (HFCS) hingegen wird aus Maisstärke hergestellt. Dabei wird zunächst ein Sirup produziert, der hauptsächlich aus Glukose besteht. Durch Zugabe von Enzymen wird dann ein Teil dieser Glukose in Fruktose umgewandelt – daher der Name „High-Fructose“ (hochfruktosehaltig).
Der wesentliche Unterschied liegt also im Herstellungsprozess und der Rohstoffquelle, nicht jedoch in der Wirkung auf unseren Körper.
Gesundheitliche Auswirkungen: Was Eltern wissen müssen
Für viele Eltern ist die wichtigste Frage: Ist die neue Coca-Cola mit Rohrzucker eine gesündere Option für meine Kinder? Die Antwort der Experten ist eindeutig: Nein, denn beide Zuckerarten haben nahezu identische Auswirkungen auf den Körper.
„Es gibt keine aktuellen Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass Rohrzucker gesünder ist als HFCS, besonders wenn es um die Stoffwechselgesundheit geht“, erklären Ernährungsexperten. „Ernährungsphysiologisch sind sie fast identisch und haben die gleiche Wirkung auf den Körper.“
Ob Rohrzucker oder Maissirup – eine Dose Cola enthält in beiden Fällen etwa 40 Gramm Zucker. Das ist deutlich mehr als die empfohlene Tagesmenge für Kinder, unabhängig von der Art des verwendeten Süßungsmittels.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die Amerikanische Akademie für Pädiatrie (AAP) empfehlen, dass Kinder über zwei Jahren weniger als 25 Gramm zugesetzten Zucker pro Tag konsumieren sollten. Für Kinder unter zwei Jahren wird zugesetzter Zucker überhaupt nicht empfohlen. Eine einzige Dose Coca-Cola – ob mit Rohrzucker oder Maissirup – überschreitet diese Empfehlung bereits deutlich.
Regelmäßiger und übermäßiger Konsum beider Zuckerarten kann zu gesundheitlichen Problemen führen, darunter Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Herzerkrankungen. Warum glauben dennoch viele Menschen, dass Rohrzucker die bessere Wahl sei? Experten zufolge liegt dies hauptsächlich an der Wahrnehmung, dass Rohrzucker weniger verarbeitet sei und damit „natürlicher“ wirke.
Warum der Wechsel zum Rohrzucker?
Die Entscheidung von Coca-Cola, eine Rohrzucker-Variante auf den US-Markt zu bringen, hat neben gesundheitlichen Aspekten auch wirtschaftliche und politische Hintergründe. In den USA wird Maissirup seit Jahrzehnten stark subventioniert, was ihn zu einer kostengünstigen Option für Getränkehersteller macht. Rohrzucker hingegen unterliegt strengen Importbeschränkungen und Zöllen, die ihn teurer machen.
In jüngster Zeit gab es jedoch verstärkt Diskussionen über diese Politik, und der Verbrauchertrend geht in Richtung „natürlicherer“ Produkte. Coca-Cola reagiert mit der neuen Variante auf diese Marktentwicklung und bietet Verbrauchern eine Alternative, die als weniger industriell verarbeitet wahrgenommen wird.
Für Eltern ist es wichtig zu verstehen, dass dieser Wechsel hauptsächlich marketinggetrieben ist und keine wesentlichen gesundheitlichen Vorteile bietet. Eine Cola mit Rohrzucker bleibt ein zuckerhaltiges Getränk mit hoher Kaloriendichte und ohne nennenswerten Nährwert.
Elternratgeber: Umgang mit zuckerhaltigen Getränken im Familienalltag
Als Eltern stehen wir täglich vor der Herausforderung, unseren Kindern eine gesunde Ernährung zu ermöglichen und gleichzeitig ihre Wünsche zu respektieren. Besonders bei Softdrinks wie Cola ist ein ausgewogener Ansatz wichtig. Hier finden Sie praktische Tipps, wie Sie den Umgang mit zuckerhaltigen Getränken in Ihrer Familie gestalten können:
1. Klare Regeln für den Konsum festlegen
Statt zuckerhaltige Getränke komplett zu verbieten, setzen Sie besser auf klare Regeln:
- Bestimmen Sie feste „Genuss-Tage“ oder besondere Anlässe, an denen Softdrinks erlaubt sind
- Vereinbaren Sie eine maximale Menge (z.B. ein kleines Glas statt einer ganzen Dose)
- Vermeiden Sie, Softdrinks als Belohnung einzusetzen, um keine emotionale Bindung zu schaffen
2. Gesunde Alternativen anbieten
Machen Sie gesündere Getränke attraktiv und leicht zugänglich:
- Wasser mit frischen Früchten, Minze oder Gurke aromatisieren
- Ungesüßte Früchtetees, warm oder kalt serviert
- Selbstgemachte Fruchtschorlen mit wenig Fruchtsaft und viel Wasser
- Sprudelwasser mit einem Spritzer Zitronensaft als „Spezialgetränk“ anbieten
3. Schrittweise Reduktion
Wenn Ihr Kind bereits regelmäßig Softdrinks konsumiert:
- Reduzieren Sie die Menge allmählich – erst auf ein Getränk pro Tag, dann auf wenige pro Woche
- Verdünnen Sie Softdrinks zunächst mit Wasser und steigern Sie den Wasseranteil langsam
- Führen Sie „zuckerfreie Tage“ ein und feiern Sie diese als Erfolg
4. Vorbildfunktion wahrnehmen
Kinder orientieren sich stark am Verhalten ihrer Eltern:
- Trinken Sie selbst überwiegend Wasser und gesunde Alternativen
- Sprechen Sie positiv über gesunde Getränke
- Vermeiden Sie negative Kommentare über Ihren eigenen Körper oder Ihre Ernährung
5. Ernährungsbildung altersgerecht vermitteln
Helfen Sie Ihrem Kind, ein gesundes Verhältnis zu Lebensmitteln zu entwickeln:
- Erklären Sie altersgerecht, warum zu viel Zucker nicht gut für den Körper ist
- Vermeiden Sie Begriffe wie „gut“ oder „schlecht“ für Lebensmittel
- Sprechen Sie stattdessen über „Alltagslebensmittel“ und „besondere Lebensmittel“
- Beziehen Sie Kinder in die Zubereitung gesunder Getränke ein
6. Zuckergehalt visualisieren
Machen Sie den Zuckergehalt für Kinder begreifbar:
- Zeigen Sie, wie viele Zuckerwürfel in einer Dose Limonade stecken (etwa 10 Würfel in einer 330ml-Dose)
- Vergleichen Sie dies mit der empfohlenen Tagesmenge (maximal 6 Zuckerwürfel für Kinder)
7. Besondere Anlässe wertschätzen
Zuckerhaltige Getränke können bei besonderen Gelegenheiten ihren Platz haben:
- Machen Sie deutlich, dass Softdrinks für besondere Anlässe reserviert sind
- Lassen Sie Ihr Kind bei Feiern oder im Restaurant selbst entscheiden, ob es die „besondere“ Option wählen möchte
- Vermeiden Sie übermäßige Einschränkungen, die zu Heißhungerattacken führen können
weiterführende Quellen zum Thema
- Handelsblatt: Coca-Cola bestätigt neue Rohrzucker-Variante für den US-Markt: Dieser Artikel erläutert die Ankündigung von Coca-Cola, eine neue Produktlinie mit Rohrzucker in den USA einzuführen. Die Quelle ist ein renommiertes deutsches Wirtschaftsmagazin mit hoher journalistischer Qualität und liefert fundierte Hintergrundinformationen zur Marktsituation und politischen Einflüssen.
- ZEITmagazin: Coca-Cola – Des Kaisers neue Cola: Das ZEITmagazin analysiert die Rezepturänderung im Kontext des politischen Drucks durch Donald Trump und bewertet die gesundheitlichen Aspekte von Rohrzucker gegenüber Maissirup kritisch. Die Zeit ist eine der führenden Qualitätszeitungen Deutschlands und liefert tiefgehende, recherchierte Informationen.
- DER SPIEGEL: Themenseite Coca-Cola: Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL bietet eine Sammlung aktueller Meldungen und Hintergrundberichte rund um Coca-Cola, inklusive Produktneuheiten und Verbraucherschutzthemen. Der Spiegel gilt als eine der wichtigsten und vertrauenswürdigsten Quellen für umfassende Nachrichten in Deutschland.
- Watson: Coca-Cola reagiert auf Trump – Sonderedition mit Rohrzucker angekündigt: Dieser deutschsprachige Artikel berichtet kompakt über die Einführung der Rohrzucker-Edition in den USA als Reaktion auf politischen Druck. Watson zeichnet sich durch schnelle und verständliche Berichterstattung aus, eignet sich gut für Leser, die einen schnellen Überblick suchen.
Ausgewogene Ernährung statt Verbote: So gehen Sie mit Softdrinks um
Als Eltern wollen wir unseren Kindern eine gesunde Ernährung ermöglichen, ohne ständig Verbote auszusprechen. Bei Softdrinks wie Cola ist ein ausgewogener Ansatz sinnvoll. Statt diese Getränke komplett zu verbieten, was oft zu einer Überbewertung führen kann, sollten wir sie als gelegentliche Ausnahme betrachten.
Studien haben gezeigt, dass fast zwei Drittel der Kinder in westlichen Ländern täglich zuckerhaltige Getränke konsumieren. Dies ist deutlich zu viel und kann langfristig gesundheitliche Probleme verursachen. Wenn Ihr Kind regelmäßig Softdrinks trinkt, empfehlen Experten eine schrittweise Reduzierung: Beginnen Sie damit, auf ein Getränk pro Tag zu reduzieren, und verringern Sie die Menge dann weiter, während Sie gleichzeitig gesündere Alternativen wie Wasser oder Milch anbieten.
Wichtig ist auch, wie wir mit unseren Kindern über Ernährung sprechen. Vermeiden Sie es, Lebensmittel als „gut“ oder „schlecht“ zu bezeichnen, da dies zu einem ungesunden Verhältnis zu Nahrungsmitteln führen kann. Sprechen Sie stattdessen über „Alltagslebensmittel“ und „besondere Lebensmittel“. Seien Sie sich auch bewusst, wie Sie vor Ihren Kindern über Ernährung und Ihren eigenen Körper sprechen, denn Kinder nehmen diese Einstellungen oft unbewusst an.
Letztendlich geht es nicht um Perfektion, sondern um ein ausgewogenes Verhältnis, das das Wachstum und die langfristige Gesundheit Ihrer Kinder unterstützt. Eine Cola – ob mit Rohrzucker oder Maissirup – kann gelegentlich als Genussmittel ihren Platz haben, sollte aber nicht zur täglichen Gewohnheit werden.
Fazit: Keine gesündere Alternative, sondern bewusster Konsum
Die neue Rohrzucker-Variante von Coca-Cola ist aus ernährungsphysiologischer Sicht keine gesündere Alternative zur herkömmlichen Version mit Maissirup. Beide Zuckerarten haben ähnliche Auswirkungen auf den Körper und enthalten vergleichbare Mengen an Kalorien. Eine Dose Cola enthält etwa 40 Gramm Zucker – unabhängig davon, ob dieser aus Zuckerrohr oder Mais gewonnen wurde.
Für Eltern ist es wichtig zu verstehen, dass Marketing-Begriffe wie „mit echtem Zucker“ oder „natürlicher Süße“ keine Aussage über den gesundheitlichen Wert eines Produkts treffen. Entscheidend ist vielmehr die Gesamtmenge an Zucker und der Nährwert des Getränks.
Statt auf vermeintlich gesündere Varianten zu setzen, sollten wir unseren Kindern einen bewussten und maßvollen Umgang mit zuckerhaltigen Getränken vermitteln. Wasser, ungesüßte Tees und selbst zubereitete Fruchtschorlen mit geringem Fruchtsaftanteil sind gute Alternativen für den täglichen Konsum.
Mit diesem Wissen können Sie als Eltern fundierte Entscheidungen treffen und Ihren Kindern ein gesundes Verhältnis zu Ernährung und Genussmitteln vermitteln – ganz ohne Verbote oder Verurteilungen, aber mit klaren Grenzen und gesunden Alternativen.
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