LGBTQIA+ Bücher in Schulen: Warum der Kampf um Vielfalt wichtig ist

Die Nachmittagsbetreuung ist vorbei, der übliche Trubel hat begonnen. Hausaufgaben, Abendessen vorbereiten, Wäscheberge bezwingen – der Alltag einer berufstätigen Mutter ist ein Balanceakt auf einem Drahtseil. Doch inmitten dieser alltäglichen Herausforderungen, zwischen Terminen und To-Do-Listen, gibt es einen stillen Kampf, der in den Schulbibliotheken und Klassenzimmern tobt. Ein Kampf um die Geschichten, die unsere Kinder lesen dürfen.

Ein besorgniserregender Trend: LGBTQIA+ Bücher im Visier

Es begann schleichend, fast unmerklich. Eine besorgte Mutter hier, eine kritische Stimme dort. Doch was als vereinzelte Beschwerden begann, hat sich zu einer besorgniserregenden Welle entwickelt: Bücher mit LGBTQIA+-Themen und -Charakteren geraten zunehmend ins Visier konservativer Kräfte. Schulbibliotheken werden durchforstet, Lehrpläne hinterfragt, und immer öfter werden Bücher aus dem Verkehr gezogen – oft nach dem Einspruch einer einzelnen Person oder einer kleinen Gruppe.

Anna Smith, eine Mutter von vier Kindern und engagierte Schulrätin in Leander, Texas, wurde Zeugin dieser Entwicklung. „Ich glaube, es war um die Zeit, als Eltern von ‚An ABC of Equality‘ erfuhren, dass uns klar wurde, wohin die Reise geht“, erinnert sie sich. Dieses Kinderbuch, das Kindern auf spielerische Weise Konzepte wie Freundlichkeit, Multikulturalität und Transgender näherbringt, löste in der Gemeinde hitzige Debatten aus. Eltern bezeichneten es in einer Sitzung des Leander Independent School District (ISD) als „schrecklich“ und „niederträchtig“. Ein Vorbote für den Kampf, der noch folgen sollte.

Später forderten Schüler in Leander vielfältigere Bücher für ihre Buchclubs. Als die Lehrpläne Titel mit LGBTQIA+-Charakteren und Geschichten über Rassismus enthielten, starteten Eltern eine Kampagne, um die Bücher zu verbieten. Am 1. Dezember 2021 wurden elf Bücher dauerhaft aus den Buchclubs der High School oder den Klassenzimmerbibliotheken entfernt.

Diese Entwicklung ist kein Einzelfall. Bundesweit werden Bücher mit LGBTQIA+-Themen und -Charakteren zunehmend angegriffen. Die American Library Association (ALA) verzeichnete im September 2021 einen Anstieg der Beschwerden um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Deborah Caldwell-Stone, Direktorin der ALA, sagt, sie habe in ihren 20 Jahren bei der ALA noch nie ein solches Ausmaß an Buchentfernungen gesehen.

LGBTQIA+ Bücher unter Beschuss

LGBTQIA+ Bücher unter Beschuss

Die betroffenen Bücher behandeln oft Themen wie Rasse oder Sexualität, aber zunehmend stehen Bücher mit LGBTQIA+-Themen und -Charakteren im Fokus. Während der Kampf gegen Bücher über Rasse eine Facette des Konservatismus darstellt, muss der Anstieg der Buchentfernungen von queeren Büchern als separate Strategie zur Kontrolle der Lehrpläne betrachtet werden.

Die Auswirkungen auf unsere Kinder

Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf unsere Kinder sind verheerend. „Die Schüler in unserem Distrikt bekommen das alles mit. Ich habe Freunde hier mit Kindern, die im Moment nicht in die Schule gehen wollen, weil sie das hören“, sagt Anna Smith. „Es hat einige hässliche Dinge zum Vorschein gebracht.“

Stellen Sie sich vor, Ihr Kind kommt nach Hause und erzählt, dass ein Buch, das einen Charakter wie es selbst oder einen seiner Freunde zeigt, aus der Schulbibliothek entfernt wurde. Stellen Sie sich vor, wie es sich anfühlt, wenn die eigene Identität als „unangemessen“ oder „gefährlich“ abgestempelt wird. Die Botschaft ist klar: Du bist nicht willkommen, deine Geschichte ist nicht wertvoll.

Es ist eine Botschaft, die tiefe Wunden hinterlassen kann. Studien zeigen, dass LGBTQIA+-Jugendliche, die Ablehnung und Diskriminierung erfahren, ein höheres Risiko für Depressionen, Angstzustände und Suizidgedanken haben. Bücher, die ihre Erfahrungen widerspiegeln, sind nicht nur eine Quelle der Information, sondern auch der Bestätigung und des Trostes. Sie zeigen ihnen, dass sie nicht allein sind, dass ihre Gefühle und Erfahrungen gültig sind.

„Was diese Buchverbote wirklich verletzen, sind die Gemeinschaften“

Diese Worte der Autorin Maia Kobabe bringen es auf den Punkt. Es geht nicht nur um die Bücher selbst, sondern um die Botschaft, die sie an unsere Kinder senden. Es geht um die Schaffung einer Atmosphäre der Ausgrenzung und Angst, in der sich LGBTQIA+-Jugendliche nicht sicher und akzeptiert fühlen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass es hier nicht um „Indoktrination“ geht, wie oft behauptet wird. Kinder wissen in der Regel schon sehr früh, wer sie sind. Die Academy of Pediatrics sagt, dass Kinder ihre Geschlechtsidentität normalerweise im Alter von vier Jahren kennen, und Dr. Caitlin Ryan von der San Francisco State University erklärt, dass ihre Forschung zeigt, dass sich lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche im Durchschnitt mit 13,4 Jahren selbst identifizieren und immer mehr Kinder sich im Alter von unter 10 Jahren als LGB identifizieren. Kinder suchen in den Medien – auch in Büchern – nach sich selbst und nach Möglichkeiten, sich mit Menschen wie ihnen zu identifizieren.

Buchentfernungen werden die Existenz von LGBTQIA+-Personen nicht auslöschen, aber sie werden dazu führen, dass sich diese Personen schämen oder Angst vor ihrer Existenz haben.

Politisches Spiel auf dem Rücken unserer Kinder

Leider werden Schulbehördensitzungen zunehmend zu politischen Schlachtfeldern. Erwachsene verfolgen ihre eigenen Agenden, oft auf Kosten der Schüler, die die Bücher tatsächlich lesen würden. Gloria Gonzalez-Dholakia, Mitglied des Kuratoriums für Leander ISD, beklagt: „Es ging weniger um die Bücher und mehr darum, eine politische Bewegung für etwas anderes zu schaffen. Was in dieser politischen Bewegung verloren ging, war die Fähigkeit unserer Schüler, das Lesen zu genießen und jemanden zu sehen, der in einem Buch so aussieht oder klingt wie sie. Diese Gelegenheit wurde ihnen gestohlen.“

Es ist ein trauriger Kommentar zu unserer Gesellschaft, dass die Bildung unserer Kinder für politische Zwecke instrumentalisiert wird. Anstatt sich auf die Bedürfnisse der Schüler zu konzentrieren, werden Schulbehördensitzungen zu Arenen für ideologische Auseinandersetzungen. Die Leidtragenden sind unsere Kinder, denen der Zugang zu wichtigen Geschichten und Perspektiven verwehrt wird.

Was wir tun können: Gemeinsam gegen Buchentfernungen

Es gibt Hoffnung. Überall im Land stehen Menschen auf, um sich gegen Buchentfernungen zu wehren. Schulräte wie Anna Smith, Schüler wie Holland Duggan und Aurora Nicol, und Bibliothekare wie Lindsey Kimery setzen sich unermüdlich für den Erhalt der Vielfalt in unseren Bibliotheken und Klassenzimmern ein.

Aber sie können es nicht alleine schaffen. Wir alle müssen unseren Beitrag leisten, um sicherzustellen, dass unsere Kinder Zugang zu den Büchern haben, die sie brauchen, um zu lernen, zu wachsen und sich selbst zu finden.

Hier sind einige Möglichkeiten, wie Sie helfen können:

  • Fordern Sie LGBTQIA+-Bücher in Ihrer Bibliothek an und leihen Sie sie aus, um Ihre Unterstützung zu zeigen.
  • Kaufen Sie entfernte Bücher, um die Autoren zu unterstützen und der Verlagsbranche zu zeigen, dass es notwendig ist, Bücher zu kaufen, die Mitglieder von queeren Gemeinschaften repräsentieren.
  • Besuchen Sie Schulbehördensitzungen, um Ihre Unterstützung auszudrücken und Widerstand zu organisieren, wenn in Ihrem Distrikt eine Buchentfernung auftritt.
  • Äußern Sie Ihre Meinung in den sozialen Medien mit den Hashtags #FReadom und #BooksNotBans.

Der Kampf gegen Buchentfernungen ist ein Kampf für die Zukunft unserer Kinder. Es ist ein Kampf für eine inklusive und tolerante Gesellschaft, in der jeder Mensch die Möglichkeit hat, sich selbst zu sein und seine Geschichte zu erzählen.

Fazit: Es liegt an uns

Die zunehmenden Angriffe auf LGBTQIA+-Bücher in Schulen und Bibliotheken sind ein besorgniserregender Trend, der weitreichende Konsequenzen für unsere Kinder haben kann. Es ist wichtig, dass wir uns dieser Entwicklung bewusst sind und aktiv werden, um uns gegen Buchentfernungen zu wehren. Indem wir LGBTQIA+-Bücher unterstützen, Schulbehördensitzungen besuchen und unsere Stimme erheben, können wir dazu beitragen, dass unsere Kinder Zugang zu den Geschichten haben, die sie brauchen, um zu lernen, zu wachsen und sich selbst zu finden. Es liegt an uns, eine inklusive und tolerante Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch die Möglichkeit hat, sich selbst zu sein und seine Geschichte zu erzählen.

QUELLEN

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