Selbstregulation bei Kindern: 7 Strategien für starke Nerven

Das Chaos am Morgen, der Streit beim Abendessen, die Tränen, weil das Spiel verloren wurde – jede Mutter kennt diese Situationen, in denen die Nerven blank liegen. Und mittendrin stehen unsere Kinder, oft hilflos überwältigt von ihren eigenen Gefühlen. Selbstregulation, das mag erstmal wie ein sperriger Begriff klingen, ist der Schlüssel, um unseren Kindern zu helfen, mit diesen Herausforderungen umzugehen. Es geht darum, ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie ihre Emotionen verstehen, steuern und letztendlich ein glücklicheres, ausgeglicheneres Leben führen können.

Warum Selbstregulation so wichtig ist – weit über Trotzphasen hinaus

Stell dir vor, dein Kind steht auf dem Fußballplatz, das entscheidende Tor wurde verfehlt, und die Enttäuschung droht, in einen Wutanfall überzugehen. Selbstregulation ist in diesem Moment die unsichtbare Kraft, die es ihm ermöglicht, die Wut zu spüren, aber nicht die Kontrolle zu verlieren. Jennifer L. Hartstein, eine Psychotherapeutin, die sich auf Kinder und Jugendliche spezialisiert hat, beschreibt Selbstregulation als einen Teilbereich der emotionalen Regulationsfähigkeiten. Es ist die Fähigkeit, sein Verhalten und seine Reaktionen in verschiedenen Situationen effektiv zu steuern. Kinder, die diese Fähigkeit besitzen, können sich besser an Regeln halten, ihre Impulse kontrollieren und anderen mit Respekt begegnen.

Doch Selbstregulation ist viel mehr als nur das Vermeiden von Wutanfällen. Sie ist die Grundlage für soziale Kompetenz, für Empathie und für die Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Sie hilft Kindern, mit Stress umzugehen, Herausforderungen anzunehmen und Rückschläge zu verkraften. Und sie ist entscheidend für den schulischen Erfolg, denn wer sich selbst regulieren kann, kann sich besser konzentrieren, Aufgaben erledigen und mit anderen zusammenarbeiten. Kurzum, Selbstregulation ist ein Skill, der Kinder ihr ganzes Leben lang begleiten und stärken wird.

Wenn die kleinen Vulkan plötzlich ausbrechen – warum Kinder mit Selbstregulation kämpfen

Warum aber fällt es manchen Kindern so schwer, ihre Emotionen zu kontrollieren? Die Antwort liegt in der Entwicklung ihres Gehirns. Der präfrontale Cortex, der für Impulskontrolle und Planung zuständig ist, ist bei kleinen Kindern noch nicht vollständig ausgereift. Das bedeutet, dass sie oft impulsiv handeln, ohne die Konsequenzen ihres Handelns zu bedenken. Dawn Friedman, eine Expertin für Kinderangst, erklärt es so: Ein Kind, das Wut empfindet, schlägt möglicherweise seine Schwester, bevor es überhaupt darüber nachdenken kann. Wenn Eltern dann fragen: „Warum hast du deine Schwester geschlagen?“, antworten die Kinder oft mit „Ich weiß nicht“. Sie tun Dinge, ohne nachzudenken, weil sie noch nicht die Fähigkeit haben, ihren Impuls zu kontrollieren.

Manche Kinder scheinen diese Fähigkeiten aber früher und leichter zu entwickeln als andere. Das Temperament spielt eine Rolle, aber auch die Erziehung prägt die Selbstregulation. Kinder, deren Eltern zu schnell eingreifen, wenn sie frustriert sind, lernen möglicherweise nicht, sich selbst zu beruhigen. Auch bestimmte psychische oder Verhaltensstörungen wie Angstzustände, ADHS oder Autismus können die Selbstregulation erschweren, da diese Kinder Schwierigkeiten haben, ihr allgemeines System zu beruhigen.

Selbstregulierung bei Kindern

Selbstregulierung bei Kindern

Es ist wichtig zu verstehen, dass der Kampf mit der Selbstregulation keine Charakterschwäche ist, sondern ein Entwicklungs- und Lernprozess. Und als Mütter können wir unsere Kinder dabei unterstützen, diese wichtige Fähigkeit zu entwickeln.

„Selbstregulation ist nicht angeboren. Es ist ein erlernbarer Skill, der mit Übung und Geduld gemeistert werden kann. Und als Eltern spielen wir dabei eine entscheidende Rolle, indem wir unseren Kindern die nötigen Werkzeuge und Strategien an die Hand geben.“

Der Werkzeugkoffer für starke Nerven – 7 Strategien für mehr Selbstregulation

Dein Kind im Umgang mit seinen Emotionen zu sehen, kann frustrierend und manchmal sogar herzzerreißend sein. Aber es gibt Hoffnung! Mit den richtigen Strategien kannst du deinem Kind helfen, seine Selbstregulation zu verbessern. Hier sind sieben bewährte Methoden, die du in deinem Familienalltag integrieren kannst:

  1. Übung macht den Meister: Selbstregulation ist wie ein Muskel, der trainiert werden muss. Schwierigkeiten treten oft in Übergangssituationen auf, wie beim Verlassen des Hauses oder beim Wechsel von Spielen zu Hausaufgaben. Teile diese Situationen in kleinere Schritte auf und übe jeden einzelnen Schritt. Wenn Hausaufgaben immer ein Kampf sind, entwickle einen Plan: Wo wird gesessen? Was muss vor einer Pause erledigt werden? Welche Belohnung gibt es nach getaner Arbeit?
  2. Validiere die Gefühle deines Kindes: Auch wenn das Verhalten problematisch ist, die Gefühle dahinter sind es nicht. Zeige deinem Kind, dass du seine Emotionen verstehst. Wenn es beispielsweise nach dem Verlieren eines Spiels einen Wutanfall bekommt, sage: „Ich weiß, es ist schwer zu verlieren und sich schlecht zu fühlen.“ Erkläre dann, dass es trotzdem nicht in Ordnung ist, das Spiel zu zerstören.
  3. Lehre dein Kind, eine Pause zu machen: Kinder, die mit Selbstregulation kämpfen, müssen lernen, sich eine Auszeit zu nehmen, um sich abzukühlen. Sprich im Vorfeld darüber, wo sie hingehen können, um sich zu beruhigen, und welche Aktivitäten ihnen dabei helfen könnten.
  4. Vermittel deinem Kind Achtsamkeitstechniken: Achtsamkeit kann helfen, innezuhalten und sich zu beruhigen. Probiere Meditation, Atemübungen, einfache Yoga-Posen oder ein Mantra aus, um deinem Kind zu helfen, sich neu zu zentrieren.
  5. Bleib selbst ruhig: Du kannst Feuer nicht mit Feuer bekämpfen. Wenn du dich aufregst, wird es deinem Kind schwerfallen, sich zu regulieren. Bring deine eigene Ruhe in die Situation. Es ist leicht, sich von der Eskalation mitreißen zu lassen, aber denk daran: Ruhe ist ansteckend.
  6. Sei realistisch: Es ist normal, frustriert zu sein, aber vergiss nicht, dass vieles entwicklungsbedingt ist. Je jünger dein Kind ist, desto schwerer wird es ihm fallen, sich zu regulieren. Und Kinder, die emotionaler sind, werden ebenfalls mehr Schwierigkeiten haben.
  7. Feiere die Erfolge deines Kindes: Anerkenne und belohne jeden Fortschritt, egal wie klein er ist. Wenn dein Kind normalerweise schlägt, aber diesmal innehält, lobe es dafür. Positive Verstärkung motiviert und stärkt das Selbstvertrauen.

Wann professionelle Hilfe gefragt ist

Selbstregulation ist ein Lernprozess, und als Eltern können wir unsere Kinder dabei unterstützen. Aber es gibt Situationen, in denen die elterlichen Bemühungen nicht ausreichen. Wann ist es Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Laut Dr. Hartstein ist es ratsam, sich an einen Experten zu wenden, wenn keine neuen Fähigkeiten verinnerlicht werden, wenn du dich von den Wutanfällen und Verhaltensweisen überwältigt fühlst oder wenn die Verhaltensweisen riskanter und unsicherer werden. Scheue dich nicht, deinen Kinderarzt oder einen Therapeuten um Rat und Unterstützung zu bitten. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke, wenn du dir und deinem Kind Hilfe suchst.

Denk daran: Du bist nicht allein! Viele Kinder brauchen Unterstützung, um Selbstregulation zu lernen. Und mit Geduld, Liebe und den richtigen Strategien kannst du deinem Kind helfen, ein starkes und ausgeglichenes Leben zu führen.

Fazit: Selbstregulation – Ein Geschenk fürs Leben

Selbstregulation ist mehr als nur ein Schlagwort in Erziehungsratgebern. Es ist eine essentielle Fähigkeit, die Kindern hilft, ihre Emotionen zu verstehen, zu steuern und mit Herausforderungen umzugehen. Indem wir unseren Kindern die richtigen Werkzeuge und Strategien an die Hand geben, schenken wir ihnen ein Geschenk, das sie ihr ganzes Leben lang begleiten wird. Es ist ein Weg zu mehr emotionaler Stabilität, sozialer Kompetenz und einem erfüllteren Leben. Und auch wenn es manchmal anstrengend sein kann, die Geduld zu bewahren und die Ruhe zu finden, denk daran: Jeder kleine Fortschritt ist ein Erfolg, den es zu feiern gilt.

QUELLEN

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